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Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel arbeitet seit 25 Jahren als Kardiologe in Düsseldorf und war über 16 Jahre Mitarbeiter in der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, davon 6 Jahre als Oberarzt. Zum Profil.

Asthma-Sprays bei Luftnot

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Luftnot bei Atemwegserkrankungen kann die Lebensqualität erheblich beeinflussen. Hier erfahren Sie mehr zu Wirkungen und Nebenwirkungen von Asthma-Sprays bei Atemwegserkrankungen.

 

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Enge Bronchien können vor allen Dingen in Belastungssituationen mit schwerer Luftnot verbunden sein. Das schränkt Ihre Leistungsfähigkeit ein und ist mit innerer Unruhe bis hin zu Angst verbunden.

Zu uns in die Cardiopraxis kommen häufig Menschen mit Luftnot und wir müssen dann unterscheiden, ob die Ursache eine Herz-Kreislauferkrankung, zum Beispiel Bluthochdruck oder Herzschwäche ist oder, ob eine sogenannte obstruktive Atemwegserkrankung vorliegt, das heißt eine Engstellung der Bronchien. Hierzu stehen uns in einer kardiologischen Praxis neben den verschiedenen Methoden zur Bewertung des Herz-Kreislaufsystems verschiedene Möglichkeiten der Lungenfunktionsprüfung zur Verfügung:

  • Spirometrie (Weite der Atemwege, Lungenvolumen)
  • Spiromanometrie (Lungenkraft)
  • Spiroergometrie (Interaktion von Lunge, Herz, Kreislauf unter Belastung)

Wenn wir enge Atemwege feststellen, dann verordnen wir sogenannte Asthma-Sprays.

Da Asthma-Sprays zum Teil über das Adrenalin-System wirken und somit Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem haben, zum Beispiel Blutdruckschwankungen und Herzrhythmusstörungen müssen wir gerade bei begleitenden Herz-Kreislauferkrankungen vorsichtig dosiert vorgehen.

Asthma bronchiale und chronisch obstruktive Atemwegserkrankung (COPD) und Luftnot

Die beiden wichtigsten Krankheitsbilder der Atemwege, der sogenannten Bronchien sind das Asthma und die chronisch obstruktive Atemwegserkrankung, abgekürzt COPD. In Deutschland sind 8 Millionen Menschen an Asthma, 10-15% der Kinder und 5-7% der Erwachsenen an Asthma erkrankt. An einer COPD leiden weitere 6,8 Millionen Menschen.

Asthma und COPD unterscheiden sich dadurch, dass Asthma anfallsartig auftritt, während die COPD durch eine konstante Belastungsluftnot charakterisiert ist.

In der Regel sind es Faktoren, wie zum Beispiel allergische Reize oder eine hohe Feinstaubbelastung, die einen Asthmaanfall auslösen; zwischen den Asthmaanfällen liegt in der Regel eine normale Belastbarkeit ohne Luftnot vor.

Bei der COPD sind Bronchien und Lungengewebe chronisch geschädigt, so dass die körperliche Belastbarkeit entsprechend dem Schweregrad der Erkrankung reproduzierbar bei derselben Belastungsdauer und -schwere, zum Beispiel im 6-Minuten-Gehtest auftritt.

Bronchitis in den trockenen Wintermonaten verursacht enge Bronchien

Gerade in den besonders trockenen Wintermonaten, trockenen auch die Schleimhäute aus; vor allen Dingen dann, wenn Sie anstatt durch die Nase durch den Mund atmen. Das begünstigt den Eintritt von Viren sowie von Bakterien und damit auch eine Bronchitis.

Eine Bronchitis wiederum kann zu engen Atemwegen und damit zu asthmatischen Beschwerden führen. Diese Form der obstruktiven Atemwegserkrankung ist meistens nur vorübergehend und verschwindet in den feuchten Wintermonaten wieder.

Was ist Luftnot?

Luftnot in Verbindung mit einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit ist eines der häufigsten Symptome, welches Menschen bei einem Besuch einer kardiologischen Praxis angeben.

Luftnot ist charakterisiert durch Kurzatmigkeit bei leichter körperlicher Belastung im Alltag. Gerade bei entzündlichen Veränderungen der Bronchien und damit schwankender Luftzufuhr kann die Belastungsschwelle erhebliche variieren und Sie können sogar Atemlosigkeit in Ruhe verspüren.

Das Gefühl nicht ausreichend Luft zu bekommen beziehungsweise nicht normal atmen zu können ist mit innerer Unruhe bis hin zu Angst verbunden, was den Sauerstoffbedarf des Körpers noch erhöht.

Luftnot ist neben Schmerzen das Symptom, welches die Lebensqualität am schwersten beeinflusst.

Mechanismen des Atemantriebs

Der Atemantrieb hängt wesentlich vom Gehalt an Kohlendioxid (CO2) und Sauerstoff (O2) ab. Die zentrale Regulation erfolgt über das Gehirn.

O2, welches in der Lunge aufgenommen wird, ist dabei der entscheidende Faktor für den regulären Energiestoffwechsel, den sogenannten aeroben Stoffwechsel.

CO2 entsteht beim Energieverbrauch und ist bei gesunden Menschen die steuernde Größe für den Atemantrieb; grundsätzlich gilt, je höher der CO2-Wert, desto stärker ist der Atemantrieb. CO2 fällt vor allen Dingen dann vermehrt an, wenn dem arbeitenden Muskelgewebe nicht mehr genügend Sauerstoff für einen aeroben Stoffwechsel Verfügung gestellt wird, so dass auf die anaerobe Glykolyse, den Verbrauch von Zucker ohne Sauerstoff umgeschaltet werden muss.

Die Dehnungsrezeptoren der Lunge spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, weil Sie uns das Gefühl geben, dass wir Luft in ausreichender Menge einatmen. Sie zeigen vor allen Dingen an, ob zu viel Druck in der Lunge herrscht, zum Beispiel durch eine Überblähung der Lunge.

Verschiedene Ursachen von Luftnot

Grundsätzlich entsteht Luftnot durch ein Missverhältnis von O2-Angebot und O2-Bedarf.

Das O2-Angebot wird bestimmt durch:

  • Luftwege (Luftröhre, Bronchien)
  • Gasaustausch in der Lunge (Anzahl Lungenbläschen, Transitstrecke zwischen Lungenbläschen und Blutgefäßen, Anzahl und Funktion der Blutgefäße in der Lunge)
  • O2-Transport (Anzahl der roten Blutkörperchen)
  • Herzfunktion
  • O2-Abgabe im Gewebe (Funktion der Blutgefäße im Gewebe)

Der O2-Bedarf im Gewebe wird bestimmt durch:

  • Stoffwechselaktivität in Ruhe
  • körperliche Aktivität (Muskeln)

Während wir körperliche Belastung als Ursache für Luftnot gut kennen, wird die Stoffwechselaktivität in Ruhe in ihrer Bedeutung für das Symptom Luftnot unterschätzt. Eine Steigerung der Stoffwechselaktivität, zum Beispiel durch eine Überdosierung von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin, Thyronajod), hat einen Sauerstoffmehrbedarf zur Folge und ist häufig mit Luftnot verbunden. In Relation zu gesteigerten Stoffwechselaktivität reicht dann das Sauerstoffangebot nicht mehr aus und bei geringsten körperlichen Aktivitäten oder emotionaler Belastung entsteht dann Luftnot.

Wie wirken Asthma-Sprays?

Asthma-Sprays haben zum Ziel die Bronchien zu erweitern, so dass mehr Luft in die Lunge hinein- und wieder hinausgelangt. Asthma-Sprays werden mit einem Sprühstoß inhaliert und sollen topisch wirken, das heißt am Ort des Problems, den Bronchien.

Wirkstoffe von Asthma-Sprays

Bei den Wirkstoffen der Asthma-Sprays unterscheiden wir 3 große Gruppen.

  • direkte Adrenalin-Aktivatoren (sogenannte Sympathikomimetika)
  • indirekte Adrenalin-Aktivatoren (sogenannte Parasympathikolytika)
  • Entzündungshemmer (Kortison)

Neben den genannten Einzelwirkstoffen gibt es zahlreiche Kombinationspräparate, wobei vor allen Dingen langwirksame Beta-2-Mimetika mit Glukokortikoiden kombiniert werden.

Beta-2-Sympathikomimetika bei engen Bronchien

Direkte Adrenalin-Aktivatoren wirken über den Beta-2-Rezeptor an den Zellen der Bronchien. Sie sind biochemisch dem Adrenalin strukturähnlich und wirken somit wie Adrenalin.

Beispiele für Beta-2-Mimetika:

  • Salbutamol (Butovent)
  • Terbutalin (Aerodur)
  • Fenotorol (Berotec)
  • Fomoterol (Foradil)
  • Salmeterol (Serevent)

Parasympathikolytika bei engen Bronchien

Indirekte Adrenalin-Aktivatoren bremsen den Gegenspieler des sympathischen Nervensystems, den sogenannten Parasympathikus, so da das Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Paramsympathikus zugunsten des Sympathikus verschoben wird.

Beispiele für Parasympathikolytika:

  • Ipratropiumbromid (Atrovent)
  • Tiotropiumbromid (Spiriva)
  • Glycopyrroniumbromid (Seebri)
  • Aclidiniumbromid (Eklira Genuair)

Inhalative Glukokortikoide bei entzündeten Bronchien

Kortisonpräparate, sogenannte Glukokortikoide werden vor allen Dingen bei entzündlichen Veränderungen der Bronchien eingesetzt. Sind sind vor allen Dingen bei dem entzündlichen Asthma und bei der Bronchitis besonders effizient.

Glukokortikoide:

  • Budenosid (Pulmicort, Symbicort)
  • Ciclesonid (Alvesco)
  • Fluticason (Flutide)
  • Beclometason (Sansthmax)

Nebenwirkung von Asthma-Sprays – innere Unruhe, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen

Zwar sollen die inhalativen Asthma-Sprays nur in den Bronchien wirken, allerdings können auch systemische Nebenwirkungen im ganzen Körper auftreten. Vor allen Dingen die Beta-2-Mimetika können hier zum Problem werden. Beta-2-Rezeptoren finden sich nicht nur auf den Zellen der Bronchien, sondern überall auf Zellen in Ihrem Körper, so auch im Gehirn, dem Herz und den Blutgefäßen.

Wirkung von Asthma-Sprays auf das Herz

Am Herz vermitteln die Beta-2-Rezeptoren eine Beschleunigung des Herzschlags und eine Zunahme der Pumpkraft. Darüber kann die Adrenalinwirkung auch die Reizbarkeit der Herzzellen erhöhen, so dass Herzrhythmusstörungen entstehen können. Vor allen Dingen Menschen mit Herzerkrankungen sind hier besonders gefährdet, Vorhofflimmern und ventrikuläre Rhythmusstörungen können hier zu einem ernsten Problem werden.

Asthma-Sprays – Wirkung auf Blutgefäße

An den Blutgefäßen wird über die Beta-2-Rezeptoren eine Erweiterung verursacht. Da der Blutdruck dann zunächst abfällt, wird wiederum über Adrenalin und auch Noradrenalin vermittelt der Blutdruck gesteigert. Diese Ausgleichsreaktion ist häufig überschießend, so dass Sie stark schwankende Blutdruckwerte messen.

Stoffwechselwirkung von Asthma-Sprays

Die Stoffwechselwirkung durch Beta-2-Mimetika wird unterschätzt. Eine Steigerung des Stoffwechsels hat einen Anstieg der Körpertemperatur zur Folge. Dieses wiederum verursacht thermischen Stress sowohl im Gehirn als auch im bei der Blutdruckregulation in Ihrem Kreislauf.

Thermischer Stress wird durch Adrenalin und Noradrenalin vermittelt, so dass ein sich selbstverstärkender Teufelskreis entsteht, gerade dann, wenn zusätzlich zur Basismedikation wiederholt zusätzlich kurz-wirksame Beta-2-Mimetika als Bedarfsmedikation eingenommen werden.

Symptome einer Überdosierung von Asthma-Sprays

Gerade dann, wenn die kurzwirksamen Beta-2-Mimetika mehrmals am Tag als Bedarfsmedikation eingenommen werden, können systemischen Nebenwirkungen mit entsprechenden Symptomen auftreten.

Die Überdosierung von Asthmasprays und gerade von Beta-2-Mimetika kann zum Teil schwerwiegende Symptome zur Folge haben, wie zum Beispiel:

Dosierte Einnahme von Asthma-Spray zur Vermeidung von Nebenwirkungen

Wenn Sie an einer Herz-Kreislauferkrankung leiden, dann sollten Sie mit Asthma-Sprays vorsichtig umgehen und auf die Dosierung achten. Neben der Basismedikation sollten Sie gerade die Bedarfsmedikation, zum Beispiel Salbutamol kontrolliert einsetzen.

Was wenige wissen ist, dass gerade Beta-2-Mimetika über die Stoffwechselaktivierung sogar zu einer Verstärkung der Luftnot beitragen können, obwohl die Bronchien frei sind.

Lassen Sie regelmäßig durch Hausarzt, Lungenfacharzt oder einen Kardiologen eine objektive Lungenfunktionsuntersuchung durchführen, um die Dosis gegebenenfalls nach unten anzupassen und Nebenwirkungen zu vermeiden. Wir in der Cardiopraxis empfehlen die Steuerung gerade der Bedarfsmedikation mit Hilfe eines Peak-Flowmeters zur häuslichen Selbstmessung.

Literatur
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