Asthma-Sprays können selbst Luftnot verursachen. Warum das so ist, wie wir das erkennen können und was dann zu tun ist, das erfahren Sie hier.
In die Cardiopraxis kommen häufig Menschen mit Luftnot. Ein Teil von ihnen leidet an Asthma, einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung oder an einer Bronchitis, allesamt Erkrankungen, die mit engen Atemwegen verbunden sind. Meistens nehmen die Betroffenen antiobstruktive Sprays, sogenannte Asthma-Sprays, um die Bronchien weit zu halten.
Wenn wir dann die Lunge mittels Lungenfunktionstest überprüfen, dann stellen wir immer wieder fest, dass die Atemwege vollständig weit sind und trotzdem eine schwere Luftnot besteht. Aufgrund der Luftnot nehmen diese Menschen mehrmals täglich Asthma-Sprays ein, ohne dass es zu einer spürbaren subjektiven Verbesserung kommt.
Wir fragen uns dann nach den Ursachen der Luftnot und können mittels Kreislaufmessung und Bestimmung der Körpertemperatur feststellen, dass eine Überdosierung vorliegt und Asthma-Sprays selbst diese Luftnot verursachen.
Die kontrollierte Reduktion von Asthma-Sprays mit Hilfe von wiederholten Lungenfunktionsmessungen einschließlich der häuslichen Nutzung eines Peak-Flowmeters hat dann eine Verringerung der Symptomatik bis hin zum Verschwinden der Luftnot zur Folge.
Verschiedene Ursachen von Luftnot
Luftnot kann verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich bedeutet Luftnot ein Missverhältnis von Sauerstoffangebot und Sauerstoffbedarf Ihres Körpers. Hinzu kommt die Selbstwahrnehmung der Lunge über die Dehnungs- und Druckrezeptoren, ob tatsächlich genug Luftvolumen in die Lunge hinein- und auch wieder hinausgelangt.
Kurz-wirksame Beta-2-Mimetika als Bedarfsmedikation – Nebenwirkung von Salbutamol und Fomoterol häufig ein Problem für Gehirn, Herz und Kreislauf
Zwar sollen die inhalativ eingenommenen Asthma-Sprays nur topisch, das heißt am Ort des Problems in den Bronchien wirken, sie können gerade auch bei Überdosierung zu systemischen Nebenwirkungen im ganzen Körper führen.
Besonders kritisch sind hier die Beta-2-Mimetika, die wie Adrenalin wirken. Sie werden auch als kurz-wirksame Bedarfsmedikation, wie zum Beispiel Salbutamol eingesetzt, so dass manche Menschen mehrmals am Tage vermeintlich helfende Sprühstöße einnehmen.
Beta-2-Rezetoren finden sich nicht nur in den Bronchien, sondern im ganzen Körper, so auch im Herz, den Blutgefäßen und im Gehirn.
Am Herz werden durch Beta-2-Mimetika eine Steigerung der Pumpkraft und eine Beschleunigung des der Herzfrequenz versursacht, Herzfrequenzen von um die 100 Schläge pro Minute sind keine Seltenheit. Auch Herzrhythmusstörungen von Extrasystolen über Vorhofflimmern bis hin zu gefährlichen ventrikulären Tachykardien und Herzkammerflimmern können durch eine Überdosierung ausgelöst werden
An den Blutgefäßen bewirken Beta-2-Mimetika eine Weitstellung der Blutgefäße, was mit starken Blutdruckschwankungen verbunden sein kann. Typisch ist ein hoher systolischer Wert, während der diastolisch Wert verhältnismäßig niedrig ist.
Im Gehirn werden durch die Adrenalinwirkung von Asthmasprays innere Unruhezustände bis hin zu Panikattacken ausgelöst. Die angstverursachende Luftnot durch die Asthma-Sprays ist mit einer weiteren Steigerung des Adrenalinspiegels verbunden.
Nebenwirkung von Beta-2-Mimetika – gesteigerter Stoffwechsel, erhöhte Körpertemperatur, thermischer Stress
Eine unterschätzte Nebenwirkung gerade von Beta-2-Mimetika ist die Steigerung der Stoffwechselaktivität in Ihrem Körper, denn Adrenalin erhöht den Energieverbrauch. Der Verbrauch von Energie ist mit einem erhöhten Sauerstoffbedarf der Zellen im gesamten Körper verbunden. Dieser Energiebedarf kann so hoch sein, dass er schon allein eine schwere Luftnot verursacht wird. Wir kennen dieses Phänomen sehr gut auch von der Überdosierung von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin, Thyronajod).
Wir können folglich bei der Luftnot unterscheiden:
- bronchiale Luftnot
- metabolische Luftnot
Die bronchiale Luftnot wird durch zu enge Atemwege, die metabolische Luftnot durch einen übersteigerten Stoffwechsel verursacht.
Hinzu kommt, dass der aktivierte Stoffwechsel die Körpertemperatur über den Sollwert steigert, was thermischen Stress zur Folge hat.
Symptome einer Überdosierung von Asthma-Sprays
Die Überdosierung von Asthma-Sprays ist in der Regel mit starken Symptomen verbunden. Die fortbestehende Luftnot und die Adrenalinwirkung selbst haben meistens innere Unruhe und Angstreaktionen zur Folge, welche die Luftnot noch zusätzlich verstärken.
Symptome der Überdosierung von Asthma-Sprays:
- Luftnot bei leichter körperlicher Belastung
- Luftnot verringert sich nicht durch mehrmalige Sprühstöße von Asthma-Spray
- Eventuell Verschlimmerung der Luftnot durch Asthma-Spray
- innere Unruhe, Angst, Panikattacken
- Schwitzen
- schneller Herzschlag
- Herzstolpern
- erhöhter Blutdruck mit starken Blutdruckschwankungen
- Schlafstörungen
Die Symptome und Nebenwirkung von Asthma-Sprays sind unspezifisch, das heißt sie stellen nicht zwingend die Diagnose der Überdosierung fest. Vielmehr ist es sogar so, dass bei betroffenen Menschen die Fehldiagnose einer psycho-somatischen Störung gestellt wird und die eigentliche körperliche Ursache nicht richtig behandelt wird.
Wie stellen wir in der Cardiopraxis eine Überdosierung von Asthma-Sprays fest
Um eine Überdosierung von Asthma-Sprays sicher feststellen zu können, brauchen wir Erfahrung und Messwerte.
Wer hat ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen von Asthma-Sprays?
Grundsätzlich kann sich jeder Mensch mit Asthma-Sprays überdosieren. Einige Menschen haben ein höheres Risiko als andere Menschen.
Aufgrund unserer Erfahrungen in der Cardiopraxis sind vor allen Dingen Menschen für eine Überdosierung von Asthma-Sprays gefährdet, die übergewichtig sind, da diese Gruppe durch das vermehrte Fettgewebe bereits eine gesteigerte Körpertemperatur regulieren muss.
Auch Menschen mit einer Stoffwechsel-aktivierenden Medikation, zum Beispiel mit Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin, Thyronajod) haben häufiger Probleme.
Menschen, die genetisch bedingt grundsätzlich eher zu Angstreaktionen neigen haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko.
Untersuchungen zur Diagnose eine Überdosierung von Asthma-Sprays
Bei Menschen, die Asthma-Sprays einnehmen und über Luftnot berichten führen wir neben den üblichen Herz-Kreislaufuntersuchungen (Ruhe-EKG, Belastungs-EKG, Herzultraschall) folgende Untersuchungen durch:
- Spirometrie (Weite der Atemwege, Lungenvolumen)
- Spiromanometrie (Lungenkraft)
- Körpertemperaturmessung
- Kreislaufmessung (Blutfluss, Blutdruck)
Zeigen Spirometrie sowie Spiromanometrie Normalbefunde und besteht trotzdem eine deutliche Luftnot, dann müssen wir nach anderen Ursachen suchen. Weisen die Einnahme von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmittel keine Auffälligkeiten auf und der betroffene Mensch gibt an, dass er mehrmals am Tag kurz-wirksame Asthma-Sprays einnimmt, dann wir eine Überdosierung von Asthma-Sprays wahrscheinlicher.
Die Kreislaufmessung zeigt für den Blutfluss fast ausnahmslos einen erhöhten Blutfluss, Werte von 200-250% des unteren Grenzwertes in Litern pro Minuten (normal 100-135%) sind die Regel. Dieses ist neben den direkten Wirkungen der Beta-2-Mimetika auf Blutgefäße und Herz eine Folge des gesteigerten Stoffwechsels, den Ihr Körper möchte über eine Steigerung der Durchblutung überschüssige Wärme abgeben.
Wie kann ich bronchiale und metabolische Luftnot selbst voneinander unterscheiden? – Peak-Flowmeter
Wenn Sie eine bronchiale Luftnot von einer Überdosierung von Asthma-Sprays, also einer metabolischen Luftnot unterscheiden wollen, dann müssen Sie die Weite Ihrer Bronchien regelmäßig selbst objektiv messen.
Für die Messung der eigenen Lungengesundheit eignet sich ein sogenanntes Peak-Flowmeter, welches den die maximale Ausatmungsgeschwindigkeit in Litern pro Minute misst. Entscheidend ist der Abgleich mit einer Spirometrie bei Arzt und dann die intraindividuelle Verlaufsbeobachtung. Für den interindividuellen Vergleich, das heißt zur Schweregradeinteilung gibt es Kalkulatoren im Internet, die die Richtwerte bezogen auf Alter und Größe ermitteln.
Im Internet-Handel gibt es zuverlässige mechanische Modell schon ab einem Preis von ca. 18 Euro. Es gibt auch teurere elektronische Lösungen, die die Messwerte per Bluetooth direkt in Ihr Handy übernehmen.
Entwöhnung von einer zu häufigen Einnahme von kurz-wirksamen Beta-2-Mimetika
Die Entwöhnung von Beta-2-Mimetika sollte immer in Abstimmung mit einem einer Ärztin oder einem Arzt geschehen.
Vor allen Dingen aus psychologischen Gründen gestaltet sich die Entwöhnung schwierig. Betroffene Menschen entwickeln eine psychische Abhängigkeit durch Gefühl der Luftnot und der damit verbundenen Angst. Daher steht am Anfang der Entwöhnung eine Aufklärung über die Mechanismen der Luftnot und warum Asthma-Sprays paradoxerweise Luftnot verursachen können.
Im nächsten Schritt führen wir in der Praxis einen Abgleich zwischen der Peak-Flowmessung, die ja später häuslich als Selbstmessung fortgeführt wird, und der objektiven Spirometrie durch. Der Patient erhält dann den Befundausdruck der Spirometrie und wir vermerken dort das Ergebnis der Peak-Flowmessung einschließlich der prozentualen Angabe des Sollwertes.
Hilfreich ist ein kleines Tagebuch, ähnlich den bekannten Büchlein für Blutdruck und Herzfrequenz. Hier können die Menschen Ihre Messwerte eintragen. Sie werden angehalten nur einen Sprühstoß des Aerosols zu nehmen, wenn mittels Peak-Flowmessung objektiv ein niedriger Wert gemessen wurde und diesen auch dann in dem Büchlein zu dokumentieren.
In der Cardiopraxis unterstützen wir die Entwöhnungsphase mit der Gabe von Reserpin in Form von Rauwolfia Tropfen, welche kausal den biochemischen Abbau von Adrenalin und Noradrenalin fördern. Gelegentlich sind beruhigende Medikamente Bedarfsmedikamente wie Alprazolam oder vorübergehend Schlafmittel sinnvoll. Insgesamt dienen die Maßnahmen der Reduktion von Angst und Panikattacken.
Außerdem halten wir den Menschen an, Gewicht zu reduzieren. Schon eine Reduktion von 2-6 Kilo kann zu einer erheblichen thermoregulatorischen Verbesserung beitragen.