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Herzinfarkt – Zeit ist der kritische Faktor
Bei einem typischen Herzinfarkt liegt fast immer ein plötzlicher Verschluss eines Herzkranzgefäßes, einer sog. Koronararterie vor. Das bedeutet, dass wichtige Anteile des Herzmuskels kein sauerstoffreiches Blut mehr erhalten.
Bedenken Sie, ca. 10 Minuten nach einem akuten Verschluss eines Herzkranzgefäßes beginnt das Herzmuskelgewebe unwiederbringlich abzusterben. Je früher ein verschlossenes Herzkranzgefäß im Herzkatheterlabor wiedereröffnet wird, desto kleiner die Infarktgröße und je besser auch die Langzeitüberlebens-Chancen.
Die Zeit läuft.
Patientenentscheidungszeit – weiter ein Problem
Zahlreiche Maßnahmen der sog. Koronaren Versorgungskette zur Behandlung des Herzinfarktes haben sich insbesondere seit Beginn der 90er Jahre eindrucksvoll verbessert und die Herzinfarktsterblichkeit um über 30% verringert. Das Absetzen des Rettungsrufes 112 durch Betroffene oder Beobachter bleibt weiter ein Problem.
Den Zeitraum vom Symptombeginn bis zum Absetzen eines Notrufs nennt man die „Patientenentscheidungszeit“. Während in Deutschland die Abläufe nach Absetzen eines Notrufes unter 112 sehr gut definiert und schnell sind – in der Regel ist eine Notärztin oder ein Notarzt innerhalb von 10 Minuten vor Ort – bleibt die Patientenentscheidungszeit weiterhin ein Problem. Sie macht etwa 60 % der Gesamtzeit bis zur lebensrettenden Therapie im Herzkatheter-Labor aus. In vielen Fällen beträgt Sie mehrere Stunden.
Angehörige, Freunde, Kollegen …. und Fremde – wichtige Signalgeber
Nicht nur der Mensch, der von einem Herzinfarkt betroffen ist, kann die lebensrettende Koronare Versorgungskette in Gang setzten. Häufig sind Freunde, Mitarbeiter, Angehörige und auch Fremde anwesend, die wertvolle Hilfe leisten können. Gerade Fremde, die den Betroffenen nicht kennen, sehen die Situation unvoreingenommen und handeln meist schneller und konsequenter als Angehörige.
Folglich hat der Satz „warten wir erst mal ab“, häufig von einem Angehörigen geäußert, z.B. während einer laufenden Fernsehsendung, schon viel wertvolle Zeit gekostet. Die Kriterien für das Absetzen beim Verdacht auf einen Herzinfarkt sind klar.
Herzinfarkt – allermeistens mehr als 1 Symptom
Einen Herzinfarkt erkennen Sie an diesen Warnzeichen.
- Druck meistens hinter dem Brustbein
- Ausstrahlung in andere Körperregionen
- Luftnot
- Übelkeit, Gesichtsblässe, Kaltschweissigkeit
- Bewusstseinsstörung
Nicht immer müssen alle diese typischen Symptome gleichzeitig vorhanden bzw. stark ausgeprägt sein. Allerdings treten bei einem Herzinfarkt fast immer mindestens 2 Symptome gleichzeitig auf. Folglich müssen Sie, sei es, dass Sie Betroffene bzw. Betroffener oder eine anwesende Person sind, bei Vorhandensein von mindestens 2 Symptomen zügig handeln.
Auch zeigt sich hier wieder, wie wichtig die anwesenden Mitmenschen sind, denn Gesichtsblässe, das fahle graue Gesicht, wird von der Betroffenen praktisch nie wahrgenommen.
Besonders verheerend ist der sog. „neglect“, die fehlende Bereitschaft des Betroffenen den Ernst der Lage zu erkennen und selber zu handeln. Häufig hören wir dann den Satz „das wird schon wieder“, wieder ein Grund für unnötigen Zeitverlust.
Verdacht auf Herzinfarkt – Notruf 112 absetzen
Wenn Symptome des Herzinfarktes vorliegen, dann müssen Sie schnell handeln! Falls diese Beschwerden 10 Minuten und mehr bestehen, sollte sofort das Rettungsteam unter 112 verständigt werden!
Das sind wichtige Informationen für das Rettungsteam am Telefon:
- Wer: Name Anrufer
- Was: „Medizinischer Notfall“, evtl. zusätzlich „Verdacht auf Herzinfarkt“
- Wen: Name, Alter Betroffener
- Wo: Straße, Hausnummer, Stockwerk (!)
- Wie: wach, ansprechbar „ja“ oder „nein“
- Wie: nicht spontan atmend „ja“ oder „nein“
Zwar ist die Nennung des eigenen Namens bei einem Notruf nicht zwingend erforderlich, sie erleichtert allerdings unter der emotionalen Belastung den Einstieg in das Gespräch.
Achten Sie darauf, dass das Telefonat immer vom Profi in der Einsatzzentrale des Rettungsdienstes am anderen Hörer beendet wird, damit keine wertvollen Informationen in der Aufregung fehlen.
Sollten Sie gehörlos bzw. die Sprechsprache nicht richtig beherrschen, dann erkundigen Sie sich vor einem Notfall bzgl. Möglichkeiten der Notfallalarmierung für Gehörbeeinträchtigte.
Wegweisende Maßnahmen – erleichtern Eintreffen für Rettungsdienst
Stellen Sie sich vor, wie können Sie dem Rettungsteam den Weg zum Einsatzort erleichtern:
- Haustür öffnen
- Lichter überall anmachen
- Meldekette bis zur Straße aufbauen, falls genügend Personen anwesend sind, z.B. in Mehretagenhäusern, Schulen oder Bürogebäuden
Ersthelfermaßnahmen – lebensrettend
Ist der Mensch nicht bewusstlos, dann sollte immer ein Ersthelfer bei ihm bleiben, weil die Lage sich plötzlich verschlechtern kann. Besonders tückisch ist die Situation, wenn der Brustdruck des Herzinfarktpatienten nachlässt. Denn gerade dann, wenn sich eine Koronararterie auch spontan wiedereröffnet, treten besonders häufig potentiell tödliche Rhythmussstörungen, wie z.B. Kammerflimmern auf, die gefürchteten Reperfusionsarrhythmien. Die Beteiligten denken „alles ist gut“ und dann geht es erst mal richtig los.
Falls der betroffene Mensch von vorne herein bewusstlos ist, dann sollten Sie mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen beginnen. Die Herz-Druckmassage alleine führt schon zu einer Verdopplung der akuten Überlebensrate. Bei vorhandenem Automatischen Externen Defibrillator (AED): setzen Sie ihn ein, denn Sie können nichts falsch machen!
Seien Sie Teil des Erfolges
Gerade Risikopatienten für das Auftreten eines Herzinfarktes und deren Angehörigen sollten sich diese Informationen immer wieder mal vor Augen führen. Das mentale Durchspielen einer solchen Situation ist eine Übung und …..“üben übt“.
Sie können diese Informationen auch im Sinne einer betrieblichen Fortbildung an Ihrem Arbeitsplatz weiterleiten. Wir in der Cardiopraxis trainieren regelmäßig für den Ernstfall.
Mit diesen Informationen machen Sie alles richtig. Seien Sie im Notfall Teil des Erfolges, handeln Sie für sich selbst oder seien Sie ein aktiver Ersthelfer.
…..weiter im Selbsthilfekurs „Herzinfarkt sofort handeln“