Symptome des Temperaturempfindens – “mir ist leicht zu kalt” oder mir ist “leicht zu warm” – können Hinweise auf begleitende Kreislaufstörungen, wie zum Beispiel Bluthochdruck sein. Hier erfahren Sie mehr.
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Wenn wir an den Kreislauf denken, dann kommt uns als erstes der Blutdruck in den Sinn. Der Kreislauf dient aber auch noch der Feinsteuerung Ihres Wärmehaushaltes, so dass Sie möglichst immer thermisches Wohlbefinden wahrnehmen.
Da Blutdrucksteuerung und Temperaturregulation eng miteinander verknüpft sind, weisen Symptome des thermischen Unwohlseins auf mögliche Störungen des Kreislaufs hin.
Kreislauf – wichtig für Regulation von Blutdruck und Körpertemperatur
Ihr Kreislauf dient der Aufrechterhaltung eines stabilen Blutdrucks und einer stabilen Körpertemperatur. Der Blutdruck ist wichtig, damit alle Organe, vor allen Dingen das Gehirn ausreichend mit Blut, und damit mit dem stoffwechselrelevanten Sauerstoff versorgt werden. Die Körpertemperatur bestimmt wesentlich die harmonische Aktivität Ihrer Stoffwechselprozesse.
Blutdruck und Körpertemperatur werden beide entscheidend über die Mikrozirkulation am Ende der großen Blutgefäße gesteuert. Die kleinen Blutgefäße der Mikrozirkulation funktionieren ähnlich wie Ventile.
- Mikrozirkulation weit: Blutdruck erniedrigt + Blutfluss erhöht (= Wärmeabgabe erhöht)
- Mikrozirkulation eng: Blutdruck erhöht + Blutfluss verringert (= Wärmeabgabe verringert)
Für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur bedeutet dieses, dass durch die Steuerung der Durchblutung der Körperoberfläche entweder mehr Wärme vom Körper abgegeben oder im Körper gehalten wird. Sind die kleinen Blutgefäße der Mikrozirkulation besonders eng beziehungsweise weit, dann sprechen wir von einem Wärmedissipitationskreislauf (gesteigerte Wärmeabgabe) beziehungsweise von einem Wärmekonservierungskreislauf (gesteigertes Wärmefesthalten).
Symptome des Temperaturempfindens – Warnzeichen für ein Ungleichgewicht
Kann Ihr Körper die Körpertemperatur über den Blutfluss nicht mehr feinsteuern, dann droht das System aus dem Gleichgewicht zu geraten, das heißt zu dekompensieren.
Die Symptome, die dann auftreten sind somit auch Ausdruck eines drohenden beziehungsweise bestehenden Ungleichgewichts. Symptome sind Warnzeichen; sie signalisieren, dass Sie etwas verändern sollten, entweder den Körper zu kühlen oder zu wärmen, denn sonst tritt thermischer Stress auf. Gesundheitlich kritische Dekompensationen sind der Hitzeschock auf der einen und Erfrierungen auf der anderen Seite.
Aber schon geringere Symptome des Temperaturhaushaltes können Hinweise auf Kreislaufstörungen sein, das heißt zum Beispiel auf einen hyperdynamen Bluthochdruck mit hohem Blutfluss oder einen hypodynamen Bluthochdruck mit niedrigem Blutfluss.
Subjektives Temperaturempfinden – wichtig bei der Bewertung von Kreislaufstörungen
Neben der Messung von Blutdruck und Blutfluss sind die Messung der Körpertemperatur und das subjektive Temperaturempfinden wichtige Größen, um herauszufinden, ob das System aus Blutdruck und Blutfluss im Gleichgewicht ist.
Bei der Kreislaufdiagnostik ist eine der wichtigsten Fragen die Frage nach dem Temperaturempfinden:
- „Ist Ihnen eher leicht zu kalt oder leicht zu warm?“
Vereinfacht lauten die Antworten in der Regel:
- „Mir ist eher oder immer leicht zu kalt.“
- „Mir ist eher oder immer leicht zu warm.“
- „Mir ist meistens weder zu kalt noch zu warm.“
In der Regel ist es so, dass ein thermisches Wohlbefinden auf einen ausbalancierten Kreislauf hinweist. Wir müssen allerdings berücksichtigen, dass manche Menschen ein eingeschränktes Temperaturempfinden haben.
Kreislauf und Symptome bei gesteigertem Kältegefühl
Ist die WärmeAbgabe im Verhältnis zu Wärmebildung zu hoch, zum Beispiel bei sehr schlanken Menschen, dann unterschreitet die Körpertemperatur den Sollwert im Temperaturregelkreis und Ihrem Körper ist zu kalt.
Bei Unterschreitung des Temperatursollwertes VERRINGERT der Körper die Durchblutung mit dem Ziel mehr Wärme im Körperkern zu halten, so als ob Sie in Ihrer Wohnung die Fenster schließen. Bezogen auf den Kreislauf nennen wir das einen HYPOdynamen oder einen Wärme-Konservierungs-Kreislauf.
Dekompensiert das System, das heißt reicht die Verringerung der Durchblutung zur Aufrechterhaltung des Temperatur-Sollwertes nicht mehr aus, dann schaltet Ihr Körper die Reservemechanismen zur Temperatursteigerung ein, wie zum Beispiel das Kältezittern der Muskeln. Diese Reservemechanismen sind Adrenalin-vermittelt und können mittelfristig einen negativen Einfluss auf Ihre Gesundheit haben.
Symptome:
- Leicht zu kalt
- Vermeidung von Kälte
- Warme Kleidung auch bei höheren Außentemperaturen
- Kalte Hände
- Unterschwelliges Kältegefühl
- Kältegefühl bei körperlicher Inaktivität
- Frieren
- Kältezittern
- Paradoxes Schwitzen in der Nacht
- Kopfschmerzen
- Schlafstörungen
- Innere Unruhe
Schwitzen in der Nacht bei Kältegefgühl am Tag
Das paradoxe Schwitzen bedarf hier der besonderen Erwähnung. Menschen, denen am Tag eher zu kalt ist schwitzen manchmal nachts. Eine mögliche Erklärung ist hier, dass die Körpertemperatur zwischen 2.00h und 4:00h morgens auch bei gesunden Menschen am niedrigsten ist.
Bei Menschen, denen grundsätzlich eher zu kalt ist, droht dann eine kritischer Temperaturabfall, so dass hier wieder die Adrenalin vermittelnden Ausgleichsmechanismen einsetzen. Dabei wird das Schwitzen direkt durch Noradrenalin beziehungsweise Adrenalin ausgelöst.
Kreislauf und Symptome bei gesteigertem Wärmegefühl
Ist die WärmeBILDUNG im Verhältnis zu Wärmeabgabe zu hoch, zum Beispiel bei übergewichtigen Menschen, dann übersteigt die Körpertemperatur den Sollwert und Ihrem Körper ist zu warm.
Als Antwort STEIGERT der Körper die Durchblutung. So wird mehr Wärme an die Körperoberfläche gebracht und kann dort abgestrahlt werden. Bezogen auf den Kreislauf nennen wir das einen HYPERdynamen oder auch einen Wärme-Dissipitations-Kreislauf.
Dekompensiert das System, das heißt, dass die Steigerung der Durchblutung zur Wärmeregulierung nicht ausreicht, dann beginnen Sie zu schwitzen.
Symptome:
- Leicht zu warm
- Vermeidung von Wärme
- Leichte Kleidung auch bei niedrigen Außentemperaturen
- Warme Hände
- Unterschwelliges Wärmegefühl
- Hitzegefühl bei leichter körperlicher Belastung
- Schwitzen bei Tag und bei Nacht
- Schlafstörungen
- Innere Unruhe
Wir müssen berücksichtigen, dass das Schwitzen auch in diesem Fall Ausdruck von hohem thermischem Stress ist. Schwitzen tritt erst dann auf, wenn die Regulation der Körpertemperatur durch eine Steigerung der Durchblutung nicht mehr möglich ist.
Wärmegefühl am Abend – Ein guter Nachtschlaf braucht Abkühlung
Ihre Körpertemperatur wird durch die inneren Uhren gesteuert und unterliegt so einer zirkardianen Rhythmik, das heißt am Tag zwischen 14:00h und 20:00h ist die Temperatur am höchsten, zwischen 2:00h und 4:00h nachts ist sie am niedrigsten.
Ein gesunder Nachschlaf benötigt Abkühlung, so dass die Stoffwechselprozesse und damit der Energieverbrauch in der Nacht verringert werden können. Grundsätzlich wird die Abkühlung paradoxerweise durch subjektiv wärmende Faktoren eingeleitet, die dann über eine Erweiterung der Mikrozirkulation in den Körperextremitäten (Arme, Beine) und die damit verbundene gesteigerte Wärmeabgabe die objektive Körpertemperatur senken.
Zu den physikalischen Faktoren, die das subjektive Wärmegefühl steigern können, gehören zum Beispiel ein wärmendes Bad vor dem Zubettgehen, die eingerollte Körperposition im Bett und die wärmende Bettwäsche.
Zu den biochemischen Faktoren, die das Wärmegefühl steigern, zählt Melatonin, welches als sogenanntes „Schlafhormon“ mit einsetzender Dunkelheit im Gehirn freigesetzt wird. Melatonin verringert den Sollwert für die Körpertemperatur, zum Beispiel von 36,6 0C am Tag auf 36,2 0C am Abend. Das bedeutet, dass ihrem Körper objektive leichter zu warm wird und Ihr Körper versucht die Temperatur auf den jetzt niedrigeren Sollwert abzukühlen, was dann wiederum über eine Steigerung der Hautdurchblutung an den Extremitäten erreicht wird.
Den „Melatonin-Effekt“ können Sie mit einsetzender Dunkelheit, meistens zwischen 19:00h und 20:00h durchaus als vermehrtes Wärmegefühl wahrnehmen. Dieses gesteigerte Wärmeempfinden am Abend ist physiologisch, also vollkommen normal und deutet damit auch nicht auf eine gesundheitliche Störung hin.
Temperaturempfinden – Bedeutung Herz-Kreislauferkrankungen
Thermisches Unwohlsein, das heißt ein gesteigertes Kälte- oder Wärmeempfinden weist auf thermischen Stress hin.
Der thermische Stress bewirkt bei gesteigertem Kälteempfinden Adrenalin-vermittelte Ausgleichsreaktionen zur Wärmebildung bis hin zum Kältezittern.
Bei gesteigertem Wärmeempfinden verursacht die ausgleichende Erweiterung der Mikrozirkulation einen Blutdruckabfall, welcher dann durch eine Adrenalin-vermittelte Steigerung von Herzfrequenz und Pumpkraft des Herzens ausgeglichen wird.
Die Adrenalin-vermittelten Ausgleichsmechnismen haben, wenn sie über einen längeren Zeitraum anhalten einen negativen Einfluss auf den Blutdruck, indem sie zu einem dauerhaft erhöhten Blutdruck beitragen. Darüber hinaus kann bei vermehrtem Kälteempfinden der Blutfluss erniedrigt sein, was wiederum für die Organfunktionen, vor allen Dingen des Gehirns schädlich sein kann.
Gerade Menschen mit Bluthochdruck, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen sollten auf ein thermisches Wohlbefinden achten, um ihre Gesundheit im Gleichgewicht zu halten.