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Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel arbeitet seit 25 Jahren als Kardiologe in Düsseldorf und war über 16 Jahre Mitarbeiter in der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, davon 6 Jahre als Oberarzt. Zum Profil.

Benommenheit, Schwindel, Ohnmacht, Herzrasen nach Impfung

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Herz-Kreislaufsymptome nach einer Impfung sind eher häufig. Hier erfahren Sie mehr zu den Ursachen, dem zeitlichen Verlauf und den Umgang mit Ihren Symptomen nach einer Impfung.

 

CORONA-Impfung: Schutzimpfung kann vorübergehende Herz-Kreislaufsymptome verursachen

Schutzimpfung und Herz-Kreislaufstörungen – Benommenheit, Schwindel, Ohnmacht, Herzrasen

Impfungen haben unbestreitbar positive Wirkungen auf Ihre Gesundheit, weil sie wissenschaftlich nachgewiesen schwere Erkrankungen und Folgeschäden verhindern. Allerdings können auch Nebenwirkungen auftreten. Eine der häufigsten Nebenwirkungen sind Störungen des Herz-Kreislaufsystems mit Benommenheit, Ohnmacht und Herzrasen.

Durch die Corona-Pandemie ist eine hohe absolute Zahl an Impfungen erfolgt. Das hat auch dazu geführt, dass wir in der Cardiopraxis allein durch die hohe Zahl an Impfungen immer wieder Menschen mit Herz-Kreislaufstörungen sehen, bei denen wir einen zeitlichen Zusammenhang zur Impfung herstellen können.

Nachfolgend berichten wir zusammenfassend über unsere Erfahrungen und Vorgehensweise in der Cardiopraxis. Grundlage ist neben der Erfahrung eine hochdifferenzierte Messmethodik zur Erfassung von Herz-Kreislaufstörungen, die nicht-invasive Erfassung von Herzfrequenz, Blutdruck und Blutfluss mit dem Finapres®-System.

Warum soll ich mich überhaupt impfen lassen?

Schutzimpfungen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der individuellen und gesellschaftlichen Gesundheit. Durch Impfungen werden bei Gesunden und insbesondere bei Risikogruppen neben schwerwiegenden Erkrankungen vor allen Dingen auch Folgeschäden verhindert, so zum Beispiel:

  • Hirnschäden (Masern, Meningokokken, Röteln)
  • Lähmungen (Polio)
  • Verstümmelung der Gliedmaßen (Meningokokken, Polio)
  • chronische Schmerzen (Herpes zoster)
  • Krebserkrankungen (Humanes Papillomavirus)
  • Lungenentzündung (Grippe, Pneumokokken, Tuberkulose)
  • Unfruchtbarkeit (Mumps)
  • Missbildungen bei Kindern (Röteln)
  • Leberschäden (Hepatitis B, C)
  • sicherer Tod (Tetanus)

Die meisten akuten Viruserkrankungen, für die es ein Impfangebot gibt, sind darüber hinaus mit einem relevanten akuten Sterblichkeitsrisiko verbunden.

Schutzimpfungen sind eine größten Erfolgsgeschichten der modernen Medizin. Unsägliches Leid wird durch Impfungen wirkungsvoll verhindert und Impfungen haben auch wesentlich zu einer Verlängerung einer gesunden Lebenserwartung beigetragen. Manche Erkrankungen, so zum Beispiel die Pockenerkrankung konnten so erfolgreich beseitigt werden, dass eine Schutzimpfung nicht mehr erforderlich ist.

Impfung zur Verhinderung und Abmilderung einer Covid-19 Erkrankung

Auch bei der Eindämmung des SARS-CoV-2 Virus sind Impfstoffe eine hochwirksame Maßnahme zur Eindämmung, den schwerwiegende Krankheitsverläufe, Todesfälle und eine Überlastung des Gesundheitssystems mit unübersehbaren Folgen werden verhindert.

Mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit wurden 4 hocheffiziente Impfstoffe entwickelt und für die in der Europäischen Gemeinschaft zugelassen: 2 auf Boten-RNA basierende Impfstoffe, die für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 kodieren (Pfizer-BioNTech, Moderna) und 2 auf adenoviralen Vektoren basierende Impfstoffe, die für das Spike-Protein kodieren (AstraZeneca, Janssen).

Die hohe Zahl an Impfungen hat dazu geführt, dass wir über mehr Erfahrungen bei Diagnose und Behandlung von Menschen mit Herz-Kreislaufsymptomen nach Impfungen verfügen.

Zeichen von Herz-Kreislaufstörungen nach Impfung

Wir unterscheiden bei den Folgen für das Herz-Kreislaufsystem nach einer Impfung zwischen objektiven Messparametern und subjektiven Symptomen.

Objektive Messparameter für Herz-Kreislaufstörungen nach Covid-Impfung

Die messtechnischen Veränderungen nach einer Impfung werden mit folgenden Methoden erfasst:

Bei der Diagnostik besonders hilfreich ist die nicht-invasive Kreislaufmessung mit dem Finapres®-System. Sie erlaubt eine Bestimmung von Herzfrequenz, Blutdruck, Blutfluss und arteriellem Blutgefäßwiderstand von Herzschlag zu Herzschlag. Die Messparameter werden in Rückenlage und im Stehen abgeleitet.

Bei einer Impfreaktion zeigen sich in der Regel alle Folgen einer Erniedrigung des arteriellen Blutgefäßwiderstandes.

Bereits in Rückenlage ist meistens der Blutfluss erhöht und der Blutgefäßwiderstand erniedrigt. Subjektiv kann als Ausdruck eines erhöhten Schlagvolumens ein kräftiger und leicht beschleunigter Herzschlag wahrgenommen werden.

Innerhalb der ersten 60 Sekunden nach dem Aufstehen, der sogenannten Frühorthostase sinkt der systemarterielle Mitteldruck (circa (2x diastolischer Blutdruck + systolischer Blutdruck) /3) auf Werte von um 60 mmHg oder darunter ab. Die Herzfrequenz steigt deutlich an. Subjektiv ist das mit einer Benommenheit unmittelbar beim Aufstehen verbunden.

In den Minuten 2 bis 5 nach dem Aufstehen ist der Blutfluss auf Werte von deutlich oberhalb von 135% des unteren Grenzwertes (2,2 Liter pro Minute pro m2 Körperoberfläche) gesteigert. Entsprechen sind Blutgefäßwiderstand und Blutdruck eher niedrig. Die Herzfrequenz steigt im Vergleich zu den Werten in Rückenlage deutlich um mehr als 20 bpm an. Sowohl im Stehen und dann später beim ruhigen Gehen kann Benommenheit auftreten.

Symptome von Herz-Kreislaufstörungen nach Impfung

Die Symptome einer Impfung sind Folge einer zu starken Gefäßerweiterung im arteriellen Kreislauf, zum Beispiel:

Verlaufsformen von Herz-Kreislaufstörungen nach Covid-Impfung

Kreislaufstörungen nach Impfungen sind mit circa 4% als eher als häufig einzustufen. In den allermeisten Fällen sind die Störungen nur vorübergehend und harmlos.

Aufgrund eigener Beobachtungen können wir entsprechend dem zeitlichen Verlauf 3 Verlaufsformen von Kreislaufstörungen nach Impfung unterscheiden:

  • akut
  • subakut
  • chronisch

Akutes Stadium von Kreislaufstörungen nach Covid-Impfung

Die akuten Kreislaufstörungen auch nach einer Covid-Impfung weisen alle allgemeinen Zeichen einer akuten Entzündung auf, so wie wir das auch von anderen Impfungen, so zum Beispiel der Grippeschutzimpfung oder von viralen Erkrankungen kennen.

  • Beginn zeitnah zur Impfung
  • Dauer Stunden bis zu 2 Wochen
  • Körpertemperatur erhöht bis zu 38,0 0C
  • erhöhte Entzündungswerte im Blut (zum Beispiel CRP, Interleukin-1ß)
  • erniedrigter Gefäßwiderstand mit niedrigem Blutdruck und erhöhter Herzfrequenz
  • Symptome

Meistens dauern die Symptome und objektive Veränderungen nur 1-2 Tage. Das Krankheitsgefühl entspricht dem einer viralen Erkrankung, zum Beispiel einer Virusgrippe und kann auch mit Müdigkeit, Antriebsarmut, Kopf- und Muskelschmerzen verbunden sein.

Erwähnenswert an dieser Stelle ist, dass es nach einer Impfung in sehr, sehr seltenen Fällen zu einer allergischen Reaktion mit schweren Kreislaufreaktionen kommen kann, welche unmittelbar mit der Impfung, das heißt innerhalb der ersten Stunden nach der Impfung auftreten.

Die allergische Reaktion unterscheidet sich von der allgemeinen akuten Impfreaktion dadurch, dass sie durch eine Entzündungsreaktion vermittelt durch Immunglobulin E vermittelt wird.

Subakutes Stadium von Kreislaufstörungen nach Covid-Impfung

Halten die Beschwerden länger als 2 Wochen an oder treten erst nach 2 Woche auf, dann sprechen wir von einer subakuten Verlaufsform.

  • Beginn 2 Wochen nach der Impfung
  • Dauer Wochen
  • Körpertemperatur normal
  • normale Entzündungswerte im Blut (Ausnahme in Einzelfällen Interleukin-1ß)
  • erniedrigter Gefäßwiderstand mit niedrigem Blutdruck und erhöhter Herzfrequenz
  • Symptome

Wesentlicher Unterschied zum akuten Stadium ist, dass leicht erfassbare Entzündungszeichen, wie Körpertemperatur und der Entzündungsmarker CRP normal sind; gelegentlich ist das Interleukin-1ß erhöht.

Die objektiven Veränderungen mit Folgen eines erniedrigten Gefäßwiderstandes, zum Beispiel mit hohem Blutfluss, erhöhter Herzfrequenz und eher niedrigem Blutfluss sind weiterhin nachweisbar.

Symptome wie schneller Herzschlag, Benommenheit beim Aufstehen und bei längerem Stehen bis hin zu Ohnmachtsanfällen bleiben bestehen oder treten erstmalig auf.

Fast immer verschwinden die Symptome und die objektiv fassbaren Veränderungen bei der subakuten Verlaufsform nach einigen Wochen wieder.

Chronisches Stadium von Herz-Kreislaufstörungen nach Impfung

Halten die Beschwerden und objektive Veränderungen länger als 12 Wochen an, dann müssen wir von einem chronischen Verlauf ausgehen.

Dieser Verlauf ist sehr selten und erinnert an die Kreislaufveränderungen bei Menschen mit Myalgischer Enzephalitis/Chronic Fatigue Syndrom (ME/CFS). Menschen mit ME/CFS weisen zu einem großen Teil auch einen Zustand nach beziehungsweise den chronisch-aktiven Verlauf einer viralen Entzündung (zum Beispiel Epstein-Barr Virus) auf.

Was sind die Ursachen einer Kreislaufstörung nach einer Impfung?

Im Fall des akuten Stadiums von Kreislaufreaktionen auf eine Impfung sind die Ursachen klar, denn es handelt sich um eine typische Kreislaufreaktion auf eine akute Entzündung. Die Weitstellung der arteriellen Blutgefäße wird indirekt durch thermoregulatorische Mechanismen zur Senkung der Körpertemperatur und direkt durch Entzündungsmediatoren verursacht.

Sowohl beim subakuten Verlauf über Wochen als auch bei der chronischen Verlaufsform wissen wir nicht warum Veränderungen des Herz-Kreislaufsystems vorliegen.

Hier können Störungen der neuronalen Steuerung, der Muskulatur der Arterien der Mikrozirkulation oder der Blutgefäßinnenhaut (Endothel) vorliegen. Durchaus denkbar ist, dass Entzündungseiweiße die Alpha-1-Rezeptoren der Arterien besetzen und so eine adäquate Anspannung zur Aufrechterhaltung eines adäquaten Blutdrucks stören.

Die Tatsache, dass gerade im subakuten Stadium bei einem Teil der betroffenen Menschen die Einnahme von Aspirin hilft die Veränderungen zu normalisieren, spricht dafür, dass konventionell nicht erfassbare entzündliche Prozesse hier eine Rolle spielen.

Bei wem ist das Risiko für eine Kreislaufstörung nach Impfung erhöht?

Das Risiko für eine Nebenwirkungen des Herz-Kreislaufsystems durch eine Impfung ist bei bestimmten Menschen erhöht. Risikofaktoren sind

Wie kann eine Kreislaufstörung vor und nach Impfung behandelt werden?

Gemäß der zeitlichen Dynamik, mit der sich Herz-Kreislaufstörungen nach einer Impfung auftreten, lassen sich orientierend auch die Verhaltensweisen ausrichten.

Wie verhalte ich mich vor einer Impfung?

Vor einer Impfung sollten Sie gerade dann, wenn Sie ein erhöhtes Risiko für eine Kreislaufreaktion nach Impfung haben, auf folgende Punkte achten:

Gute Vorbereitung beugt Herz-Kreislaufreaktionen vor und Sie können so Symptome nach einer Impfung vermeiden.

Was mache ich, wenn Symptome innerhalb der ersten 2 Wochen nach einer Impfung auftreten?

Treten in den ersten 2 Wochen nach einer Impfung leichte Herz-Kreislaufstörungen auf, dann sollten Sie die Ruhe bewahren und anstrengende körperliche Aktivität vermeiden und ausreichend trinken.

Medikamentös hat sich in solchen Fällen gemäß unseren Erfahrungen die Einnahme von Aspirin in niedrig-mittlerer Dosierung in magenschonender Form bewährt, zum Beispiel Aspirin® protect 300 3×1 pro Tag über 3-5 Tage.

Wenn folgende Symptome auftreten, dann sollten Sie auch innerhalb der ersten 2 Wochen nach Impfung eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen:

  • Herzfrequenz dauerhaft >100 bpm
  • systolischer Blutdruck (oberer Wert) < 100 mmHg
  • innere Unruhe mit Schlafstörungen
  • Benommenheit mit drohendem Bewusstseinsverlust
  • Ohnmachtsanfälle
  • Luftnot bei leichter körperlicher Belastung beziehungsweise in Ruhe

In sehr, sehr seltenen Fällen kann nach einer Impfung eine Myokarditis, das heißt eine Herzmuskelentzündung vorkommen, die sich auf den Kreislauf auswirkt. Sie ist in der Regel mit einem oder mehreren der oben genannten Symptome verbunden und muss konsequent und zeitnah medizinisch abgeklärt werden.

Was mache ich, wenn ich Symptome mehr als 2 Wochen nach einer Impfung habe?

Wenn Herz-Kreislaufsymptome mehr als 2 Wochen nach einer auftreten oder fortbestehen, dann sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Hier werden weitere Untersuchungen durchgeführt, die auch andere Erkrankungen abklären.

Wichtig ist in solchen Fällen auch eine Untersuchung bei einem Kardiologen oder einer Kardiologin. Hier wird in der Regel eine Herzmuskelentzündung mittels Herzultraschall, Labortests und gegebenenfalls auch Herz-MRT abgeklärt.

Sollten alle Untersuchungen bis auf Veränderungen von Kreislaufparametern (zum Beispiel Blutdruck, Herzfrequenz) unauffällig sein, dann ist auch in solchen Fällen ein Behandlungsversuch mit Aspirin® protect 300 3×1 pro Tag über 3-5 Tage sinnvoll.

Berücksichtigen Sie allerdings, dass Aspirin die Blutgerinnung hemmt und nicht dauerhaft in Verbindung mit anderen Gerinnungshemmern (zum Beispiel Marcumar®, Pradaxa®, Lixiana® oder Eliquis®) eingenommen werden sollte.

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