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Dr. Natalie Fleissner
Dr. med. Natalie Fleissner studierte Humanmedizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zu ihren Behandlungsschwerpunkten gehört die Bildgebende Diagnostik. Besonders große Expertise hat sie zudem bei der Kontrolle und Nachsorge von Schrittmachersystemen wie dem Implantierbaren Defibrillator (ICD) und hochkomplexen Dreikammerschrittmachern. Zum Profil.

Infekte: Auslöser für Herzmuskelentzündung

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Erkältung überstanden aber immer noch schlapp? Und besonders bei Belastung kommt Ihr Körper jetzt viel schneller an seine Grenzen? Symptome wie Herzrasen oder Luftnot nach einem Infekt können auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen. Aber ist jeder Infekt gefährlich? Wir fassen zusammen.

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Definition: Was ist eine Herzmuskelentzündung?

Jeder von uns hat sich schon mal nach einem Infekt müde und schlapp gefühlt. Hält die Abgeschlagenheit länger als ein paar Wochen an, ist Vorsicht geboten: Eine durch den Infekt entstandene Herzmuskelentzündung könnte vorliegen. Eine Herzmuskelentzündung ist eine entzündliche Erkrankung des Herzmuskels, die von der Herzmuskelzelle über die Herzgefäße und das Bindegewebe sämtliche Strukturen des Herzens betreffen kann. Im medizinischen als Myokarditis bezeichnet, kommt sie relativ häufig vor. Allerdings können wir wegen der mehrheitlich nur leichten oder asymptomatischen Verläufe die Häufigkeit nur schätzen: ca. 22 Fälle pro 100.000 Patienten jährlich. Die Myokarditis ist für 10% der plötzlichen Todesfälle bei jungen Erwachsenen verantwortlich. Bei Wettkampfathleten stellt sie sogar die dritthäufigste Todesursache dar. Insgesamt sind jüngere Männer häufiger betroffen als Frauen.

Häufigste Ursache für Herzmuskelentzündung: Virusinfektionen

Wir unterscheiden infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen für die Myokarditis. Den Hauptanteil machen in 50% der Fälle Viren aus, oft im Rahmen einer Infektion der Atemwege oder des Magen-Darms. Auch bakterielle Infektionen oder Infektionen mit Pilzen oder Parasiten können eine Myokarditis hervorrufen. Hingegen machen rheumatologische Erkrankungen, Medikamente (z.B. Antibiotika), Toxine (z.B. Chemotherapie) oder eine Bestrahlung des Brustkorbs bei Krebserkrankungen den Großteil der nicht-infektiösen Ursachen für eine Myokarditis aus.

Myokarditis: Was passiert bei einer Herzmuskelentzündung?

Tag für Tag sind wir diversen Erregern ausgesetzt. Meist verhindert unsere körpereigene Immunabwehr ein Vordringen. So gelingt es den Abwehrzellen bzw. körpereigenen Eiweißen (Antikörper) in den meisten Fällen, die Erreger zu eliminieren. Eine Myokarditis tritt auf, wenn dennoch Erreger zum Herzmuskel gelangen und diesen schädigen. Manchmal ist dann auch der Herzbeutel mit entzündet, der den Herzmuskel überdeckt (Perikarditis). Bei Virusinfektionen gehen wir davon aus, dass in 5-10% der Fälle zeitgleich auch eine Virusmyokarditis besteht. Die akute Myokarditis verläuft nur über einen kurzen Zeitraum von wenigen Tagen. In der überwiegenden Mehrzahl (50% der Fälle) kann die Infektion von unserem Immunsystem erfolgreich bekämpft werden. Die Myokarditis heilt dann spontan wieder ab und verläuft asymptomatisch oder mild.

In 25% der Fälle kann eine Myokarditis jedoch chronisch verlaufen. In diesen Fällen halten die durch das Virus ausgelösten immunologischen Prozesse auch nach der Viruselimination an. Die ursprünglich gegen das Virus gerichteten Abwehrmechanismen greifen die eigenen Gewebestrukturen an. Dieser chronische entzündliche Verlauf kann sich über Wochen bis Monate entwickeln. In diesem Zeitraum kommt es zu einer fortlaufenden Schädigung des Herzmuskels. Die Folge ist eine Erweiterung der zumeist linken oder beider Hauptkammern mit einer Pumpschwäche. Wir sprechen dann von einer sogenannten dilatativen Kardiomyopathie, kurz DCM. Bei ca. 12-25% der Patientin entwickelt sich eine terminale Herzinsuffizienz mit Notwendigkeit einer Herztransplantation oder ein tödlicher Verlauf.

Warnsignale: Symptome einer Herzmuskelentzündung

In Verbindung mit einem durchgemachten Infekt sollten Sie – auch wenn dieser schon einige Wochen zurückliegt – bei folgenden Symptomen an eine Myokarditis denken: Neben einem Leistungsknick und Abgeschlagenheit treten häufig Brustschmerzen und Luftnot auf. Bei geringer körperlicher Belastung oder auch in Ruhe verspüren Sie Herzklopfen oder Herzrasen. Wasseransammlungen (Ödeme) in den Beinen sollten auch ein Grund zur Abklärung sein. In schweren Fällen kann es sogar zu einem Schockzustand und gefährlichen Herzrhythmusstörungen kommen.

Die möglichen Symptome einer Herzmuskelentzündung auf einen Blick:

  • Leistungsknick
  • Abgeschlagenheit
  • Müdigkeit
  • Brustschmerzen
  • Luftnot
  • Herzklopfen / Herzrasen (auch bei geringer körperlichen Belastung)
  • Wasseransammlungen in Beinen (Ödeme)
  • Schockzustand
  • Herzrhythmusstörungen

Diagnostik: Wie erkennt man eine Herzmuskelentzündung

Die Symptome für eine Myokarditis sind nicht spezifisch, d.h. sie können auch bei anderen Herzerkrankungen auftreten. Daher gleicht die Diagnostik sozusagen einem Puzzle aus verschiedenen kardiologischen Untersuchungen. Hinweise auf eine Herzmuskelentzündung liefern die Biomarker – Eiweiß-Moleküle -, die bei einer Schädigung des Herzmuskels in das Blut abgegeben werden. Dort sind sie nachweisbar. Hierzu gehören Troponin, als Marker einer Herzschädigung, und BNP (oder dessen Vorstufe NT-pro-BNP), als Marker einer Herzschwäche. Erhöhte Werte sind jedoch nicht zwangsläufig nur auf eine Myokarditis zurückzuführen. Grundsätzlich müssen wir verschiedene Untersuchungsergebnisse zusammen interpretieren – vom EKG, über die Herz-Ultraschalluntersuchung bis zur MRT-Untersuchung. Die Zusammenschau klinischer Symptome und pathologischer Befunde in der nicht-invasiven Diagnostik können die Verdachtsdiagnose einer Myokarditis erhärten. In besonderen Fällen wird auch eine Herzmuskel-Probeentnahme (Myokardbiopsie) notwendig. Durch die nicht-invasiven Befunde ist der routinemäßige Einsatz der Myokardbiopsie jedoch nicht mehr erforderlich und nur noch speziellen Fällen vorbehalten.

Therapie Myokarditis: Behandlung einer Herzmuskelerkrankung

Patientinnen und Patienten sollten sich schonen und körperliche Belastung vermeiden. Sport oder Schulsport sind drei bis sechs Monate lang tabu. Eine spezifische evidenzbasierte Therapieempfehlung gibt es noch nicht. Eine immunsuppressive Therapie oder antivirale Therapie kommt je nach Befund der Myokardbiopsie in Betracht. Bei dilatativer Kardiomyopathie (DCM) mit eingeschränkter Pumpfunktion erfolgt eine medikamentöse Herzinsuffizienztherapie. Ist die Pumpkraft hochgradig eingeschränkt und bestehen lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, kann zum Schutz eine Defibrillatorweste in den ersten 3 Monaten getragen werden.

Fazit

Die häufigste Ursache für eine infektiöse Myokarditis ist in 50% der Fälle eine Virusinfektion. Treten Herzbeschwerden in zeitlichem Zusammenhang mit einem Infekt auf, sollte immer an eine Myokarditis gedacht werden und eine kardiologische Untersuchung erfolgen. Die Prognose einer Myokarditis ist günstig: Überwiegend heilt sie folgenlos aus. Bei dilatativer Kardiomyopathie mit eingeschränkter Pumpfunktion sollte eine medikamentöse Herzinsuffizienztherapie erfolgen. Alle Patienten mit Myokarditis sollten im Verlauf kardiologisch nachbeobachtet werden.

 

Literatur

Caforio AL et al (2013) Current state of knowledge on aetiology, diagnosis, management, and therapy of myocarditis: a position statement of the European Society of Cardiology Working Group on myocardial and pericardial diseases. Eur Heart J 34:2636-2648

I. Kindermann et al. 2016: Myokarditis-Update, Der Kardiologe > Ausgabe 5/2016

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