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Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel arbeitet seit 25 Jahren als Kardiologe in Düsseldorf und war über 16 Jahre Mitarbeiter in der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, davon 6 Jahre als Oberarzt. Zum Profil.

Herzinfarkt im Ausland – Risiken, Vorsorge und Notfallmaßnahmen

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Ein Herzinfarkt ist immer ein medizinischer Notfall, der schnellstmöglich behandelt werden muss. Doch was ist zu tun, wenn man im Ausland von einem Herzinfarkt betroffen ist? Hier erfahren Sie mehr!

Erste-Hilfe-Kasten am Strand, Herzinfarkt-Hinweis.

Immer wieder kommen Menschen zu uns in die Cardiopraxis®, die einen Herzinfarkt, meistens als Erstereignis einer Koronaren Herzkrankheit im Ausland durchlebt haben. Wir arbeiten dann die Krankengeschichte einschließlich der Vorunterlagen mit ihnen auf und stellen die Weichen für die kurzfristige und langfristige Diagnostik und Therapie.

Im Gegensatz zu Herzinfarkten, die am Wohnort durchlebt werden, sind die im Ausland stattgehabten Herzinfarkte häufig mit einem größeren Herzmuskelschaden verbunden, was die Langzeitprognose deutlich verschlechtert. Dieses liegt nicht daran, dass die medizinische Versorgung an Urlaubsorten oder Arbeitsorten im Ausland schlechter ist. Der Hauptgrund liegt darin begründet, dass die betroffene Menschen beziehungsweise ihr soziales Umfeld im Urlaub schlicht und einfach zu spät um Hilfe rufen.

Für das kurzfristige Überleben und die langfristige Prognose ist vor allen Dingen die Zeit bis zur Einleitung von medizinischen Hilfsmaßnahmen die kritische Einflussgröße. Je früher ein Herzinfarkt medizinisch betreut wird, desto besser.

Gründe dafür, dass Menschen im Ausland Menschen bei einem Auslandsaufenthalt bei einem akuten Herzinfarkt zu spät um Hilfe rufen:

  • „Ich beherrsche die Sprache nicht und fühle mich unsicher.“
  • „Ich will meiner Frau nicht den Urlaub verderben.“
  • „Morgen früh ist das bestimmt wieder weg.“
  • „Was muss ich jetzt eigentlich überhaupt machen?“
  • „Ein Krankenhausaufenthalt im Ausland, das ist bestimmt sehr teuer. Wer bezahlt das denn?“
  • „Übermorgen sind wir ja schon wieder zu Hause. Ich kann ja dann zum Arzt gehen.“
  • „Die Krankenhäuser sind hier bestimmt nicht so gut, wie in Deutschland.“

Solche falschen Annahmen, dienen einzig und allein dazu, ungewohnte Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Während zu Hause meistens sofort die bekannten Rettungsketten in Gang gesetzt werden, wird im Ausland häufig zweifelnd gezögert. Diese Zweifel werden bisweilen mit dem Leben bezahlt.

Machen Sie sich nichts vor, für Erwachsene ist eine Reise ins Ausland eine mentale und körperliche Belastung und nicht zu vergleichen mit der InterRail-Reise eines Jugendlichen. Wesentliche Einflussgrößen sind:

  • Zunehmendes Alter
  • Konstitution, zum Beispiel Übergewicht und Trainingszustand
  • Zeitverschiebung ≥3 Zeitzonen
  • Extremer Klimawechsel, zum Beispiel Temperatur und Luftfeuchtigkeit

Eine gute Vorbereitung kann hier lebensrettend sein, gerade im Hinblick auf den plötzlichen Herzinfarkt.

Ist eine Reise ins Ausland ein eigenständiger Risikofaktor für einen Herzinfarkt?

Grundsätzlich gelten im Ausland dieselben Risikofaktoren für einen Herzinfarkt wie zu Hause, etwa Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes, Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel.

Doch einige Faktoren können das Risiko auf Reisen zusätzlich erhöhen:

  • Hektik durch Reise mit selten genutzten Verkehrsmitteln, zum Beispiel Flugzeug
  • Schlafmangel durch Zeitverschiebung
  • Klimawechsel, insbesondere ungewohnte Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit
  • Stress durch fremde Umgebung
  • Unvorbereitete körperliche Belastungen wie Tauchen, Bergwandern, Skifahren
  • Ungesunden Ernährung, zum Beispiel sehr fettes Essen
  • Zu wenig Bewegung im Urlaub, zum Beispiel auf einem Kreuzfahrtschiff
  • Unterbrechung der gewohnten medizinischen Versorgung und Medikation
  • Unsicherheit Sprachbarrieren und Orientierungsschwierigkeiten im Notfall

Reisetage sowie der Tag davor und danach stellen ein besonderes Risiko dar. Das Beispiel Langstreckenflug mit seinen ungewohnten Abläufen macht das recht deutlich:

  • Frühes Aufstehen, damit verbundenen Schlafmangel
  • Anreise zum Flughafen
  • Hektisches Umfeld in der Flughalle durch andere Reisende
  • Alkoholkonsum, häufig schon vor Abflug
  • Enge Sitze, wenig Bewegung
  • Schwierigkeiten zu schlafen
  • Zuviel und das falsche Essen
  • Ankunft in feucht-heißem Klima
  • Hektik bei der Orientierung (“kommt mein Koffer?“)
  • Auto mieten oder andere Verkehrsmittel finden
  • Einrichten in neuer Umgebung
  • usw., usw., …

Insbesondere bei vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist daher eine sorgfältige Reisevorbereitung in Absprache mit dem behandelnden Arzt wichtig.

Vorsorge und Vorbereitung auf einen Herzinfarkt im Ausland

Im Hinblick auf das Herzinfarktrisiko sollten sich folgende Gruppen auf eine Reise besonders vorbereiten:

  • Menschen mit bekannter Koronarer Herzkrankheit, zum Beispiel nach Stentimplantation und/oder Herzinfarkt
  • Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen ersten Herzinfarkt, zum Beispiel mit hohem Cholesterinwert, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Nikotingenuss
  • Menschen mit unbekanntem Risiko für einen Herzinfarkt in Abhängigkeit vom Lebensalter, Männer ab 45. Lebensjahr, Frauen ab 55. Lebensjahr

Um Herzproblemen im Ausland vorzubeugen und für den Notfall gerüstet zu sein, empfehlen wir von der Cardiopraxis® den Menschen mit erhöhtem Risiko für eine Herzinfarkt auf folgendes zu achten:

  • Ausführliche ärztliche Reise-Tauglichkeitsuntersuchung
  • Höhenaufenthalte >2.000 Meter mit Arzt besprechen
  • Notwendigkeit von Thrombosespritzen bzw. -strümpfen mit Arzt abklären
  • Impfschutz gemäß Reiseempfehlungen auffrischen
  • Anpassung der Medikation an Reisedauer und Zeitverschiebung
  • Medikamentenvorrat 2 Wochen vor Reiseantritt überprüfen
  • Adressen und Telefonnummern von Ärzten/Kliniken am Reiseziel notieren
  • Mehrsprachigen Notfallausweis mit Vorerkrankungen und Medikation führen
  • Falls eine Herzkrankheit vorliegt, den aktuellen Arztbrief des Kardiologen mit Diagnosen und Therapie mitnehmen. Auch ein Bericht in deutscher Fachsprache wird im Ausland in der Regel verstanden, da die Fachsprache international ist.
  • Wenn bei Ihnen eine Herzkatheteruntersuchung gemacht worden ist, dann können Sie eine Kopie der letzten CD im Koffer oder Screenshots der Herzkranzarterien auf Ihrem Handy mitnehmen
  • Ausreichender Vorrat an Medikamenten im Handgepäck (!!!)
  • Auslandsreisekrankenversicherung abschließen
  • Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) mitnehmen
  • Mindestens 5 Tage vor Langstreckenflug tägliches Gymnastikprogramm
  • Mindestes 2 Tage vor Langstreckenflug leichte Mahlzeiten
  • Auf Flügen viel Wasser trinken, Alkohol vermeiden und stündlich bewegen
  • Bei Zeitzonen und Klimawechsel 2-4 Tage zur Eingewöhnung einplanen bevor größere Anstrengungen am Ankunftsort unternommen werden
  • Belastungsgrenzen respektieren, ausreichende Pausen einplanen

Symptome erkennen und richtig handeln

Eigentlich sollte jeder Mensch die Anzeichen eines Herzinfarktes kennen, da der Herzinfarkt ein häufiges er Ereignis ist und ja nicht nur Sie selbst, sondern auch ein anderer Mensch in Ihrem Umfeld betroffen sein kann. Gerade fremde Beobachter sind in Notfallsituationen häufig diejenigen, die vorurteilsfrei und schnell helfen.

Die typischen Anzeichen eines Herzinfarkts sind:

  • Plötzlich einsetzender, starker Brustschmerz über mehr als 5 Minuten
  • Schmerzen können in Schultern, Arme, Hals, Kiefer oder Oberbauch ausstrahlen
  • Engegefühl und Brennen in der Brust, oft verbunden mit Atemnot
  • Kalter Schweiß, Übelkeit, Schwindel und Todesangst

Wichtig: Nicht jeder Herzinfarkt verursacht starke Schmerzen. Gerade bei Frauen und Diabetikern sind die Symptome oft unspezifisch!

Im Verdachtsfall eines Herzinfarkts muss sofort gehandelt werden:

  • Betroffene Person hinsetzen und beruhigen.
  • Notruf über die landesübliche Notrufnummer wählen, in der EU einheitlich die 112.
  • Wenn vorhanden, 2 Tabletten zu 500 mg Acetylsalicylsäure (ASS) kauen lassen.
  • Enge Kleidung lockern, für Frischluft sorgen.
  • Betroffene Person ständig beobachten und betreuen, bis der Notarzt eintrifft.
  • Im Bedarfsfall Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten

Wenn ein Herzkranzgefäß verschlossen ist, dann beginnt nach circa 10 Minuten der unwiederbringliche Verlust an Herzmuskelgewebe. Jede Minute zählt, um den Schaden am Herzmuskel zu begrenzen. Daher lieber einmal zu viel als zu wenig den Notarzt rufen.

Wichtig: Sollte im Ausland eine medizinische Behandlung in einem Krankenhaus erfolgen, dann bringen Sie bitte den Krankenhausbericht und gegeben falls auch eine Kopie der Herzkatheter-CD mit nach Hause.

Herzinfarkt: Notfallversorgung und Kostenübernahme

Die Überlebenschancen bei einem Herzinfarkt hängen entscheidend von einer schnellen Behandlung in einer geeigneten Klinik ab. In Deutschland werden Patienten nach der Erstversorgung so schnell wie möglich in ein Krankenhaus mit Herzkatheter-Labor gebracht. Dort können die verschlossenen Herzkranzgefäße mittels Katheter wieder eröffnet werden.

Da die Koronare Herzkrankheit und damit auch der Herzinfarkt weltweit häufig auftreten, sind die Abläufe mit ihren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen auch weltweit gemäß internationaler medizinischer Leitlinien standardisiert. Fast alle Länder in die Sie reisen verfügen über spezialisierte Kardiologen und gut ausgestattete Herzzentren.

Innerhalb der EU hat man mit der europäischen Krankenversicherungskarte Anspruch auf alle medizinisch notwendigen Leistungen. Die Kosten werden zunächst vom Gastland übernommen und später mit der deutschen Krankenkasse abgerechnet.

Außerhalb der EU hängt die Kostenübernahme vom jeweiligen Sozialversicherungsabkommen ab. In jedem Fall empfiehlt sich der Abschluss einer privaten Auslandsreisekrankenversicherung. Diese übernimmt oft auch die Kosten eines medizinisch sinnvollen Rücktransports nach Deutschland.

Nachsorge und Rehabilitation nach einem Herzinfarkt im Ausland

Nach einem Herzinfarkt im Ausland sollten so bald wie möglich den Hausarzt oder Kardiologe in Deutschland aufsuchen. Hier wird die Medikation angepasst und der weitere Plan für die kurzfristige und langfristige Nachsorge gemacht.

In der Regel schließt sich eine Anschlussheilbehandlung (Reha) an, um die Belastbarkeit zu verbessern und einem erneuten Infarkt vorzubeugen. Dazu gehören:

  • Bewegungstherapie zum Aufbau der Ausdauerleistung
  • Gesundheitstraining zu Ernährung, Stressabbau und Reduktion von Risikofaktoren
  • Psychologische Betreuung zur Krankheitsverarbeitung
  • Sozialberatung, zum Beispiel zum stufenweisen Wiedereinstieg in den Beruf
  • Raucherentwöhnung und Gewichtsreduktionsprogramme

Eine konsequente Änderung des Lebensstils kann das Risiko für weitere Herzinfarkte erheblich senken. Es ist auch für uns als Experten immer wieder erstaunlich, dass wenige Monate nach einem Herzinfarkt die meisten Menschen fitter sind als vor dem Herzinfarkt. Voraussetzung ist, dass Sie auch nach einem Herzinfarkt das richtige tun.

Herzinfarkt im Ausland – Das Richtige zum richtigen Zeitpunkt tun

Ein Herzinfarkt im Ausland ist eine bedrohliche Situation, die schnelles Handeln erfordert. Mit einer guten Vorbereitung, Kenntnis der Notfallnummern und einer Auslandsreisekrankenversicherung ist man für den Ernstfall aber gut gerüstet.

Noch wichtiger ist es, durch eine herzgesunde Lebensweise Infarkte von vornherein zu vermeiden – zu Hause wie auch auf Reisen. Denn Vorbeugung ist der beste Schutz für unser Herz.

Literatur

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