Wussten Sie, dass Ihre Schlafposition einen großen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden hat? Erfahren Sie, welche Körperhaltung im Bett für Rücken, Atmung, Magen und Herz-Kreislauf-System am besten geeignet ist. Mit unseren Expertentipps finden Sie die optimale Position für erholsamen Schlaf und mehr Vitalität.
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Die Schlafposition, die wir einnehmen, kann einen bedeutenden Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben. Dieses gilt vor allen Dinge, wenn Sie an einer Schlafapnoe, Sodbrennen, Herzschwäche und Bluthochdruck leiden.
Nachfolgend betrachten wir die vier häufigsten Schlaflagen und ihre möglichen Auswirkungen auf verschiedene Funktionen Ihres Körpers. Die häufigsten Schlafpositionen sind:
- Rückenlage
- Rechtsseitenlage
- Linksseitenlage
- Bauchlage
Wir müssen dabei 4 Systeme des Körpers berücksichtigen, wovon 3 Systeme sich auf Transportwege in unserem Körper beziehen:
- Skelett-muskuläres System
- Atemwege -Atemgasfluss
- Magen-Darm -Speisefluss
- Herz-Kreislauf -Blutdruck und Blutfluss
Wir führen in der Cardiopraxis® pro Jahr über 3.400 nicht-invasiven Herz-Kreislaufmessungen mit kontinuierlicher Messung von Herzfrequenz, Blutdruck und Blutfluss durch. Daher verfügen wir über eine hohe Kompetenz bei der Beurteilung der optimalen Schlaflage bei Herz-Kreislaufstörungen.
Nachfolgend geben wir Ihnen eine Übersicht über die Wirkung der Schlaflage auf Ihren Körper. Da zum Einfluss der Schlafposition auf das Herz-Kreislaufsystem wenig bekannt ist und wir hier über Erfahrung und Kompetenz verfügen, werden wir in diesem Bereich einen Schwerpunkt setzen.
Skelett-muskuläres System -Welches ist die optimale orthopädische Schlaflage?
Für das skelett-muskuläre System ist die Rückenlage oft die beste Position. Sie entlastet die Wirbelsäule und verteilt das Körpergewicht gleichmäßig. Die Wirbelsäule behält in dieser Position ihre natürliche S-Form bei, was den Druck auf die Bandscheiben reduziert. Allerdings kann ein zu weiches Kissen oder eine durchgelegene Matratze zu Verspannungen im Nacken-und Schulterbereich führen. Ein Kissen, das denNacken adäquat stützt und die natürliche Ausrichtung der Halswirbelsäule aufrechterhält, ist daher wichtig.
Die Seitenlage ist ebenfalls gut geeignet, insbesondere für Menschen mit Rückenschmerzen oder Bandscheibenvorfällen. Wenn ein Kissen zwischen den Knien platziert wird, um die Hüfte auszurichten, kann dies helfen, die Wirbelsäule in einer neutralen Position zu halten. Das obere Bein sollte leicht angewinkelt sein, um eine Rotation des Beckens zu vermeiden. Ein Kissen unter dem Kopf sollte den Nacken so stützen, dass er in einer geraden Linie mit der Wirbelsäule liegt.
Studien haben gezeigt, dass Marathonläufe und Ultramarathonläufe Auswirkungen auf die Gelenke, insbesondere den Gelenkknorpel haben können. Der wiederholte Aufprall kann zu Mikrotraumen und Entzündungen führen. Eine korrekte Schlafposition kann helfen, die Gelenke zu entlasten und Schmerzen vorzubeugen. Insbesondere für Läufer kann die Seitenlage mit einem Kissen zwischen den Knien eine gute Wahl sein, um die Hüft- und Kniegelenke zu entlasten
Die Bauchlage sollte generell vermieden werden, da sie die natürliche Krümmung der Wirbelsäule verstärkt und zu Rückenschmerzen führen kann. In dieser Position muss der Nacken stark gedreht werden, um atmen zu können, was zu Verspannungen führen kann. Zudem erhöht die Bauchlage den Druck auf die Lendenwirbelsäule. Wenn man die Bauchlage bevorzugt, sollte man ein sehr flaches Kissen oder gar kein Kissen verwenden und eventuell ein Kissen unter den Hüften platzieren, um den unteren Rücken zu entlasten
Atemwege und Lunge – Welches ist die optimale Schlaflage für die Atmung?
Bei obstruktiver Schlafapnoe (OSA) kommt es während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern aufgrund einer Verengung der oberen Atemwege. Die Häufigkeit von OSA ist hoch, schätzungsweise sind 2-4% der Erwachsenen betroffen. OSA ist mit einer Vielzahl von Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinsuffizienz und Diabetes assoziiert.
Ist das Risiko für nächtliche Atemaussetzer in Rückenlage erhöht?
Ja, Studien zeigen, dass die Rückenlage das Risiko für nächtliche Atemaussetzer erhöht, während die Seitenlage die Symptome lindern kann. In einer Studie mit einem OSA-Patienten verschlechterte sich der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI), die Anzahl von Anzahl von kritischen Verringerungen des Atemflusses (Hypopnoe) und Atempausen (Apnoen) pro Stunde Schlaf in Bauchlage bemerkenswert im Vergleich zur Rückenlage und sogar zur Seitenlage. Der Grund dafür ist, dass in Rückenlage die Zunge und der weiche Gaumen nach hinten fallen und die Atemwege blockieren können. In Seitenlage bleibt der Atemweg offener.
Schätzungsweise 56% der OSA-Patienten haben eine rückenlagebezogene oder positionsabhängige Schlafapnoe (POSA). Bei diesen Patienten ist der AHI in Rückenlage signifikant höher als in Nicht-Rückenlage. Die Pathophysiologie der POSA scheint mit einer anatomischen Verengung der oberen Atemwege zusammenzuhängen, die in Rückenlage ausgeprägter ist.
Wie kann ich die Seitenlage zur Verringerung von Atemaussetzern in er Nacht unterstützen?
Verschiedene Modalitäten der Positionstherapie können bei POSA helfen. Dazu gehören Positionstraining mit einem Tennisball, Alarm oder einer Weste sowie Schlafpositionskissen. Diese Geräte sollen verhindern, dass Patienten die Rückenlage einnehmen. In einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse zeigte die Positionstherapie eine mittlere Differenz von 11,3 Ereignissen/h (54% Reduktion) im AHI und33,6% (84% Reduktion) im Prozentsatz der Gesamtschlafzeit in Rückenlage.
Im Vergleich zur kontinuierlichen Überdruckbeatmung (CPAP) verbessert die Positionstherapie den AHI zwar weniger stark, scheint aber von Patienten besser toleriert zu werden und führt daher zu einer verbesserten Compliance. In einer Studie stimmten 13 von 16 Patienten mit POSA einer Positionstherapie zu, während 31 Patienten mit nicht-positionaler OSA einer CPAP-Therapie zustimmten. Basierend auf den Anfangskosten führte die Einbeziehung der Positionstherapie in den Behandlungsalgorithmus zu einer Kosteneinsparung von 24% im Vergleich zur CPAP-Therapie allein.
Magen-Darm – Welches ist die optimale Schlaflage zur Entlastung des Magens?
Beim gastro-ösophagealen Reflux (Sodbrennen) fließt Magensäure zurück in die Speiseröhre und verursacht ein brennendes Gefühl. Mehrere Studien haben den Einfluss der Schlafposition auf nächtlichen Reflux untersucht und kommen zu dem Schluss, dass die Linksseitenlage die beste Position zu sein scheint.
Es gibt eine evidenzbasierte Grundlage für die Empfehlung, bei Sodbrennen in Linksseitenlage zu schlafen. Mehrere Studien haben den Einfluss der Schlafposition auf nächtlichen gastroösophagealen Reflux untersucht:
- Eine Studie mit 57 Patienten zeigte eine signifikant kürzere nächtliche ösophageale Säureexpositionszeit und einen schnellere ösophageale Säureabfluss in Linksseitenlage im Vergleich zu Rechtsseitenlage und Rückenlage.
- Eine weitere Studie fand, dass GERD in Kombination mit überwiegendem Schlaf auf der rechten Seite mit einer Verschlechterung verschiedener Schlafparameter wie Schlafeffizienz, Wachzeit nach Schlafbeginn und Gesamtschlafzeit assoziiert war. Schlaf auf der linken Seite zeigte diese negativen Assoziationen nicht.
- Eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse fasste die Ergebnisse zusammen. Die Linksseitenlage war im Vergleich zu Rechtsseitenlage und Rückenlage mit einer verringerten Säureexpositionszeit und Säureclearancezeit verbunden. Es gab keinen Unterschied zwischen Rechtsseitenlage und Rückenlage.
Der Grund liegt in der Anatomie: In Linksseitenlage nutzt man die Schwerkraft, um den Mageninhalt Richtung Darm zu lenken und den unteren Ösophagusschließmuskel zu entlasten. In Rückenlage oder Rechtsseitenlage kann der Mageninhalt leichter in die Speiseröhre zurückfließen.
Zusätzlich zur Seitenlage empfiehlt eine Cochrane-Übersichtsarbeit auch die Oberkörperhochlagerung. Durch die Anhebung des Kopfendes des Bettes um 20 cm konnte der nächtliche Reflux reduziert werden. Die Kombination aus Linksseitenlage und Oberkörperhochlagerung scheint daher die optimale Schlafposition für GERD-Patienten zu sein.
Welche Schlafposition ist am günstigsten bei der Einnahme von Medikamenten vor dem Schlafengehen?
Wenn Sie eine Abendmedikation einnehmen, dann sollte diese möglichst schnell vom Magen in den Dünndarm gelangen. Wenn Sie unmittelbar vor dem Schlafgehen eine Medikation einnehmen, dann ist die Linksseitenlage die beste Position, eine Rechtsseitenlage sollten Sie vermeiden. Wenn Sie eine andere bevorzugte Schlaflage als die Linksseitenlage haben, dann sollten Sie die Medikation 30 Minuten vor dem Hinlegen einnehmen und in aufrechter Körperposition verbleiben.
Bluthochdruck und niedriger Blutdruck – Gibt es eine optimale Schlaflage für den Kreislauf?
Umverteilung von venösem Blut im Laufe des Tages
Wenn wir uns mit den Kreislaufverhältnissen in der Nacht auseinandersetzen, dann müssen wir uns zunächst mit den Veränderungen am Tag beschäftigen. Am Tag in aufrechter Position (Orthostase), kommt es zu einer Umverteilung von Blutvolumen in den venösen Anteil des Kreislaufs, insbesondere dann, wenn wir überwiegend stehen und sitzen.
Je nach Kapazität des venösen Gefäßbettes im Bereich der Beckenvenen, welches bei Beckenbodenschwäche deutlich vergrößert sein kann, kann dieses „Versacken“ von Flüssigkeit zwischen 700 und 1500 ml betragen. Ein Teil davon verbleibt nicht im venösen Gefäßbett, sondern wird in das umgebende Gewebe abgefiltert, was je nach Schweregrad ein Schweregefühl der Beine bis hin zu Ödemen verursachen kann
Rückverteilung von Blut und Flüssigkeit in der Nacht
Wenn wir uns nachts hinlegen, dann wird Flüssigkeit aus dem Gewebe und der venösen Peripherie wieder in den zentralen Kreislauf umverteilt. Diese hat eine mechanische Mehrbelastung der herznahen großen Körpervene (Vena cava inferior), der Muskulatur von Herzvor- und hauptkammer zur Folge.
Daher werden die anatomischen Strukturen durch Reflexe vor einer Überdehnung geschützt. Der Reflex, der hier die entscheidende Rolle zu spielen scheint, und den wir bei unseren Messungen in der Cardiopraxis® regelhaft in seiner Funktionbeobachtenkönnen, ist der Betzold-Jarisch-Reflex.
Der Bezold-Jarisch Reflex als Schutz vor mechanischer Überlastung von Herz und Blutgefäßen
Der Bezold-Jarisch-Reflex (BJR) ist ein kardio-inhibitorischer Reflex, der eine wichtige Rolle bei der Regulation des Herz-Kreislauf-Systems spielt. Er wird durch Dehnungsrezeptoren in der Wand des linken Ventrikels ausgelöst, die auf eine Überdehnung des Herzens reagieren. Diese Rezeptoren befinden sich hauptsächlich in den Wänden der Ventrikel, insbesondere des linken Ventrikels, aber möglicherweise auch in geringerem Ausmaß in den Vorkmmern.
Wenn diese Dehnungsrezeptoren stimuliert werden, kommt es zu einer Aktivierung des Parasympathikus und einer Hemmung des Sympathikus. Dies führt zu einer charakteristischen Trias von:
- Bradykardie (Abfall der Herzfrequenz)
- Vasodilatation (Erweiterung der Blutgefäße)
- Hypotonie (Blutdruckabfall).
Der genaue Mechanismus des BJR ist komplex und involviert verschiedene Reflexbögen. Afferente (hirnhinführend) Fasern des Vagusnervs leiten die Signale der Dehnungsrezeptoren zum Nucleus tractus solitarii im Hirnstamm. Von dort aus werden efferente (hirnwegführend) parasympathische Fasern aktiviert, die über den Vagusnerv zum Herzen ziehen und die Herzfrequenz verlangsamen. Gleichzeitig werden sympathische Fasern gehemmt, was zu einer Blutgefäßerweiterung und einem Blutdruckabfall führt. Interessanterweise kann der BJR auch durch eine gesteigerteVenenfüllung ausgelöst werden, was auf eine mögliche Rolle der Dehnung der Vena cava hindeutet.
Die sonografische Bestimmung des Durchmessers der Vena cava inferior als Maß für die Aktivierung von Mechanorezeptoren von Vene und Herzvorkammern
Ein indirektes Mass zur Bestimmung der mechanischen Belastung von Vena cava inferior, Herzvor-und hauptkammer ist die Messung des Durchmessers der Vena cava inferior.
Der Durchmesser der Vena cava inferior (VCI), der großen untere Hohlvene lässt sich gerade am Übergang von Bauchraum in den Brustraum mittels Ultraschall gut erfassen. Der Durchmesser der dünnwandigen VCI beträgt je nach Körpergröße in Rückenlage 12-16 mm und ist sehr stark vom venösen Füllungsstatus und der Körperposition abhängig.
Die Interpretation des Durchmessers der Vena cava inferior kann durchaus komplex sein, da sie von vorgeschalteten Einflussgrößen, zum Beispiel der Größe des venösen Kapazitätsbettes im Beckenbereich und von nachgeschalteten Faktoren, wie zum Beispiel dem system-arteriellen Gefäßwiderstand abhängt.Eine vollständige Diagnostik im Hinblick auf den Kreislauf erfordert immer mindestens eine Untersuchung in Rückenlage und im Stehen.
Wie kann man die optimale Entlastung des Herz-Kreislaufsystems mit modernen Methoden feststellen?
Wenn wir in der Cardiopraxis® eine Untersuchung zur optimalenEntlastung des Herz-Kreislaufsystems durchführen, dann messen wir verschiedene Parameter in:
- Rückenlage
- Rechtsseitenlage
- Linksseitenlage
- Bauchlage
Erst messen wir den Durchmesser der Vena cava inferior in allen Lagen. Anschließend bestimmen wir mit dem Finapres®-System zu kontinuierlichen Kreislaufmessung. Herzfrequenz, Blutdruck, Blutfluss und system-arteriellen Gefäßwiderstand.
Welches ist die häufigste Schlafseite, bei der das Herz-Kreislaufsystem am besten entlastet wird?
In der Regel ist es so, dass in Rechtsseitenlage die Vena cava inferior auf der system-venösen Seite am weitesten ist undimsystem-arteriellen Anteil des Herz-Kreislaufsystems vor allen Dingen ein niedriger Blutdruck und system-vaskulärer arterielle Gefäßwidderstand sowie ein höherer Blutfluss gemessen werden kann als in den anderen Körperpositionen. Folglich ist das Herz-Kreislaufsystem in der Rechtsseitenlage meistens am besten entlastet. Daher schlafen auch die meisten Menschen in Rechtsseitenlage.
Warum ist die Vena cava inferior im Liegen in verschiedenen Positionen unterschiedlich weit?
Eine Weitstellung der VCI im Liegen kann 2 wesentliche Gründe haben.
- Vermehrter Rückfluss aus dem venösen System
- Erhöhter nachgeschalteter Gefäßwiderstand
Der weitaus am häufigste vorkommende Fall für eine Weitstellung der Vena cava inferior ist, dass Blut aus den peripheren Venen vermehrt zurückfließt, weil kein anatomisches Hindernis vorliegt. Dieses wird dadurch belegbar, dass bei Weitstellung der Vena cava inferior gleichzeitig der system-arteriellen Gefäßwiederstand erniedrigt ist. Ein weiterer Hinweis darauf, dass anatomische Hindernisse für den Zufluss ein Rolle spielen, ist das Vena-cava-Kompressionssyndrom in der Schwangerschaft (siehe unten).
In seltenFällen ist der Blutgefäßwiderstand erhöht, so dass sich das Blut in das venöse Gefäßsystem zurückstaut, was meistens auch mit einer Überfüllung mit Volumen, zum Beispiel bei Nierenschwäche oder Herzschwäche verbunden ist.
Wie kann ich selbst feststellen welche Körperseite für mein Herz-Kreislaufsystem am günstigsten ist?
Während wir die optimale hämodynamische Entlastungsseite mit modernen Methoden sehr genau feststellen können, können Sie versuchen das zu Hause orientierend nachzuvollziehen.
Sie nehmen am besten eine Blutdruckmanschettemit einem automatischen System, so dass Sie gleichzeitig die Herzfrequenz ableiten können.Legen Sie sich hin und messen Sie Blutdruck und Herzfrequenz in Rücken-, Rechts-, Links-und gegebenenfalls auch in Bauchlage. Die Seite, auf der der Blutdruck am niedrigsten ist, ist in der Regel die optimale Entlastungsseite.
Die optimale Entlastungsseite kann durchaus mal wechseln, so dass Sie das Manöver gelegentlich wiederholen sollten.
Wann ist bei Herzerkrankungen das Schlafen auf der optimal-entlastenden Körperseite besonders sinnvoll?
Herzerkrankungen, bei denen eine Entlastung des Herzens besonders wichtig ist, sind:
- Herzschwäche
- Aortenklappeninsuffizienz
- Mitralklappeninsuffizienz
Bei der Herzinsuffizienz muss das Herz als Ganzes entlastet sein, damit die Herzmuskulatur sich in der Nacht energetisch erholen kann.
Bei der Aortenklappeninsuffizienz und der Mitralklappeninsuffizienz handelt es sich um Undichtigkeiten der Herzklappen des linken Herzanteils, das heißt eine gewisse Menge an Blut (bis zu 60% des Schlagvolumens) fließt anstatt vorwärts wieder rückwärts, wo es hergekommen ist. Das hat eine unnötige Belastung der linken Herzhauptkammer zur Folge.
Durch eine Entspannung des system-arteriellen Gefäßsystems auf der optimalen hämodynamischen Schlafseite fließt mehr Blut in die richtige Richtung und das Herz wird besser entlastet und das Voranschreiten der Undichtigkeit wird möglicherweise langfristig verlangsamt oder verhindert.
Auf welcher Körperseite sollte ich bei zu hohem bzw. zu niedrigem Blutdruck schlafen?
Der Blutdruck wird durch Regelkreissystem mit einem Sollwert gesteuert. Der Sollwert ist verstellbar, d.h. bei chronisch hohem Blutdruck passt er sich nach oben, bei chronisch niedrigem Blutdruck passt er sich nach unten an. Diese Sollwertverstellung kann zu langfristigen Folgen des hohen Blutdrucks mit Endorganschädigungen von Herz, Hirn und Nieren und bei niedrigem Blutdruck zu Symptomen, wie z.B. Herzrasen, Benommenheit bis hin zu Ohnmachtsanfällen führen
Der Sollwert für den Blutdruck kann im Schlaf auf einen niedrigeren bzw. höheren Sollwert Schritt-für-Schritt angepasst werden. Dieser Prozess dauert in der Regel 8-10 Tage. Voraussetzung ist, dass die Ursachen für einen zu hohen bzw. einen zu niedrigen Blutdruck behoben, zum Beispiel eine zu geringe Trinkmenge oder eine muskuläre Störung des venösen Rückstroms behoben sind.
Auf welcher Körperseite sollte ich bei hohem Blutdruck schlafen?
Bei einem zu hohen Blutdruck sollten Sie auf der Niederdruckseite schlafen, das heißt in der Körperposition, in der der Blutdruck niedriger ist.
Auf welcher Körperseite sollte ich bei niedrigemBlutdruck schlafen?
Bei einem zu niedrigen Blutdruck sollten Sie vorübergehend auf der Hochdruckseite schlafen, das heißt in der Seitenlage, wo der Blutdruck höher ist.
Um den Blutdruck in Nacht anzuheben, legen Sie sich gegebenenfalls ein aufgerolltes kleines Handtuch in die Seite oder unter den Bauch. Dieser Widerstand dient dazu, den venösen Rückstrom zu bremsen, was wiederum reflektorisch über eine Verringerung der Aktivierung des Bezold-Jarisch-Reflexes den Blutdruck anhebt.
Messen Sie regelmäßig am Tag, Blutdruck und Herzfrequenz in Rückenlage und nach 1 Minute ruhigen Stehens,bis die gewünschten Kreislaufwerte erreicht sind.
Fallbericht: Konditionierung auf niedrige Blutdruckwerte im Schlaf führt zu orthostatischer Dysregulation am Tag
Eine 35-jährige Zahnärztin (stehenderBeruf) stellte sich mit Beschwerden von Herzrasen, innerer Unruhe und drohenden Ohnmachtsanfällen im Stehen in der Cardiopraxis® vor. In der Kreislaufuntersuchung zeigte sich in Rückenlage eine Herzfrequenz von 90 Schlägen pro Minute und ein Blutdruck von 105/59 mmHg. Beim aktiven Aufstehen fiel der systemarteriellen Mitteldruck nach 20 Sekunden auf 59 mmHg ab und stabilisierte sich erst in der dritten Stehminute. Das Herzzeitvolumen war in Rückenlage mit 186% des unteren Grenzwertes deutlich erhöht, bei subnormalem Blutgefäßwiderstand.
In der Untersuchung verschiedener Körperpositionen im Liegen zeigte sich in der Bauchlage, der bevorzugten Schlafposition ein niedriger arterieller Mitteldruck von 64 mmHg bei stark erniedrigtem Gefäßwiderstand. Als Arbeitshypothese wurde eine Konditionierung auf niedrige Blutdruckwerte im Schlaf angenommen, was tagsüber zu hämodynamischer Instabilität führte.
Durch Einlegen eines gerollten Handtuchs als Führungswiderstand in Bauchlage konnte im Kreislauflabor der Mitteldruck von 64 auf 82 mmHg und der Gefäßwiderstand deutlich angehoben werden. DiePatientin wurde angewiesen, für 10 Nächte mit diesem Widerstand zu schlafen, bis sich Kreislaufwerte im Stehen normalisieren.
Bei der Wiedervorstellung nach 10 Wochen zeigten sich in Rückenlage normale Kreislaufverhältnisse. Der Mitteldruck 20 Sekunden nach dem Aufstehen war von ursprünglich 55 auf 89 mmHg angestiegen, bei nur noch geringem Frequenzanstieg. Auch in Bauchlage ohne Führungswiderstand waren nun Blutdruck und Gefäßwiderstand deutlich höher als initial.
Dieser Fallbericht zeigt eindrücklich, wie durch ungünstige Schlafpositionen eine Konditionierung auf niedrige Blutdruckwerte erfolgen kann, was tagsüber zu ausgeprägter orthostatischer Dysregulation führt. Durch einfache schlafpositionierende Maßnahmen konnte der Kreislauf „umprogrammiert“ und die Beschwerden der Patientin vollständig beseitigt werden.
Auf welcher Körperseitesollte ich in der Schwangerschaft schlafen?
Das Vena-cava-Kompressionssyndrom ist eine seltene, aber potenziell gefährliche Komplikation in der Schwangerschaft. Es tritt meist im letzten Trimenon auf, wenn der vergrößerte Uterus auf die untere Hohlvene (Vena cava inferior) drückt. Dadurch wird der venöse Rückfluss zum Herzen behindert, was zu einem Abfall des Herzzeitvolumens und des Blutdrucks führen kann.
Symptome des Vena-cava-Kompressionssyndroms treten vor allen Dingen im Liegen auf der rechten Körperseite auf. Die typischenSymptome sind:
- Innere Unruhe
- Herzrasen
- Benommenheit
- Übelkeit
- Blässe
- Bewusstlosigkeit (in schweren Fällen)
Das Vena-cava-Kompressionssyndrom in der Schwangerschaft kann zu einer Beeinträchtigung der Durchblutung der Gebärmutter und damit zu einer Gefährdung des Fetus kommen.
Daher ist es sinnvoll, wenn Schwangere neben einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr von 30-40 ml pro Kilogramm Körpergewicht und Tag ab der 24. Schwangerschaftswoche vorzugsweise auf der linken Körperseite liegen und schlafen.
Was ist der Unterschied zwischen einer unwillkürlichen und einer willkürlichen Schlaflage?
Fast alle Menschen haben eine bevorzugte Schlafseite, viele schlafen auf der rechten Körperseite, nicht wenige auf der linken Seite und manchen schlafen sogar gerne auf dem Bauch. Der Grund dafür, dass Sie eine bestimmte Schlafseite wählen ist meistens instinktiv, d.h. Sie fühlen sich auf dieser Seite innerlich am wohlsten und ruhigsten, wir nennen das die unwillkürliche Schlafseite. Haben Sie andere Gründe für die Wahl einer Seite, z.B. liegen Sie gerne zum Fenster hin oder vom Partner abgewandt, dann nennen wir das die willkürliche Schlafseite.
Die spontane willkürliche Schlaflage ist eine bewusst eingenommene Position. Aus verschiedenen Gründen schlafen Menschen manchmal auf der gesundheitlich ungünstigeren Seite. Gründe hierfür sind zum Beispiel:
- Abwenden vom Fenster, um Lichteinfall zu vermeiden
- Hinwenden zur Schlafzimmertür
- Abwenden vom Partner, um Wärme des Atems zu vermeiden
- Kind im Bett
Wenn wir Menschen befragen, die aus gesundheitlichen Gründen auf der „falschen“ Seite schlafen, dann geben die Betroffenen häufig an, dass Sie früher spontan auf der „richtigen“ Seite gelegen haben. Wir empfehlen ihnen dann die unwillkürlich gesunde Seite wieder einzunehmen. Gegebenenfalls kann die Bettseite mit dem Partner getauscht werden.
Auf welcher Seite sollte ich schlafen? – Eine individuelle Entscheidung
Die optimale Schlaflage hängt von individuellen Faktoren abund richtet sich nach gesundheitlichen Risiken.
Grundsätzlich gilt, dass die spontane Schlafseite in der Regel die richtige Position ist. Wenn Sie allerdings gesundheitliche Risiken aufweisen, dann sollten Sie die richtige Schlafseite bewusst wählen.
Bei orthopädischen Problemen können Sie auf dem Rücken schlafen, müssen dabei aber berücksichtigen, ob Blutdruck und Schnarchen zunehmen bzw. die Sauerstoffsättigung im Blut abfällt. Zum Monitoring des Schnarchverhaltens und der Sauerstoffsättigung gibt es verschiedene Apps zum Monitoring. Im Zweifel muss eine orientierende Schlaf-Apnoediagnostik bei einem Arzt durchgeführt werden.
Bei einem Schlaf-Apnoesyndrom sollten Sie auf keinen Fall auf dem Rücken schlafen. Der Schlaf auf der Seite in Kombination mit Gewichtsreduktion und Atemmuskeltraining kann häufig helfen den Einsatz von nächtlichem Masken-CPAP zu vermeiden. Ein Seitenschläferkissen ist ebenfalls hilfreich.
Wenn bei Ihnen ein Reflux festgestellt wurde oder Sodbrennen besteht, dann ist es auf jeden Fall sinnvoller auf der linken Körperseite zu schlafen. Achten Sie dabei aber auch auf Ihren Blutdruck in unterschiedlichen Körperlagen im Liegen und am Tag, so dass Sie eine Fehlkonditionierung auf hohe Blutdruckwerte vermeiden können.
Bei Herzschwäche, Aorten-bzw. Mitralklappeninsuffizienz oder Bluthochdruck sollten Sie auf der Körperseite schlafen, auf der individuell der Blutdruck am niedrigsten und damit das Herz-Kreislaufsystem am besten entlastet ist.
Bei symptomatischem niedrigem Blutdruck können Sie vorübergehend auf der Seite mit einem höheren Blutdruck schlafen, bis sich Blutdruck und Herzfrequenz im Sitzen und Stehen wieder normalisiert haben.
Cardiopraxis® bietet mit seiner Expertise in der kontinuierlichen Überwachung von Herzfrequenz, Blutdruck und Blutfluss wertvolle Einblicke in die Auswirkungen verschiedener Schlafpositionen auf das Herz-Kreislauf-System. Diese Erkenntnisse können helfen, individuelleEmpfehlungen für eine gesündere Schlaflage zu geben und so zu einem erholsamen Schlaf und besserer Gesundheit beizutragen.
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