Sollten Sie an innerer Unruhe oder Angst bis hin zu Panikattacken leiden, dann lohnt es sich die Einnahme von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln zu überprüfen. Hier erfahren Sie mehr.
Innere Unruhezustände bis hin zu Panikattacken können Ihre Lebensqualität stark einschränken. Das kann so weit führen, dass Sie Ihre geistige und körperliche Selbstbestimmtheit verlieren, was dann medizinische Behandlungen beginnend mit beruhigenden Medikamenten bis hin zu langwierigen Aufenthalten in psychiatrischen Einrichtungen zur Folge haben kann.
Betroffene sind hilflos einem Teufelskreis aus Gedanken und emotionalen Reaktionen häufig mit körperlichen Begleitreaktionen, wie zum Beispiel Herzrasen und Blutdruckschwankungen scheinbar ausgeliefert. Auf Familienangehörige und Freunde wissen in der Regel nicht wie sie helfen sollen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt die Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel zu überprüfen, weil diese häufig der Auslöser und für Angstsymptome sind.
Innere Unruhe und Panikattacken – häufig nicht psychosomatische Ursache
Wenn wir innere Unruhe, Schlafstörungen bis hin zu Panikattacken verspüren, dann denken wir meistens an äußere Stressfaktoren, wie zum Beispiel berufliche und private Belastungen. Das liegt daran, dass die meisten Menschen nur ihnen selbst gut bekannte Faktoren für ein dann rein psychosomatisches Erklärungsmodell heranziehen.
Das psychosomatisch Erklärungsmodell ist aber häufig nicht allein und schon gar nicht ausschließlich erklärend für die Symptome. Vielmehr ist es so, dass bei der Entwicklung von Stress innere Faktoren, wie zum Beispiel die der genetisch-bedingte unterschiedliche Abbau von sogenannten Stresshormonen, hormonelle Schwankungen und innere Erkrankungen eine Rolle spielen. Manchmal ist es sogar nur eine chronisch zu geringe Trinkmenge, die zu emotionaler Instabilität entscheidend beiträgt.
Für die Auslösung von innerer Unruhe bis hin zu Angstzuständen wird die Bedeutung von Kreislaufmedikamenten, stoffwechselaktiven Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln, welche allesamt über eine gestörte Kreislaufregulation ihre Nebenwirkungen entfalten, unterschätzt.
Kreislauf – wichtig für Blutdruckregulation und Stoffwechselregulation
Wollen Sie die Bedeutung der Kreislaufregulation für Angstsyndrome verstehen, dann sollten Sie die Bedeutung von Blutdruckregulation und Temperaturregulation für Ihren Kreislauf kennen.
Als erstes gilt es zu wissen, dass Ihr Körper dafür sorgt, dass Ihre Blutdruckwerte und Temperaturwerte durch sogenannte Regelkreise in engen Grenzen, im jeweiligen Sollwertbereich gehalten werden.
Als zweites ist es für Sie wichtig zu verstehen, dass bei Abweichung der Messwerte vom Sollwertbereich, Ausgleichsreaktionen auftreten, um den Messwert wieder in den Sollwertbereich zurückzuführen.
Drittens ist komplizierend, und das wissen die wenigsten, dass Blutdruckregelkreis und Temperaturregelkreis eng verknüpft sind. Beide Regelkreise werden über die Mikrozirkulation am Ende der großen Arterien gesteuert.
- Mikrozirkulation weit: Blutdruck erniedrigt + Blutfluss erhöht (= Wärmeabgabe erhöht)
- Mikrozirkulation eng: Blutdruck erhöht + Blutfluss verringert (= Wärmeabgabe verringert)
Ist die Mikrozirkulation aufgrund einer Überschreitung des Temperatursollwertes zu weit, dann fällt der Blutdruck ab. Da der Blutdruckregelkreis aber ebenfalls lebensnotwendig seinen Solldruck halten will, werden Herzfrequenz und Pumpkraft des Herzens angehoben, um den Blutdruck aufrecht zu erhalten.
Problematisch ist, dass diese Ausgleichsreaktion Noradrenalin- beziehungsweise Adrenalin-vermittelt ist. Diese beiden Stresshormone steigern auch den Stoffwechsel, haben somit eine vermehrte Wärmebildung zur Folge und begünstigen einen sich selbstverstärkenden Prozess zunehmenden Adrenalin-vermittelten Aktivierung, einen sogenannten Teufelskreis.
Noradrenalin und Adrenalin als Vermittler von Stress
Noradrenalin und Adrenalin, welche die Ausgleichsreaktionen im Kreislauf vermitteln, also bei Blutdruckabfall über Anhebung von Herzfrequenz und Pumpkraft des Herzens den Blutdruck wieder in den Sollwertbereich anheben, gehören auch zum System des “Fight or Flight” (“Angriff oder Verteidigung“). Das bedeutet, dass eine übermäßige Aktivierung Stress, Angst und Panik verursachen kann. Besonders betroffen sind die Menschen, die diese Stresshormone genetisch bedingt verlangsamt abbauen.
Kreislaufsymptome bei innerer Unruhe, Angst und Panik
Zu den Adrenalin- beziehungsweise Noradrenalin-vermittelten Symptomen gehören:
- Innere Unruhe
- Schlafstörungen
- Schwitzen
- Angst
- Panikattacken
- Hitzegefühl
- Herzrasen
- Blutdruckschwankungen
Weil neben psychischen Symptomen auch meistens Kreislaufreaktionen zu den Begleitphänomenen von Angstzuständen gehören, kommen betroffene Menschen häufig mit Herzrasen und Blutdruckschwankungen zu uns in die Cardiopraxis. Unsere Aufgabe ist es dann mit Ihnen zu klären, ob Medikamente beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel die Ursache Ihrer psychischen Veränderungen sind.
Kreislaufmedikamente – Innere Unruhe, Schlafstörungen und Panikattacken
Bei den kreislaufwirksamen Medikamenten sind es die blutgefäßerweiternden Substanzen, die zu inneren Unruhezuständen in unterschiedlicher Ausprägung führen können.
Bedingt durch eine medikamentöse verursachte zu starke Blutdruckabsenkung unter den Blutdruck-Sollwert, hat Ihr Körper das Bestreben den Blutdruck wieder anzuheben. Dieses geschieht, wie bereits angeführt, Adrenalin- beziehungsweise Noradrenalin-vermittelt über eine Steigerung von Herzfrequenz und Herzpumpkraft. Diese Ausgleichsreaktion ist häufig überschießend und hat dann die angesprochenen emotionalen Reaktionen, wie innere Unruhe bis hin zu Panikattacken zur Folge.
Hier eine Auswahl der relevanten Kreislaufmedikamente:
- Calciumantagonisten (zum Beispiel Lercanidipin, Amlodipin)
- Renin-Angiotensin-System Hemmer (zum Beispiel Ramipril, Valsartan, Telmisartan, Aliskiren)
- Phospodiesterase-5 Hemmer (zum Beispiel Sildenafil = Viagra, Tadalafil = Cialis)
- Alphablocker (zum Beispiel Tamsulosin)
Was viele Menschen nicht wissen ist, dass bestimmte urologische Medikamente, die bei Prostatavergrößerung oder Erektionsstörungen verschrieben werden, auch Blutdrucksenker sind. Gerade in Kombination Calciumantagonisten kann auch der gemeinsame Einsatz mit erheblichen Unruhezuständen verbunden sein.
Wenn Sie die oben genannten blutgefäßerweiternden Substanzen in Kombination mit einem Beta-Blocker nehmen, dann kann die Reduktion des Betablockers das Gefüge aus dem Gleichgewicht bringen und es können Panikattacken ausgelöst werden. Da Beta-Blocker die Wirkung von Adrenalin beziehungsweise Noradrenalin blockieren, werden dann die Nebenwirkungen der gefäßerweiternden Medikamente “entfesselt”.
Stoffwechselaktive Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel – Innere Unruhe, Schlafstörungen und Panikattacken
Bei den Stoffwechsel-aktiven Substanzen sind vor allen Dingen die Präparate, die den Stoffwechsel steigern, die zu emotionalen Nebenwirkungen zur Folge haben können.
Durch die Steigerung des Stoffwechsels wird die Körpertemperatur erhöht, was mit thermischem Unwohlsein verbinden ist. Auch bei der Körpertemperatur versucht Ihr Körper einen Sollwert mit thermischem Wohlbefinden stabil zu halten. Dafür muss er vermehrt überschüssige Wärme abgeben. Die Feinregulation der Wärmeabgabe findet über eine Steigerung der Durchblutung statt. Die Steigerung der Durchblutung wiederum ist mit einer Blutdruckabsenkung verbunden, welche dann wieder Adrenalin-vermittelte Ausgleichsreaktionen zur Folge hat.
Hier eine Auswahl der relevanten stoffwechselaktiven Substanzen:
- Schilddrüsenhormone (zum Beispiel L-Thyroxin, Thyranojod)
- Asthma-Sprays (zum Beispiel Salbutamol)
- Vitamin D
- Vitamin B6
- Vitamin B12
- Magnesium-Citrat
- Gewürze (zum Beispiel Chili, Curcuma)
- Energy Drinks (zum Beispiel Red Bull, Monster)
- Östrogen
Gerade Schilddrüsenhormonmedikamente steigern den Stoffwechsel und verursachen eine vermehrte Wärmebildung mit den beschriebenen Kreislaufveränderungen. Eine Überdosierung von Schilddrüsenhormonen kann nicht ausschließlich auf der Grundlage von Laborbefunden erfolgen, sondern die Symptome müssen mit in die Bewertung einbezogen werden. Neben zum Beispiel vermehrtem Wärmegefühl, innerer Unruhe bis hin zu Angst sind Einschlafstörungen ein typisches Zeichen dafür, dass Sie eine zu hohe Dosis Schilddrüsenhormone nehmen.
Auch wenn sie frei verkäuflich sind, Nahrungsergänzungsmittel und vor allen Dingen die Vitamine D, B6, B12 können durch eine Überdosierung den Stoffwechsel überstark steigern. Bei Magnesium ist es vor allen Dingen der Zusatzstoff Citrat, der eine zu hohe Wärmebildung verursachen kann.
Auch Gewürze, wenn regelmäßig im Übermaß genossen, sind häufiger Ursache von innerer Unruhe. Offensichtlich ist das bei solchen mit einem hohen Scoville-Wert (Schärfegrad), zum Beispiel Chili-Schoten. Immer wieder sehen wir in der Cardiopraxis auch sogenannte „Scoville-Toxer“, Menschen, die sich häufig und reichlich Konzentrate, wie den „Carolina Reaper“ zuführen. Aber auch Ingwer und Curcuma regen den Stoffwechsel stark an.
Energy-Drinks enthalten stimulierende Substanzen, die darauf ausgerichtet sind, die geistige Aktivität zu erhöhen. Zu den psychischen Nebenwirkungen gibt es zahlreiche wissenschaftliche Berichte.
Östrogene werden von Frauen häufig in der Menopause eingenommen. Östrogen hemmt den Abbau von Stresshormonen, zum Beispiel Noradrenalin und Adrenalin, aber auch von Dopamin. Frauen, die bereits genetisch bedingt hier eine Abbaustörung haben, können durch die zusätzliche Zufuhr von Östrogen Angst und Panikattacken entwickeln.

Innere Unruhe, Angst und Panikattacken – Medikamente überprüfen
Durch die Messung von Blutfluss und Blutdruck mit dem FinapresⓇ-System sowie die gleichzeitige Bestimmung der Körpertemperatur können wir in der Cardiopraxis die oben genannten Zusammenhänge regelmäßig aufdecken.
Eine Umstellung der Medikation beziehungsweise ein Pausieren der Nahrungsergänzungsmittel führt dann zu einer Normalisierung der emotionalen Stimmungslage: innere Unruhe, Schlafstörungen, Angst und Panikattacken verschwinden wieder.
Bevor Sie vor Ihren Symptomen resignieren („ich bin halt so“) oder mit einer Psychotherapie beginnen ist, sollten Sie die Einnahme von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln überprüfen.
Gerade wenn Ihre Medikation kürzlich geändert wurde oder Sie Nahrungsergänzungsmittel neu zu sich nehmen, dann sollten Sie daran denken, dass Angst-Symptome auf blutgefäßerweiternde Blutdrucksenker und stoffwechselaktivierende Nahrungsergänzungsmittel beziehungsweise Medikamente zurückgeführt werden können.
Allerdings sollten Sie verschriebene Medikamente nicht einfach reduzieren oder sogar absetzen. Besprechen Sie die Zusammenhänge mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.