Im allgemeinen Sprachgebrauch sprechen Menschen häufig von Blutverdünnern. Was ist damit eigentlich gemeint, wann setzen wir sie ein und welche Substanzen gibt es? Wir klären auf!
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Blutverdünnende Therapie
Blutverdünnende Therapie meint Medikamente, die in die Blutgerinnung eingreifen. Die blutverdünnende Therapie, das heißt die Hemmung der Blutgerinnung, ist eine wichtige Säule in der Therapie von Herzkreislauferkrankungen. Kurz zusammengefasst ist das Ziel der blutverdünnenden Therapie die Bildung von Blutgerinnseln zu hemmen und damit die klinische Rate relevanter Ereignisse zu senken:
- Weniger Herzinfarkte
- Weniger Schlaganfälle
Welche blutverdünnenden Medikamente gibt es?
Im Wesentlichen kann man die blutverdünnenden Medikamente, die zur oralen Therapie, das heißt in Tablettenform, zur Verfügung stehen, in zwei Gruppen einteilen.
Die erste Gruppe bilden Substanzen, die die Blutplättchen, also die sogenannten Thrombozyten hemmen. Hier gibt es im Wesentlichen vier Substanzen, die wir einsetzen. Zu diesen gehören:
- Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin)
- Clopidogrel
- Prasugrel
- Ticagrelor
Die zweite Gruppe der Substanzen, die in die Blutgerinnung eingreifen, hemmen die Faktoren der plasmatischen Gerinnung. Die plasmatische Gerinnung ist, wenn man so will, der zweite Schritt der Blutgerinnung. Zu den Hemmern der plasmatischen Gerinnung gehören zum einen das lange bekannte Phenprocoumon (z.B. Marcumar) und die sogenannten NOAKs.
Zu den NOAKs gehören:
- Apixaban
- Edoxaban
- Rivaroxaban
- Dabigatran
Einsatzgebiete der Thrombozytenaggregationshemmer:
Die Blutplättchen-Hemmer werden vor allem eingesetzt bei Menschen mit arteriellen Gefäßerkrankung z.B. an den Herzkranzgefäßen, Beinarterien oder auch Halsschlagadern. Wenn an diesen Gefäßen relevante Gefäßablagerungen sind oder auch schon Maßnahmen wie z.B. Stentimplantationen vorgenommen wurden, so wird lebenslang ein Blutplättchen-Hemmer, z.B. Acetylsalicylsäure 100 mg, täglich eingesetzt.
Bei einem akuten klinischen Ereignis wie einem Herzinfarkt ist die intensivere Hemmung der Blutplättchen gerade in den ersten Monaten bedeutsam. In diesen Situationen setzen wir, neben der Therapie mit Acetylsalicylsäure 100 mg, entweder Ticagrelor 2x 90mg täglich oder Prasugrel 1x 10 mg täglich ein. Diese Kombinationstherapie wird nach einem Herzinfarkt für 12 Monate typischerweise angesetzt. Nach 12 Monaten wird Ticagrelor oder Prasugrel abgesetzt und mit Acetylsalicylsäure in Monotherapie weiterbehandelt.
Einsatzgebiete der NOAKs
Die NOAKs werden vor allem in der Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern eingesetzt. In vielen Fällen ist bei Vorhofflimmern, in Abhängigkeit des CHA2DS2-VASc-Scores, das Risiko für ein thrombembolisches Ereignis erhöht. Die NOAKs verhindern hier effektiv die Blutgerinnselbildung im Vorhof und damit den Schlaganfall. Eine Therapie mit Acetylsalicylsäure 100 mg ist hier nicht ausreichend. Ein anderer Indikationskomplex ist die Behandlung von tiefen Beinvenenthrombosen und Lungenembolien. Hier ist je nach individuellem Rezidiv-Risikoprofil eine längerfristige Therapie mit einem NOAK notwendig.
Die Therapie mit Phenprocoumon (Marcumar) benötigen Patienten, die eine künstliche Herzklappe haben. Hier sind die NOAKs nicht zugelassen und die Patienten werden mit Phenprocoumon therapiert. Patienten die langjährig Vorhofflimmern haben und mit einer Phenprocoumon-Therapie gut zurechtkommen, können langfristig mit Phenprocoumon therapiert werden. Heutzutage werden bei einer Ersteinstellung bei der Indikation Vorhofflimmern NOAKs primär eingesetzt.
Fazit Blutverdünner
Die Therapie mit Medikamenten, die in die Blutgerinnung eingreifen und diese hemmen, ist sehr komplex. In der Herz-Kreislauf Medizin haben wir sehr unterschiedliche Indikationsgebiete für unterschiedliche Substanzklassen. Zu beachten ist natürlich, dass das Blutungsrisiko unter Therapie erhöht ist. Daher ist eine maßgeschneiderte, individuelle Therapie essenziell hinsichtlich Art der Substanz, Dosierung und Dauer der Anwendung.