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Dr. Natalie Fleissner
Dr. med. Natalie Fleissner studierte Humanmedizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zu ihren Behandlungsschwerpunkten gehört die Bildgebende Diagnostik. Besonders große Expertise hat sie zudem bei der Kontrolle und Nachsorge von Schrittmachersystemen wie dem Implantierbaren Defibrillator (ICD) und hochkomplexen Dreikammerschrittmachern. Zum Profil.

Blutdruck bei Frauen und Männern ist unterschiedlich

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Blutdruck bei Frauen

Blutdruck bei Frauen und Männern unterschiedlich

Bei den Herz-Kreislauferkrankungen haben uns große wissenschaftliche Studien gezeigt, dass zwischen Frauen und Männern zum Teil erhebliche Unterschiede bestehen. Dabei erleben wir nicht nur, dass Krankheitsbilder, wie zum Beispiel die Koronare Herzkrankheit und der Bluthochdruck bei Männern und Frauen in unterschiedlichem Lebensalter erstmals auftreten, sondern auch mit unterschiedlichem Tempo voranschreiten können.

Geschlechterunterschiede bei Bluthochdruck- Sind Frauen wirklich später dran?

Grundsätzlich sind wir bisher immer davon ausgegangen, dass Frauen durch ihren Hormonaushalt und vor allen Dingen durch das Östrogen zunächst prinzipiell geschützt sind.  Mit der Abnahme des Östrogenspiegels, beginnend mit der Menopause, gleicht sich der Unterschied zwischen Männern und Frauen dann wieder an, so dass Frauen gewissermaßen den “Vorsprung“ der Männer “aufholen“. Während dieser Grundsatz für die Koronare Herzkrankheit und den damit verbunden Herzinfarkt weiterhin gilt, weisen neuere wissenschaftliche Erkenntnisse darauf hin, dass dieses gerade beim Bluthochdruck wohl nicht der Fall ist.

Blutdruck bei Frauen

Blutdruck bei Frauen – früherer Anstieg und steilere Steigerung

In der Tat ist es so, dass bei Frauen im Vergleich zu Männern der Bluthochdruck früher beginnt und dann auch deutlich schneller ansteigt.

Eine große US-amerikanische Studie mit insgesamt 32 833 Teilnehmern, davon 54% Frauen, hat das Blutdruckverhalten über einen Zeitraum von 43 Jahren dokumentiert. Dabei zeigte sich, dass der Blutdruck bei Frauen schon im 3. Lebensjahrzehnt, das heißt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr und damit vor der Menopause ansteigt. Darüber hinaus ergab sich, dass der Blutdruck dann pro Jahr auch im weiteren Verlauf des Lebens deutlich stärker ansteigt als bei Männern. Gerade dieser steilere Anstieg des Blutdrucks wird von weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt, die dieses Phänomen zum Teil sogar schon zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr feststellen konnten.

Blutdruck bei Frauen

Blutdruck bei Frauen – Funktion der Eierstöcke

Wie bereits angeführt, ordnen wir dem Östrogen einen schützenden Effekt im Hinblick auf den Bluthochdruck zu. Wir können das im Umkehrschluss daraus schließen, da Frauen mit einem Östrogenmangel einen erhöhten Blutdruck aufweisen. Das lässt sich besonders gut daran zeigen, dass Frauen, bei denen eine Funktionsstörung der Eierstöcke beziehungsweise die Eierstöcke entfernt werden mussten, im Vergleich zu altersgleichen Frauen mit normal funktionierenden Eierstöcken einen höheren Blutdruck haben. Darüber hinaus steigt mit dem Östrogenabfall in der Menopause um das 50. Lebensjahr der Blutdruck bei Frauen deutlich an.

Zwar bleibt der Östrogenspiegel bis zur Menopause gerade im Vergleich zu Männern hoch, der Spiegel nimmt aber ab dem 20. Lebensjahr eher ab, was möglicherweise auch mit einer Verringerung der Kreislauf-schützenden Funktion des Östrogens verbunden ist. Folglich können so andere, nicht bekannte Frauen-spezifische Risikofaktoren für einen Bluthochdruck nicht mehr ausgeglichen werden. Zu diesen Risikofaktoren kann die geringere durchschnittliche Körpergröße von Frauen im Vergleich zu Männern gezählt werden, denn es ist bekannt, dass je geringer die Körpergröße ist, desto höher ist das Risiko für einen hohen Blutdruck.  Interessanterweise wird die Körpergröße als Risikofaktor für einen Bluthochdruck zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr relevant.

Dass bei Frauen das Verhältnis von Östrogen zu Progesteron beziehungsweise die Einnahme von hormonell aktiven Verhütungsmitteln, wie zum Beispiel der sogenannten Pille, bei der Entwicklung eines Bluthochdrucks eine Rolle spielt, ist denkbar.

Bluthochdruck bei Frauen – Bedeutung der Gebärmutter

Die Entfernung der Gebärmutter, die sogenannte Hysterektomie, scheint folglich auch bei jüngeren Frauen mit einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck verbunden zu sein. Zu dieser Erkenntnis kam eine groß angelegte taiwanische Populations-Studie (2018), in der 30-49-jährige hysterektomierte Frauen, und zwar unabhängig von einer Eierstockentfernung, ein zirka 1,4-mal höheres Risiko für Bluthochdruck entwickelten.

Eine Hypothese ist, dass die Hysterektomie den die Durchblutung der Eierstöcke beeinträchtigen kann und somit zu einer vorzeitigen Ovarialinsuffizienz führt. Dieses hätte dann wiederum einen Rückgang des Hormonspiegels zur Folge. Auch wenn die alleinige Hysterektomie für die Bluthochdruck-Entwicklung noch kontrovers diskutiert wird, sollten diese neueren Daten die Indikationen zur Hysterektomie kritisch beleuchten. Umso mehr, als dass die Hysterektomie zu den häufigsten gynäkologischen Operationen bei hauptsächlich gutartigen Erkrankungen (wie zum Beispiel Myomen, Endometriose und Gebärmutterprolaps) gehört.

Frühere Gefäßalterung bei Frauen?

Bisherige Erkenntnisse lassen eine unterschiedliche Blutgefäßbeschaffenheit und -funktion zwischen Frauen und Männern vermuten. Frauen haben im Durchschnitt nicht nur eine kleinere Gesamtkörpergröße, sondern auch kleinere Organe, einschließlich des Herzens, und folglich auch einen kleineren Durchmesser der arteriellen Blutgefäße, einschließlich der Herzkranzarterien. Selbst nach rechnerischer Anpassung an die Körperoberfläche bleibt dieser Unterschied unabhängig von der Körpermasse und -größe bestehen.

So ist nicht nur der mittlere arterielle Blutdruck, sondern auch der Pulsdruck, das heißt die Differenz zwischen dem oberen systolischen und dem unteren diastolischen Blutdruck bei Frauen über die Lebensspanne hinweg stärker erhöht als bei Männern. Beide Parameter sind ein Maß für die Dehnbarkeit (sogenannte Compliance) kleiner Arterien und lassen eine beschleunigte arterielle Versteifung und somit Gefäßalterung vermuten.

Im Zusammenhang mit der Gefäßversteifung wird auch die bei Frauen häufiger auftretende mikrovaskuläre Dysfunktion, das heißt eine Erkrankung der sehr kleinen Arterien (<0,5 mm Querdurchmesser) gesehen. Dieses bedeutet wiederum für das Herz, dass es aufgrund der schlechteren Durchblutung steifer wird und sich schlechter mit Blut füllt. Diese sog. diastolische Dysfunktion steigert das Risiko für eine Herzschwäche, auch wenn die Auswurfleistung noch normal ist.

Blutdruck bei Frauen – modernere Diagnostik und Therapie

Tatsächlich gibt es zwischen Männern und Frauen Unterschiede im Herz-Kreislaufsystem, die in frühen Jahren bereits messbar sind und dann früher oder später entsprechende Erkrankungen zur Folge haben.

Abgesehen davon sind die Ursachen für die unterschiedliche Ausbildung von Erkrankungen sind noch nicht schlussendlich geklärt. Bei allen Überlegungen zur Bedeutung der Hormone für den weiblichen Kreislauf, sollten wir uns immer darüber im Klaren sein, dass uns wahrscheinlich noch nicht alle geschlechtsspezifischen Risikofaktoren beim weiblichen Bluthochdruck bekannt sind. Darauf weist speziell der altersbezogene frühere Beginn des Blutdruckanstiegs bei Frauen hin.

Wir in der Cardiopraxis berücksichtigen geschlechts-spezifische Unterschiede zwischen Männern und Frauen systematisch, indem wir bei Frauen zum Beispiel nach Zeitpunkt im Ovarialzyklus, nach Zyklusunregelmäßigkeiten, der Einnahme von Verhütungsmitteln und dem Zeitpunkt der Menopause fragen. Dabei berücksichtigen wir auch die Ergebnisse von Hormonbestimmungen. Folglich können wir so Symptome und das Risiko bei Herz-Kreislauferkrankungen für Frauen geschlechts-spezifisch abschätzen, gezielte Hinweis geben und die Therapie individuell gestalten.

Literatur

 Cardiopraxis – Kardiologen in Düsseldorf & Meerbusch

 

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