Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel arbeitet seit 25 Jahren als Kardiologe in Düsseldorf und war über 16 Jahre Mitarbeiter in der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, davon 6 Jahre als Oberarzt. Zum Profil.

Der 6-Minuten-Gehtest – selber messen

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6-Minuten-Gehtest

Der 6-Minuten-Gehtest – hilfreich bei der Bewertung von Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und der Lunge

Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und der Lunge beeinträchtigen die körperliche Leistungsfähigkeit. Um solche Erkrankungen in ihrem Schweregrad besser bewerten zu können, nutzen wir verschiedene Tests zur objektiven Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Am weitesten verbreitet sind hier die standardisierte Fahrradergometrie beziehungsweise die Laufbanduntersuchung.

Der körperliche Leistungstest, der unserer natürlichen Aktivität im Alltag allerdings am besten entspricht, ist der 6-Minuten-Gehtest. Hierbei wird die Gehstrecke in Metern gemessen, die die Testperson in einem Zeitraum von 6 Minuten mit zügigem Schritttempo gehen kann.

Der 6-Minuten-Gehtest – medizinisch-wissenschaftliche Bedeutung

Der 6-Minuten-Gehtest erlaubt dem Arzt eine gute Einschätzung über die funktionelle, das heißt körperliche Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit eines kranken Menschen. Er ermöglicht:

  • Vergleich zwischen verschiedenen Menschen (inter-individuell), zum Beispiel zwischen Menschen mit einer bestimmten Krankheit bezüglich des funktionellen Schweregrad einer Erkrankung
  • Abschätzung der Langzeitprognose einer Erkrankung
  • Vergleich bei einem einzelnen Menschen (intra-individuell), zum Beispiel vor und nach einer Therapiemaßnahme

Besonders bewährt hat sich der 6-Minuten-Gehtest bei den folgenden chronischen Erkrankungen:

  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung (COPD)
  • Pulmonal-arterielle Hypertonie (Lungenhochdruck)
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (sog. Schaufensterkrankheit)

Der 6-Minuten-Gehtest hat gerade bei der Verlaufsbeurteilung von schweren chronischen Erkrankungen und der Bewertung von Therapiemaßnahmen Vorteile gegenüber den anderen Messverfahren. Das liegt daran, dass er eine feinteilige sprunghafte Größe (Gehstrecke in Metern) als die anderen Verfahren (Belastungs-Stufen in Watt beziehungsweise METs) misst.

Der 6-Minuten-Gehtest ist etwas aufwändiger als die anderen Testverfahren, wie zum Beispiel die Fahrradergometrie, weil eine längere ebenerdige Gehstrecke von mindestens 30 m mit Wendepunkt vorhanden sein muss.

Die Voraussetzungen und Durchführung des 6-Minuten-Gehtests orientieren sich an den Vorgaben der American Thoracic Society. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Punkte.

Der 6-Minuten-Gehtest – medizinisch-wissenschaftliche Durchführung – Voraussetzungen

Grundvoraussetzung für die medizinisch-standardisierte Durchführung des 6-Minuten-Gehtest ist eine ebenerdige 30 m Gehstrecke in einem geschlossenen Raum mit 2 Wendepunkten. Drei-Meter-Intervallmesspunkte werden mit farbigem Klebeband auf dem Boden markiert. Kürzere Korridorlängen können die Fehlerquote des 6-Minuten-Gehtests aufgrund häufigerer Wendepunkte erhöhen und damit das Ergebnis verfälschen.

Schon hier wird klar, warum der 6-Minuten-Gehtest fast ausschließlich in Krankenhäusern beziehungsweise Rehabilitationseinrichtungen durchgeführt wird.

Erforderliche Ausrüstung

  • Stoppuhr oder Timer
  • 2 kleine Kegel zur Markierung der Rundengrenzen
  • Messskala für die Bodenmessung
  • mechanischer Rundenzähler
  • Reanimationsausrüstung

An den Wendepunkten sollten Stühle zur Verfügung stehen, falls die Patienten so symptomatisch werden, dass sie anhalten und sich setzen müssen.

Vorbereitung der Testperson

  • Bequeme Kleidung
  • Bequeme Schuhe
  • Falls im Alltag Gehhilfen genutzt werden, sollten sie auch beim Test genutzt werden
  • Angenehme Umgebungstemperatur
  • Leichte Mahlzeiten vor den Tests am Morgen und Nachmittag sind akzeptabel

Der 6-Minuten-Gehtest – medizinisch-wissenschaftliche Durchführung – Technik

Technik

  • Kein Aufwärmen vor dem Test
  • Testperson sollte vor dem Test 10 Minuten lang bequem ruhen. Während dieser Zeit sollten Blutdruck und Herzfrequenz gemessen werden.
  • Pulsoximetrie ist optional. Wenn sie verwendet wird, sollte sichergestellt werden, dass die Messwerte vor Beginn des 6-Minuten-Gehtests stabil sind und das Signal optimiert wird.
  • Stellen Sie den Rundenzähler auf null und den Timer auf 6 Minuten.
  • Die Aufsichtsperson kann eine Runde laufen, um dem Patienten die Durchführung des Tests zu demonstrieren. Während des Tests sollte der Betreuer niemals mit oder vor der Testperson gehen, da die Testperson versuchen könnte, sich dem Tempo des Betreuers anzupassen. Der Betreuer kann hinter dem Patienten gehen, um den Patienten im Falle eines Torkelns zu unterstützen oder um einen Sturz zu verhindern. Der Patient darf sich während des Tests ausruhen, falls er beziehungsweise sie müde wird.
  • Die Testperson sollte zügig gehen, ohne dass sie in einen Laufschritt (Jogging) fällt
  • Zur Ermutigung der Testperson verwenden Sie standardisierte Sätze in einem gleichmäßigen Tonfall am Ende jeder Minute des Tests.
  • Eine Pause während der Prüfung ist erlaubt, aber halten Sie die Uhr nicht an. Wenn die Testperson nicht weitergehen kann, sollte der Test angehalten und die zurückgelegte Strecke aufgezeichnet werden.
  • Beenden Sie den Test, wenn der Patient Brustschmerzen, unerträgliche Luftnot, Torkeln, Schwitzen, unerträgliche Krämpfe und/oder aschfahles Aussehen entwickelt. Die Testüberwacher sollten geschult werden, um zu diesem Zeitpunkt eine angemessene Betreuung zu gewährleisten.
  • Bitten Sie die Testperson am Ende des Tests, den Grad seiner Luftnot und Müdigkeit zu bewerten. Notieren Sie den Grund für den Abbruch des Tests.
  • Es hat sich bewährt, dass eine Testperson vor einer erstmaligen bewertenden Messung des 6-Minuten-Gehtests 2 Testläufe macht. Dabei müssen Zeitabstände zwischen den Messungen von mindesten 30 Minuten eingehalten werden. Am besten erfolgt die bewertende Messung am Folgetag.

Der 6-Minuten-Gehtest – Bewertung im inter-individuellen Vergleich

Wenn wir im medizinisch-wissenschaftlichen Zusammenhang die Ergebnisse des 6-Minuten-Gehtests mit denen von Gesunden bzw. anderen Menschen mit derselben Erkrankung vergleichen wollen, dann müssen wir weitere Einflussgrößen berücksichtigen.

Die Ergebnisse des 6-Minuten-Gehtests hängen neben der Grunderkrankung ab von:

  • Geschlecht
  • Körpergröße
  • Körpergewicht
  • Alter

Diese Eigenschaften repräsentieren wesentliche Einflussgrößen auf die Leistungsfähigkeit im 6-Minuten-Gehtest, so zum Beispiel auf die absolute Muskelmasse (Geschlecht, Alter) und relative Muskelmasse in Bezug auf das Gesamtgewicht (Geschlecht), die Schrittlänge (Körpergröße) die Arbeitslast (Körpergewicht und den zu erwartenden Trainingszustand (Alter).

Um die Ergebnisse des 6-Minuten-Gehtests zwischen Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Körpergröße und -gewicht und Alter vergleichbar zu machen, können diese Faktoren für Männer und Frauen jeweils in eine Formel eingeben werden:

Männer

Mittlerer Erwartungswert = (7,57 x Körperlänge cm) – (1,76 x Körpergewicht kg) – (5,02 x Alter) – 309 m

Unter Grenzwert = Mittlerer Erwartungswert – 153

Frauen

Mittlerer Erwartungswert = (2,11 x Körpergröße cm) – (2,29 x Körpergewicht kg) – (5,78 x Alter) + 667 m

Unter Grenzwert = Mittlerer Erwartungswert – 139

Der Mittlere Erwartungswert repräsentiert hierbei den Wert, den 50% der gesunden Menschen mit diesem Geschlecht, Körpergröße und -gewicht und Alter erzielen. Der untere Grenzwert besagt, dass 95% der gesunden Menschen einen besseren Wert haben als diesen. Folglich gelten Werte unterhalb des unteren Grenzwertes als abklärungsbedürftig.

Den Mittleren Erwartungswert können Sie über die Formel, zum Beispiel mithilfe eines Tabellenkalkulationsprogramms (Excel) selber berechnen oder über eine App (zum Beispiel 6MWD) kalkulieren. Für die Berechnung des unteren Grenzwertes müssen Sie dann noch selber 153 m (Männer) beziehungsweise 139 m (Frauen) abziehen.

So werden im 6-Minuten-Gehtest bei Gesunden in der Regel Gehstrecken von 400 bis 700 m erreicht. Bei verschiedenen Erkrankungen, die mittels des 6-Minunten-Gehtests typischerweise bewertet werden, gilt ein Wert von <300 m als kritisch, das heißt die Lebenserwartung ist bei einem solchen Wert und darunter deutlich eingeschränkt.

Der 6-Minuten-Gehtest – Bewertung im intra-individuellen Vergleich

Von besonderer Bedeutung ist der 6-Minuten-Gehtest zu Bewertung des Erfolges von therapeutischen Maßnahmen bei einem einzelnen Menschen. Ist die Herzinsuffizienzmedikation angepasst worden oder habe Sie ein neues Bronchospray bei chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung erhalten, dann kann der 6-Minunten-Gehtest zeigen, ob auch objektiv eine Besserung eingetreten ist.

Auch Verschlechterungen der Leistungsfähigkeit können so objektiv in Zahlen ausgedrückt werden.

Den 6-Minuten-Gehtest selber zu Hause durchführen

Falls Ihr behandelnder Arzt beziehungsweise Ärztin den 6-Minuten-Gehtest nicht anwendet, dann können Sie sich selber zu Hause eine wertvolle Orientierung verschaffen.

Wenn Sie den 6-Minuten Gehtest zu Hause durchführen wollen, weil Sie zum Beispiel an einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung oder Herzschwäche leiden, dann sollten Sie auch auf standardisierte Bedingungen achten, die sich möglichst nah an die medizinisch-wissenschaftlichen Standards anlehnen.

Falls Sie eine schwere funktionellen Einschränkung entsprechend dem NYHA-Stadium III oder IV aufweisen, dann sollten Sie den 6-Minuten-Gehtest nur unter ärztlicher Aufsicht durchführen.

Weil Sie ja in erster Linie nur Veränderungen der Leistungsfähigkeit bei sich selber messen wollen (intra-individuellen Vergleich), kann die Gehstrecke im Gegensatz zur streng medizinisch-wissenschaftlichen Messung ruhig im Freien liegen. Sie sollte allerdings immer ebenerdig sein, sodass eine gewisse Vergleichbarkeit mit medizinisch-wissenschaftlichen Vergleichszahlen orientierend möglich bleibt. Bei Wiederholungsmessungen sollten Sie auch immer dieselbe Strecke wählen.

Wenn Sie den Test durchführen, dann sollten Sie so zügig als möglich gehen, ohne dass Sie in einen Laufschritt (Jogging) fallen.

Vorab, am einfachsten ist der 6-Minuten-Gehtest zu Hause mit einer App, zum Beispiel mit der App 6WT. Sie können kontinuierlich in eine Richtung gehen und die App registriert über GPS die Laufstrecke in Metern über eine Zeit von 6 Minuten; Sie brauchen noch nicht einmal auf das Handy zu schauen.

Wenn Sie keine App nutzen, dann müssen Sie die Länge der Gehstrecke kennen. Am besten ist eine Strecke mit bekannter Länge und einem Wendepunkt. Das kann ein langer Flur, eine Hausseite oder noch besser ein Weg an einer Verbindungsstraße beziehungsweise Landstraße mit Leitpfosten sein. Der Abstand zwischen 2 Leitpfosten beträgt in Deutschland und der Schweiz 50 m, in Österreich 33 m. Auch ein öffentlicher Sportplatz ist eine gute Teststrecke. Sie müssen dann auf eine Uhr schauen und die Runden zählen.

Den 6-Minuten-Gehtest selber zu Hause durchführen – wann ist das sinnvoll?

Anfänglich müssen Sie den Test erst einmal üben. Wenn Sie ihn beherrschen, dann ist es sinnvoll ihn mindestens 4 Mal im Jahr durchzuführen.

  • zu unterschiedlichen Jahreszeit
  • bei subjektiver Verschlechterung der Leistungsfähigkeit
  • bei Änderung der Therapie

Die Jahreszeit hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die funktionelle Leistungsfähigkeit. In der Regel wird sie im Winter schlechter. Eine Verschlechterung des 6-Minuten-Gehtests zeigt Ihnen dann einen objektiven Messparameter, den Sie dann mit Ihrem Arzt besprechen können. Eine Anpassung der Therapie können Sie dann ebenfalls wieder mit dem 6-Minuten-Gehtest bewerten.

Den 6-Minuten-Gehtest selber durchführen – ein weiterer Schritt hin zu einer besseren medizinischen Versorgung

Die Durchführung des 6-Minuten-Gehtests durch den betroffenen Menschen hat folglich 2 wesentliche Vorteile.

Erstens verbessert dieses gemeinsame Vorgehen von Arzt und betroffenem Menschen, die Möglichkeiten des Arztes, die Leistungsfähigkeit des kranken Menschen besser objektiv zu überwachen.

Zweitens bedeutet die selbstverantwortliche Messung durch den Betroffenen, auch eine Verbesserung des Selbstmanagements, weil der kranke Mensch selber aktiv im Sinne der eigenen Gesundheit handelt und Störungen so frühzeitig objektiv erfasst, bevor es zu einer deutlich kritischeren Einschränkung des Gesundheitszustands kommt.

Die Ergebnisse des selbst durchgeführten 6-Minuten-Getests sollten Sie schriftlich dokumentieren. Vor allen Dingen eine Verkürzung der Gehstrecke sollten Sie mit Ihrer Ärztin bzw. Arzt besprechen.

Hilfreiche Apps

App 6MWD zur Bestimmung des mittleren Erwartungswertes beim 6-Minuten-Gehtest

6-Minuten-Gehtest

App 6WT zur Bestimmung der Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest

6-Minuten-Gehtest

 

Literatur

 

6-Minuten-Gehtest

 Cardiopraxis – Kardiologen in Düsseldorf & Meerbusch

 

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