Ibuprofen und Bluthochdruck – der Blutdruck schwankt stark
32,4 % der Menschen in Deutschland über 20 Jahren haben Bluthochdruck. Diese Herz-Kreislauferkrankung ist ein hoch-relevanter gesundheitlicher Risikofaktor, z.B. für das Auftreten eines Herzinfarktes.
In der Cardiopraxis erfassen wir durch die Kreislaufmessung mit dem FinapresⓇ-System nicht nur den Blutdruck, sondern auch den Blutfluss und gleichzeitig messen wir auch Ihre Körpertemperatur. Das zeigt uns nicht nur besser, wie Ihr Blutdruck reguliert wird, sondern auch wie Ihr Temperaturregelkreis – und damit Ihr Stoffwechsel – gesteuert wird. So können wir die Ursachen des erhöhten Blutdrucks sehr häufig besser erkennen und erfolgreich behandeln.
Zu uns in die Cardiopraxis kommen sehr häufig Menschen, die angeben, dass ihr Blutdruck „spinnt“, weil er besonders stark schwankt: mal ist er niedrig, mal sehr hoch. Auf genauere Befragung geben zahlreiche Betroffene an, dass sie in letzter Zeit das Schmerzmittel Ibuprofen in Tagesdosen von 400 bis 2.400 mg einnehmen.
Mit Ibuprofen, dem „Marktführer“ unter den Schmerzmitteln, haben wir in der Cardiopraxis umfangreiche messtechnische Erfahrungen. Denn bei der Kreislaufmessung bestimmen wir nicht nur Blutdruck, sondern auch Blutfluss und Körpertemperatur. Allein vom rezeptfreien Ibuprofen bis 400 mg wurden im Jahr 2017 in Deutschland 51 Millionen Packungen verkauft, der Umsatz betrug 320 Millionen Euro.
Ibuprofen – der Blutdruck steigt
In einer sogenannten Placebo-kontrollierten Doppelblind-Studie konnte man bei 444 Menschen mit einem durchschnittlichen Alter von 62 Jahren zeigen, dass mittlere Dosen an Ibuprofen (600-800 mg) und Naproxen (375-500 mg) den Blutdruck steigern
. Das galt vor allen Dingen für den systolischen Blutdruck mit durchschnittlich 3,4 mmHg (Ibuprofen) und 1,9 mmHg (Naproxen). Dies mag gering erscheinen, allerdings war der Pulsdruck, d.h. die Differenz zwischen systolischem und diastolischem Druck, ebenfalls erhöht. Das weist indirekt darauf hin, dass der Blutfluss relevant ansteigt – und damit auf eine Adrenalin-vermittelte Aktivierung.
Das besondere an der Untersuchung war, dass alle Studienteilnehmer ursprünglich einen normalen Blutdruck hatten. Nach einem Behandlungsintervall von 4 Monaten erfüllten in der Ibuprofen-Gruppe 23,2% und in der Naproxen-Gruppe 19% die Kriterien eines Bluthochdrucks. Nun fragten wir uns, welche Mechanismen hinter dem gestiegenen Blutdruck stecken.
Ibuprofen – nicht nur Schmerzmittel, sondern auch „Fiebersenker“
Ibuprofen ist nicht nur ein sehr gutes Schmerzmittel, sondern auch ein sehr guter Fiebersenker. Sie kennen das sehr gut, wenn Sie oder Ihre Kinder mal einen hochfieberhaften Infekt haben. Innerhalb von ca. 30 Minuten nach Einnahme schlägt das Herz schneller und kräftiger, Sie beginnen zu schwitzen und die Körpertemperatur fällt, z.B. von 40,0 auf 38,5 Grad Celsius.
Ibuprofen – Regelkreise für Körpertemperatur und Blutdruck
Nun, Ibuprofen greift auch bei normaler Körpertemperatur in die Regulation Ihres Temperaturhaushaltes ein. Genauso wie beim fieberhaften Infekt senkt Ibuprofen den Sollwert für die Körpertemperatur, z.B. von 36,5 auf 36,0 Grad Celsius. Folglich will der Körper nun mehr Wärme abgeben. Am besten macht er das, indem er die Haut stärker durchblutet. Die Blutgefäße werden weitgestellt und so wird vermehrt Blut aus dem warmen Körperkern über die Körperoberfläche zirkuliert, so dass mehr Wärme an die Umgebung abgestrahlt wird.
Sind die Blutgefäße thermoregulatorisch weitgestellt, dann greift das auch in Ihre Blutdruckregulation ein – der Blutdruck sinkt zunächst. Der Blutdruckregelkreis hat ebenfalls einen Sollwert. Sein Ziel ist es zu jedem Zeitpunkt Ihr Gehirn richtig zu durchbluten. Fällt der Blutdruck durch die Weitstellung der Arterien ab, dann muss der der Regelkreis der Blutdruckregulation reagieren – sonst verlieren Sie das Bewusstsein.
Folglich versucht das vegetative Nervensystem über Ausgleichssysteme den Blutdruck adäquat hoch zu halten. Bei weit gestellten Blutgefäßen funktioniert das vor allen Dingen, indem die Herzfrequenz und Pumpkraft des Herzens steigen. Diese Reaktion wird über Adrenalin vermittelt.
Adrenalin im Übermaß kann wiederum schädliche Auswirkungen auf Ihr Herz-Kreislaufsystem haben. Der beschriebene Mechanismus erklärt auch, warum unter Ibuprofen vermehrt Herzinfarkte und der plötzliche Herztod auftreten: zu viel Adrenalin begünstigt, dass Arterien verkrampfen, sich Blutgerinnsel bilden und Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden.
Ibuprofen – Nebenwirkung „der Blutdruck spinnt“
Ihr Kreislauf ist durch den niedrigen Gefäßwiderstand, der ja die Ursache für den hohen Blutfluss ist, extrem „kippelig“ und störanfällig. Als Folge des Wechselspiels „Bedürfnis nach erhöhter Temperaturabgabe“ und „Blutdruck aufrechterhalten“ gerät der Blutdruck aus dem Gleichgewicht. Ihr Blutdruck schwankt stärker, mal ist er niedrig, mal ist er zum Teil sehr hoch: Der „Blutdruck“ spinnt.
Das erklärt auch eine Reihe von Nebenwirkungen von Ibuprofen:
- Benommenheit, Schwindel
- Schlaflosigkeit, Müdigkeit
- Innere Unruhe, Reizbarkeit
- Herzstolpern
- Wasseransammlungen im Gewebe
- Herzschwäche
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- plötzlicher Herztod
Ibuprofen – Vorsicht bei Herz-Kreislauferkrankungen
Gerade, wenn Sie Herzrhythmusstörungen, eine Koronare Herzkrankheit oder einen Bluthochdruck haben, dann sollten Sie im Umgang mit Ibuprofen vorsichtig sein.
Wir empfehlen in diesen Fällen als Tagesdosis max. 1.200 mg Ibuprofen über einen möglichst kurzen Zeitraum. Eine Alternative ist Paracetamol.
Sollten sich Ihr Befinden verändern – und hier reicht schon eine zunehmende innere Unruhe – dann besprechen Sie Ihre Schmerzmedikation mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Ruschitzka F et al. Eur Heart J 2017;38:3282-3292
Cardiopraxis – Kardiologen in Düsseldorf & Meerbusch