Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel arbeitet seit 25 Jahren als Kardiologe in Düsseldorf und war über 16 Jahre Mitarbeiter in der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, davon 6 Jahre als Oberarzt. Zum Profil.

Magnesium – Wirkung hat auch Nebenwirkungen

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Magnesium ist ein beliebtes Nahrungsergänzungsmittel. Wussten Sie, dass Magnesium auch Nebenwirkungen haben kann? Hier erfahren Sie, warum das so sein kann, welche Symptome durch Magnesium auftreten können und wie Sie Magnesium sinnvoll einnehmen.

 

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Magnesium ist ein wichtiger Baustein einer gesunden Ernährung und ist in zahlreichen Lebensmitteln enthalten. In unserem Körper ist Magnesium Bestandteil von über 300 Proteinen und hat als Ko-Faktor von Enzymen eine wichtige Bedeutung bei der Aktivierung von Stoffwechselprozessen.

Es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass Magnesium den Blutdruck senkt. In der Cardiopraxis führen wir die gleichzeitige Messung von Blutdruck und Blutfluss mit Hilfe der nicht-invasiven Kreislaufmessung (Finapres-SystemⓇ) sowie der Körpertemperatur durch. Mit über 2.400 Messungen jährlich verfügen wir so über eine umfangreiche Erfahrung bei Interaktion zwischen Kreislauf und Stoffwechsel.

Wir können in der Cardiopraxis sowohl die blutdrucksenkende als auch die stoffwechselaktivierende Wirkung von Magnesium regelmäßig mit sehr eindrucksvollen Therapierfolgen bei bestimmten Patientengruppen bestätigen. Magnesium ist inzwischen ein fester Bestandteil unserer Therapiekonzepte.

Magnesium gehört zu den meistverkauften Nahrungsergänzungsmitteln in Deutschland und wird von Millionen Menschen als Selbstmedikation unkontrolliert eingenommen, ohne dass den meisten die Risiken bekannt sind. So kommen häufig Menschen zu uns in die Cardiopraxis, die Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen und Herz-Kreislaufsymptome, wie zum Beispiel schwankenden Blutdruck, einen starken und beschleunigten Herzschlag, innerer Unruhe und Schlafstörungen berichten. Mithilfe der Kreislauf- und Temperaturmessung können wir dann indirekt eine Überdosierung von Magnesium nachweisen.

Nachfolgend berichten wir Ihnen über Wirkung, Nebenwirkungen, Symptome und Lösungsansätze bei der Einnahme von Magnesium.

Wirkung & Nebenwirkungen von Magnesium bei gesteigertem Kälteempfinden, Bluthochdruck und Stressanfälligkeit

In der Herz-Kreislaufmedizin wenden wir Magnesium in folgenden Bereichen an:

  • Bluthochdruck
  • Stoffwechselaktivierung
  • Modulation des vegetativen Nervensystems
  • Herzrhythmusstörungen

Wir berücksichtigen beim Einsatz von Magnesium, dass die Blutdruckregulation eng mit der Temperaturregulation verknüpft ist. Dieses beiden lebenswichtigen Systeme steuern Blutdruck und Körpertemperatur entscheidend über die kleinsten Blutgefäße, die wie Ventile in einem hydraulischen System funktionieren. Vereinfacht können wir formulieren:

  • enge Ventile = Blutdruck hoch + Blutfluss niedrig (= verminderte Wärmeabgabe)
  • weite Ventile = Blutdruck niedrig + Blutfluss hoch (= vermehrte Wärmeabgabe)

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Magnesium senkt den Blutdruck – zu viel ist auch nicht gut

Magnesium entspannt die Muskulatur der kleinsten Blutgefäße, so dass diese weiter werden und der Blutdruck sinkt.

Der Blutdruck wird über einen Regelkreis mit einem Sollwertbereich gesteuert. Der Sollwert liegt bei gesunden Menschen bezogen auf den optimalen beziehungsweise normalen Bereich von 105-119 mmHg systolisch und 65-84 mmHg diastolisch, also zwischen 119 und 65 mmHg.

Sinkt der Blutdruck unter den Sollwertbereich im Regelkreissystem, dann droht Kreislauf-Stress mit Benommenheit, Schwindel oder gar Ohnmacht. Der Körper muss dann gegenregulieren, damit Sie nicht das Bewusstsein verlieren und sich Verletzung zuziehen. Zur Aufrechterhaltung des Blutdrucks werden daher die Herzfrequenz und die Pumpkraft des Herzens gesteigert, was wiederum durch die sogenannten Katecholamine (Noradrenalin, Adrenalin) vermittelt wird.

Durch den Anstieg der Katecholamine können dann Symptome, wie schneller und kräftiger Herzschlag, Blutdruckschwankungen, innere Unruhe bis hin zu Panikattacken ausgelöst werden. Zusätzlich wird durch die Katecholamine die Körpertemperatur erhöht, so dass thermischer Stress entstehen kann.

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Magnesium aktiviert den Stoffwechsel – zu viel ist auch nicht gut

Magnesium aktiviert den Stoffwechsel, was wiederum Einfluss auf Ihre Temperaturregulation hat. Genauso wie bei der Blutdruckregulation versucht Ihr Körper die Körpertemperatur in einem Sollwertbereich zu halten. Die zentrale Steuerung findet im Gehirn statt.

Im Durchschnitt der Bevölkerung liegt die Körpertemperatur bei 36,5 0C +/- 0,3 0C, wobei dieser Sollwertbereich individuell unterschiedlich sein kann, zum Beispiel in Abhängigkeit vom Zeitpunkt des weiblichen Zyklus, Körpergewicht, Medikamenten und Gesundheitszustand.

Weicht Ihre Körpertemperatur vom „voreingestellten“ Sollwertbereich ab, dann versucht Ihr Körper die Temperatur wieder in diesen Bereich zurückzuführen. Das geschieht über Ausgleichsmechanismen. Bei zu geringer Körpertemperatur kann Ihr Körper zum Beispiel die Wärmeabgabe an die Umgebung zu verringern, indem er die Durchblutung an Armen und Beinen verringert (kalte Hände, kalte Füße); bei zu hoher Temperatur steigert er die Wärmeabgabe durch eine vermehrte Durchblutung an den Extremitäten.

Kann Ihr Körper über die Durchblutung die Körpertemperatur nicht in den Sollwertbereich, der auch Ihr subjektiver „Wohlfühlbereich“ ist, zurückregulieren, dann entsteht thermischer Stress. So kann auch Magnesium über eine Stoffwechselaktivierung und die damit verbundene Steigerung der Körpertemperatur thermischem Stress zur Folge haben, was wiederum mit Symptomen verbunden ist, so zum Beispiel innere Unruhe, schneller Herzschlag und Blutdruckschwankungen bis hin zur Steigerung des Blutdrucks.

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Wechselwirkungen zwischen Körpertemperatur und Blutdruck durch Magnesium

Besonders problematisch bei der Überdosierung von Magnesium ist, dass Magnesium sowohl den Stoffwechsel steigert als auch den Blutdruck senkt.

Wird Ihr Stoffwechsel zu stark gesteigert und damit die Körpertemperatur über den Sollwertbereich erhöht, dann hat Ihr Körper das Bestreben die Wärmeabgabe über eine vermehrte Durchblutung von Armen und Beinen zu steigern. Das wiederum senkt den Blutdruck ab. Folglich senkt hat Magnesium den Blutdruck über die Muskulatur der kleinen Blutgefäße („Ventil“).

Senkt Magnesium so den Blutdruck unter den Sollwertbereich ab, dann setzen die Ausgleichsmechanismen zur Aufrechterhaltung des Blutdrucks (Steigerung von Frequenz und Pumpkraft des Herzens) ein. Da diese durch die Katecholamine Noradrenalin und Adrenalin vermittelt werden, wird hierdurch auch der Stoffwechsel gesteigert und folglich die Körpertemperatur erhöht, was wiederum die Notwendigkeit der Wärmeabgabe steigert. Kurzum es entsteht ein Teufelskreis. Folglich steigert Magnesium den Stoffwechsel über einen direkten und einen indirekten Weg:

  • direkte Stoffwechselsteigerung: Aktivität von Stoffwechselenzymen erhöht
  • indirekte Stoffwechselsteigerung: Ausgleichsreaktion durch Noradrenalin und Adrenalin bei zu niedrigem Blutdruck

Magnesium und Abbau von Stresshormonen Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin

Da der Abbau von Stresshormonen auch einen Einfluss auf Blutdruck und Körpertemperatur hat, sollten Sie wissen, dass Magnesium im richtigen Maß eingenommen den Abbau Stresshormonen unterstützt.

Magnesium ist der optimale Ko-Faktor des Enzyms Catechol-O-Methyltransferase (COMT), welches die Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin abbaut. Magnesium ist daher besonders sinnvoll für stressanfällige Menschen. Allerdings müssen Sie auf die Dosis von Magnesium und den Beistoff achten (siehe unten).

Symptome einer zu hohen Dosierung von Magnesium

Herz- Kreislaufsymptome für eine zu hohe Dosierung von Magnesium sind:

Hinzu kommen noch andere Nebenwirkungen von Magnesium, die allerdings als subjektiv wahrnehmbares Symptom nicht erfassbar sind. Ein untrügliches Zeichen einer Überdosierung von Magnesium ist allerdings, wenn in Verbindung mit Magnesium Durchfälle auftreten.

Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel 

Magnesium gehört zu den 5 am häufigsten verkauften Nahrungsergänzungmitteln in Deutschland. Da es im Gegensatz zu anderen Ländern in Europa auch in hohen Dosierungen frei verkäuflich ist, wird es gerne zur Selbstmedikation eingesetzt.

In der Cardiopraxis erleben wir wöchentlich Überdosierungen mit täglichen Einnahmen von 300 mg bis 1.200 mg.

Wir müssen hier berücksichtigen, dass der Tagesbedarf eines Menschen bei 250 mg insgesamt liegt und Magnesium in zahlreichen Lebensmitteln enthalten ist. Das heißt, dass die Gesamtmenge an zugeführtem Magnesium, folglich die Summe aus Magnesium in der Nahrung + Magnesium im Nahrungsergänzungsmittel 250 mg nicht dauerhaft wesentlich überschritten werden sollte. Sonst besteht das Risiko einer Überdosierung mit entsprechenden Symptomen.

Eine vorübergehende intensivierte Einnahme von Magnesium kann sinnvoll sein, zum Beispiel bei Erkrankungen, der Einnahme von bestimmten Medikamenten, den sogenannten „Mikronährstoffräuber“ und Mangelernährung.

Bedenken sollten wir hierbei auch, dass ein Magnesiummangel mit den herkömmlichen Labormethoden nur schwer nachweisbar ist, weil Magnesium zu 95% in den Zellen vorkommt, während wir in der Regel die Magnesiumkonzentration im Serum, das heißt außerhalb der Zellen messen. Folglich gibt es auch Magnesiummangelzustände bei normalen Magnesiumwerten im Serum.

Citrat als Risikofaktor für eine Überdosierung von Magnesium

Als Beistoff von Magnesiumpräparaten wird häufig Citrat verwendet, weil es die Aufnahme von Magnesium im Darm erleichtern soll. Tatsächlich haben wir die Erfahrung gemacht, dass nahezu ausschließlich Präparate, die Citrat enthalten mit subjektiven und messtechnisch objektiven Zeichen der Überdosierung verbunden sind.

Ein Aspekt, der bei Citrat-haltigen Präparaten auch eine Rolle spielen kann, ist, dass Citrat im sogenannten Citratzyklus selbst ein Baustein des Energiestoffwechsel ist und so zur Stoffwechselaktivierung beitragen könnte.

Glycin als beruhigender Bestandteil von Magnesiumpräparaten

Im Handel sind auch Magnesiumpräparate, die anstatt Citrat den Beistoff Glycin enthalten. Glycin gilt als eigenständiger beruhigender Neurotransmitter und wir haben in der Cardiopraxis sehr gute Erfahrungen mit solchen Kombinationen gemacht.

Magnesium zur Blutdrucksenkung und zur Stoffwechselaktivierung – wie gehe ich vor?

Wenn Sie mithilfe von Magnesium eine Senkung des Blutdrucks und/oder eine Aktivierung des Stoffwechsels anstreben, dann sollten Sie sich selbst in erster Linie folgende Fragen beantworten:

  • Wie ist mein Temperaturempfinden?
    • Ist mir eher leicht zu kalt?
    • Fühle ich mich in Bezug auf das Temperaturempfinden meistens wohl?
    • Ist mir eher leicht zu warm?
  • Was bin ich für ein Stresstyp bin ich?
    • Bin ich eher ein unruhiger Typ?
    • Bin ich eher ein ruhiger Typ?

Wenn Ihnen eher leicht zu kalt (bis hin zu thermischem Wohlbefinden) ist beziehungsweise, wenn Sie eher ein stressarmer Typ sind, dann eignet sich Magnesium-Citrat in einer Dosierung von 300 mg über 4 Wochen täglich beziehungsweise alle 2 Tage. Spätestens nach 4 Wochen sollten Sie dann auf eine Erhaltungsdosis mit einer Einnahme 2-3 Mal wöchentlich wechseln.

Wenn Ihnen eher leicht zu warm ist und/oder wenn Sie stressanfällig sind, dann sollten Sie Magnesium-Citrat vermeiden oder gar kein Magnesium ergänzen. Sollten Sie doch Magnesium einnehmen wollen, dann hat sich in diesen Fällen die Einnahme von 2x 150 mg Magnesium Bisglycinat auch dauerhaft bewährt.

Was mache ich bei Nebenwirkungen von Magnesium?

Wenn Sie Symptome einer Überdosierung von Magnesium haben, dann sollten Sie Magnesium absetzen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dann die Symptome bereits nach einigen Tagen wieder verschwinden. Sollte das nicht der Fall sein, dann sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Magnesium bei Muskelkrämpfen der Beine

Magnesium wird häufig zur Behandlung von Muskelkrämpfen eingesetzt. Wissenschaftlich ist eine positive therapeutische Wirkung hier nicht belegt. Allerdings ist es in zahlreichen Einzelfällen so, dass Magnesium tatsächlich hilft.

Muskelkrämpfe treten häufig unter folgenden Umständen bevorzugt auf:

  • körperlich wenig aktive Menschen
  • ältere Menschen
  • nächtliches Auftreten

All diesen Faktoren ist gemeinsam, dass sie mit einem herabgesetzten Stoffwechsel verbunden sind. Wir müssen hierbei berücksichtigen, dass die Körpertemperatur des Menschen nachts zwischen 2:00h und 4:00h am niedrigsten, was an und für sich ein Zeichen eines reduzierten Stoffwechsels ist.

Gerade wenn die Zeichen einer Überdosierung von Magnesium vorliegen, dann empfehlen wir Menschen mit Muskelkrämpfen stoffwechselaktivierende und damit wärmende Maßnahmen, so zum Beispiel mehr körperliche Aktivität, wärmende Kleidung (am Tag eine lange Unterhose, nachts einen wärmenden Schlafanzug) und Faszientherapie.

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