Stillen hat für Mutter und Kind viele Vorteile. Es schützt das Neugeborene in den ersten Lebensmonaten vor Infektionen, versorgt es mit optimalen Nährstoffen und fördert die emotionale Bindung. Bei Müttern senkt es nicht nur das spätere Risiko für Brustkrebs, sondern auch für Herz-Kreislauferkrankungen. Wie das zusammenhängt, erfahren Sie hier.
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Stillen hat nachweislich Vorteile für Mutter und Kind
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, Kinder in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich zu stillen. Trotz dieser Empfehlungen ergab eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse, dass in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen nur 37 % der Kinder im Alter von weniger als sechs Monaten ausschließlich gestillt werden.
Ein wichtiger Grund für die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation ist, dass das Stillen nachweislich Vorteile für das Kind hat. So fördert es nicht nur die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind. Studien haben gezeigt, dass gestillte Kinder durch die Antikörper aus der Muttermilch seltener an Infektionskrankheiten sterben oder Atemwegsinfektionen erleiden.
Zudem ist die Muttermilch optimal auf die Bedürfnisse des Neugeborenen zugeschnitten. Sie enthält genau die Nährstoffe, die es für seine Entwicklung und Wachstum braucht.
Mütter profitieren vom Stillen: geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes, Übergewicht und Brustkrebs
Direkt nach der Geburt beeinflusst Stillen die Gesundheit der Mutter durch das ausgeschüttete Hormon Oxytocin. Oxytocin wird auch als „Bindungshormon“ bezeichnet und verhindert die Ausschüttung von Stresshormonen bei der Mutter und fördert die emotionale Bindung. Darüber hinaus sorgt Oxytocin nicht nur für ein Ausstoßen der Milch durch Zusammenziehen der Milchgänge, sondern auch für ein Zusammenziehen der Gebärmutter und der Gefäße, so dass einer Blutarmut und einem Eisenmangel nach der Geburt besser vorgebeugt werden kann.
Stillen kann eine schnellere Gewichtsabnahme nach der Entbindung begünstigen. Nicht stillende Mütter neigen zu einer bleibenden Gewichtszunahme. Folglich kann sich das Risiko für einen Typ-2-Diabetes erhöhen. Stillende Mütter achten oft auf einen gesunden Lebensstil, beispielsweise rauchen sie weniger oder trinken keinen Alkohol.
Groß angelegte Studien konnten zeigten, dass Stillen mit einem geringeren mütterlichen Risiko für Brust– und Eierstockkrebs sowie Osteoporose verbunden ist.
Zusammenhang zwischen Stillen und kardiovaskulärem Risiko
Die protektiven Auswirkungen des Stillens sind noch nicht abschließend geklärt.
Es gibt jedoch mehrere Theorien über den Zusammenhang zwischen Stillen und kardiovaskulärem Risiko:
- Beeinflussung durch Stillhormone Prolaktin (Milchbildung) und Oxytocin (Ausstoßen der Milch): während hinsichtlich der Wirkung von Prolaktin auf das kardiovaskuläre Risiko noch widersprüchliche Ergebnisse bestehen, werden bei Oxytocin positive Auswirkungen vermutet. Dazu gehören beispielsweise blutdrucksenkende Effekte durch Gefäßerweiterung, antidiabetische und antioxidative Wirkungen, Entzündungshemmung und Verringerung der Fettmasse.
- Schnellere Gewichtsabnahme durch erhöhten mütterlichen Stoffwechsel während des Stillens. Dadurch entstehen weniger Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Hyperlipidämie, die wiederum mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden sind.
- Wiederherstellung der Glukose- und Lipidhomöostase
- Darüber hinaus zeigte eine Datenanalyse der „Study of Women Across the Nation-Heart“, dass Frauen, die ihre Kinder ≥3 Monate lang stillten, im Vergleich zu Frauen, die nicht stillten, ein deutlich geringeres Risiko für Aorten- und Koronarkalk aufwiesen.
Fazit
Auch wenn der genaue protektive Mechanismus noch nicht bekannt sind, zeigen die Ergebnisse der aktuellen Metaanalyse einen eindeutigen Vorteil für das Stillen, um langfristig das mütterliche Herz-Kreislauf-Risiko, gemeinsam mit Typ-2-Diabetes und Krebserkrankung, zu senken.
Daher raten wir, Kinder die empfohlenen 6 Monate zu stillen. Oder falls dies nicht möglich ist, nach der Geburt besonders auf einen gesunden Lebensstil zu achten.
Literatur
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- World Health Organization. Guideline: Protecting, Promoting and Supporting Breastfeeding in Facilities Providing Maternity and Newborn Services. World Health Organization; 2017.
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