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Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel arbeitet seit 25 Jahren als Kardiologe in Düsseldorf und war über 16 Jahre Mitarbeiter in der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, davon 6 Jahre als Oberarzt. Zum Profil.

Broken-Heart-Syndrom: Wenn Stress das Herz bricht

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Haben Sie schon einmal vom sogenannten Broken-Heart-Syndrom gehört? Hier erfahren Sie mehr, wie es entsteht und wie Sie es verhindern können!

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Broken-Heart-Syndrom – Häufiger bei Frauen

Das „Broken Heart Syndrom“ wurde erstmals 1990 von Hikaru Sato und Kollegen als Tako-Tsubo-Syndrom beschrieben. Dieses Krankheitsbild, das auch als Stress-Kardiomyopathie oder Tako-Tsubo-Kardiomyopathie bezeichnet wird, tritt häufiger bei Frauen auf. Weil dieses Syndrom fast immer durch emotionalen oder physischen Stress ausgelöst wird, bezeichnet man es als Syndrom des gebrochenen Herzens.

Nachfolgend geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über das Broken-Heart-Syndrom geben, einschließlich der Definition, Epidemiologie, Risikofaktoren, Diagnostik, Behandlung und Prognose.

Was ist das Broken-Heart-Syndrom?

Das Broken Heart Syndrom ist eine akute, reversible Funktionsstörung des Herzens, die durch eine vorübergehende Schwäche des Herzmuskels gekennzeichnet ist. Dabei kommt es zu einer Vergrößerung und Verformung des linken Ventrikels, was zu einer Beeinträchtigung der Pumpfunktion führt. Das Krankheitsbild ähnelt einem akuten Herzinfarkt, jedoch sind die Herzkranzgefäße nicht verengt oder verschlossen.

Wie häufig tritt das Broken-Heart-Syndrom auf?

Schätzungen zufolge macht das Broken-Heart-Syndrom etwa 1-2% aller vermuteten Herzinfarkte aus. Bemerkenswert ist, dass etwa 90% der Betroffenen Frauen sind, insbesondere in der postmenopausalen Phase zwischen 58 und 75 Jahren. Männer sind deutlich seltener betroffen.

Mechanismen des Broken-Heart-Syndroms – Warum sind eher Frauen betroffen?

Das Broken-Heart-Syndrom wird durch eine Dysregulation des vegetativen Nervensystems, insbesondere durch eine Überaktivierung des Sympathikus, ausgelöst.

Herzangiogramm, Vasospasmus, Vorher-Nachher, Acetylcholin, Isosorbiddinitrat.

Durch die Überaktivierung des Nervus Sympathikus kommt es zu einer erhöhten Ausschüttung von Noradrenalin und Adrenalin, die eine toxische Wirkung auf die Herzmuskelzellen haben und zu einer peripheren koronaren Vasokonstriktion, d.h. Engstellung der Herzkranzarterie führen.

Tako-Tsubo-Kardiomyopathie in Diastole und Systole.

Die Engstellung der peripheren Abschnitte aller 3 großen Herzkranzarterien erklärt die Wandbewegungsstörungen der linken Herzhauptkammer, welche richtungsweisend für die Diagnose des Broken-Heart- Syndroms sind. Als Folge der Durchblutungsstörung kommt es zu einem Funktionsverlust der Herzspitze, so dass dort eine Ballonierung in diesem Wandabschnitt auftritt. Die charakteristischen Wandbewegungsstörungen haben dem Syndrom auch seinen ursprünglichen Namen gegeben, Tako-Tsubo-Syndrom. Der Name Tako Tsubo (jap. Tintenfisch-Falle) leitet sich von einem japanischen Tongefäß zum Fangen von Tintenfischen ab: ein runder Krug mit einem kurzen Hals.

Östrogen hat eine protektive Wirkung auf die Vasomotion, indem es dazu beiträgt, dass die Blutgefäße entspannt bleiben. Mit Beginn der Menopause ist dieser Schutzmechanismus reduziert, was eine endotheliale Dysfunktion und Vasokonstriktion begünstigt. Das erklärt auch, warum das Broken-Heart-Syndrom überwiegend bei Frauen nach Beginn der Menopause auftritt.

Die zentrale Verarbeitung von Stress unterscheidet sich zwischen Männern und Frauen. Studien zeigen, dass Frauen psychologisch stärker auf Stress reagieren, während Männer physiologisch stärker betroffen sind. Unter Stress neigen Männer zu erhöhter Egozentrizität und verminderter Empathie, wohingegen Frauen eine erhöhte Empathie zeigen. Diese Unterschiede könnten durch hormonelle Faktoren, wie eine höhere Oxytocinausschüttung bei Frauen unter Stress, bedingt sein.

Anatomisch betrachtet haben Männer im Durchschnitt größere Koronararterien als Frauen. Dies könnte auch ein Grund dafür sein, warum Frauen häufiger vom Broken-Heart-Syndrom betroffen sind, da engere Gefäße anfälliger für Spasmen und Durchblutungsstörungen sind.

Risikofaktoren und Auslöser der Stress-Kardiomyopathie

Als Hauptauslöser für das Broken-Heart-Syndrom gelten psychischer oder physischer Stress. Dazu gehört beispielsweise der Verlust einer geliebten Person, eine Trennung, finanzielle Probleme, Naturkatastrophen, schwere Erkrankungen oder operative Eingriffe. Auch sehr emotionale positive Ereignisse können ein Taku-Tsubo-Syndrom auslösen.

Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale scheinen ebenfalls das Risiko für ein Broken-Heart-Syndrom zu erhöhen. Dazu zählen Perfektionismus, Ängstlichkeit, Depressionen und eine geringe Stresstoleranz. Auch neurologische oder psychiatrische Erkrankungen wie Epilepsie, Schlaganfall oder eine Demenz können das Risiko steigern.

Wie wird ein Broken-Heart-Syndrom diagnostiziert?

Die Diagnose des „Broken-Heart-Syndroms erfolgt anhand spezifischer Kriterien:

  • Akutes Auftreten von Brustschmerzen und/oder Luftnot
  • EKG-Veränderungen wie ST-Streckenhebungen oder T-Wellen-Inversionen
  • Mäßiger Anstieg der Herzenzyme (Troponin)
  • Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit durch Herzkatheteruntersuchung
  • Charakteristische Wandbewegungsstörungen des linken Ventrikels in der Herzkatheteruntersuchung, Echokardiographie oder Herz-MRT

Wichtig ist, dass andere Ursachen wie ein typischer Herzinfarkt, eine Myokarditis oder eine Lungenembolie ausgeschlossen werden.

Behandlung des Broken-Heart-Syndroms

Die Behandlung des Broken Heart Syndroms erfolgt primär symptomatisch und supportiv. In der Akutphase werden Medikamente wie Betablocker, ACE-Hemmer und Diuretika eingesetzt, um die Herzfunktion zu stabilisieren und Komplikationen zu vermeiden. Bei schwerer Pumpfunktionsstörung kann eine intensivmedizinische Überwachung erforderlich sein.

Zusätzlich sollten Stressfaktoren identifiziert und nach Möglichkeit reduziert werden. Eine psychologische Betreuung kann helfen, mit belastenden Situationen besser umzugehen und das Risiko für ein Rezidiv zu senken.

Typisches Fallbeispiel: Broken-Heart-Syndrom nach Verlust des Ehemannes

Eine 68-jährige Rentnerin, wird mit akuten Brustschmerzen und Atemnot in die Notaufnahme eingeliefert. Sie berichtet, dass ihr Ehemann vor zwei Tagen unerwartet verstorben sei und sie seitdem unter enormem emotionalem Stress stehe.

Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich Frau Müller blass und erschöpft. Ihr Blutdruck ist erhöht (150/90 mmHg), die Herzfrequenz liegt bei 100 Schlägen pro Minute. Im EKG fallen ST-Streckenhebungen in den Brustwandableitungen auf und der Troponinwert, ein spezifischer Herzmarker ist mäßig erhöht.

Da die Kriterien für einen akuten Herzinfarkt erfüllt sind, wird die Patientin innerhalb von 30 Minuten nach Ankunft auf der Notaufnahme in das Herzkatheterlabor gebracht. Dort zeigt sich bei der Darstellung der linken Herzkammer eine Ballonierung der Herzspitze, das heißt die Herzspitze pumpt nicht; die linksventrikuläre Ejektionsfraktion, das heißt die Auswurfleistung liegt bei 35% (normal >55%). Die Herzkranzarterien sind wider Erwarten glatt, eine Engstelle oder ein Verschluss, wie es bei einem typischen Herzinfarkt üblich ist, liegt nicht vor.

Aufgrund der Befundkonstellation wird die Diagnose eines Broken-Heart-Syndroms gestellt.

Die Patientin wird auf die kardiologische Überwachungsstation aufgenommen. In der Herzultraschalluntersuchung wird die Störung der Pumpfunktion als Verlaufsparameter dokumentiert. Die Behandlung erfolgt  mit Betablockern, ACE-Hemmern und Diuretika. Unter engmaschiger Überwachung der Vitalparameter stabilisiert sich ihr Zustand innerhalb weniger Tage. Die Pumpfunktion des Herzens bessert sich kontinuierlich.

Parallel erfolgt eine psychologische Betreuung, um Frau Müller in der akuten Trauerphase zu unterstützen und Strategien zur Stressbewältigung zu vermitteln. Nach einer Woche kann sie in stabilem Zustand nach Hause entlassen werden. Regelmäßige kardiologische Kontrollen werden durchgeführt.

Drei Monate später zeigt sich in der Verlaufskontrolle eine vollständige Erholung der linksventrikulären Pumpfunktion. Frau Müller hat den Verlust ihres Ehemannes akzeptiert und schöpft wieder neuen Lebensmut. Sie nimmt regelmäßig an einer Trauergruppe teil und hat begonnen, sich sportlich zu betätigen.

Prognose des Broken-Heart-Syndroms

Die Prognose des Broken-Heart-Syndroms ist in den meisten Fällen gut. Bei etwa 95% der Betroffenen erholt sich die Herzfunktion innerhalb weniger Wochen bis Monate vollständig. Dennoch können in der Akutphase schwerwiegende Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen, Lungenödem oder ein kardiogener Schock auftreten.

Langfristig haben Patienten mit einem Broken-Heart-Syndrom ein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv. Schätzungen zufolge liegt die Rezidivrate bei etwa 5-10% innerhalb von 4 Jahren. Eine engmaschige kardiologische Nachsorge ist daher wichtig.

Vorbeugung des Broken-Heart-Syndroms – Stresszeichen frühzeitig erkennen und bewältigen

Wir betreuen in der Cardiopraxis® regelmäßig Menschen mit Broken-Heart-Syndrom. Unser besonderes Augenmerk gilt hier vor allen Dingen der Vermeidung eines Rezidivs.

Da emotionaler und physischer Stress als Hauptauslöser des Broken-Heart-Syndroms gelten, kommt der Stressbewältigung eine wichtige Rolle in der Vorbeugung zu. Folgende Maßnahmen können Ihnen helfen, das Risiko zu senken:

  • Regelmäßiger Ausdauersport
  • Entspannungstechniken wie Yoga, Atemtechniken oder Meditation
  • Ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung
  • Ausreichende Trinkmenge von 30 ml pro kg Körpergewicht und Tag
  • Soziale Unterstützung durch Familie und Freunde
  • Professionelle Hilfe bei Depressionen, Ängsten oder Überforderung
  • Vermeidung von exzessivem Alkohol- und Koffeinkonsum

Wichtig ist, dass Menschen, die einmal ein Broken-Heart-Syndrom durchlebt haben, ihre individuellen Stressoren kennen und rechtzeitig mit einer emotional eskalierenden Situation umgehen lernen. Oder anders gesagt, sie müssen frühzeitig spüren: jetzt wird es eng. Wenn Sie ein Gefühl für die drohende Gefährdung haben, dann können Sie sie auch bewältigen, indem Sie physisch und/oder psychisch aus der Situation herausgehen, den Ort des Stresses verlassen und Entspannungstechniken in einem vormals eingeübten automatisierten Ablauf einsetzen.

Selbstberuhigende  Techniken zielen wesentlich auf eine Stimulation des beruhigenden Nervus vagus, dem Gegenspieler des aktivierenden Nervus sympathikus ab. Ein solcher Ablauf kann, die wesentlich auf der wie folgt aussehen:

Wenn wir Sie in der Cardiopraxis® nach einem stattgehabten Broken-Heart-Syndrom betreuen, dann achten wir auf Ihre Stressanfälligkeit, welche sich zum Teil auch mittels quantifizierender Tests, zum Beispiel der Bestimmung der Herzfrequenzvariabilität messen lässt.

Wir empfehlen neben den Techniken im Akutfall vor allen Dingen Ausdauersport zum Stressabbau. Gerade Ausdauersport führt akut zu einem Abbau von Stresshormonen und langfristig auch zu einer Verschiebung der neuro-vegetativen Balance zugunsten des beruhigen Nervus vagus. In Einzelfällen empfehlen wir zum Abbau von Stresshormonen vorübergehend auch Rauwolfiatropfen und Magnesium-Glycin (nicht Magnesium-Citrat! ).

Schlussfolgerungen Broken-Heart-Syndrom

Das Broken-Heart-Syndrom ist gerade in der Akutphase eine ernstzunehmende Erkrankung. Wenn Sie unter anhaltenden Brustschmerzen, Luftnot oder anderen Herzinfarkt-ähnlichen Symptomen leiden, sollten Sie umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, um potenziell tödliche Komplikationen zu vermeiden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können dazu beitragen, Komplikationen zu vermeiden und die Prognose zu verbessern.

Langfristig  ist die Prognose gut und Sie sollten Sie auf ein gutes Stressmanagement achten, damit ein Rezidiv verhindert wird.

Literatur

 Cardiopraxis – Kardiologen in Düsseldorf & Meerbusch

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