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Grippe und ihre Komplikationen – Eine häufig unterschätzte Erkrankung
Die echte Grippe (Influenza) ist keine harmlose Erkältung. Sie kann zu einer schwer verlaufenden Lungenentzündung, zum Herzinfarkt oder sogar zum Tod führen. Komplikationen betreffen vor allem Menschen mit chronischen Vorerkrankungen sowie Menschen in einem höheren Alter. Aber auch Schwangere haben ein höheres Risiko, besonders für Lungenentzündungen.
Grippeschutz-Impfung kann Leben retten
In der Grippesaison 2018/19 wurden laut Robert-Koch-Institut (RKI) 954 Todesfälle durch eine Influenza-Infektion übermittelt: 52 % davon waren männlich und 86 % über 59 Jahre alt. Die schlimmste Grippewelle hatte 2017/18 schätzungsweise rund 25.100 Menschen in Deutschland das Leben gekostet, auch wenn der labordiagnostische Nachweis „nur“ 1.674 Todesfälle erbrachte. Dabei kann eine Grippeschutz-Impfung erwiesenermaßen schwere Verläufe und Todesfälle verhindern. Einen 100%igen Schutz kann übrigens keine Impfung bieten, auch nicht die Impfung vor den Influenzaviren. Gerade ältere Menschen haben oft eine reduzierte Immunantwort, sodass die Impfung bei ihnen weniger zuverlässig wirkt. Dennoch können auch sie ihr Risiko, an einer Influenza zu erkranken, durch die Impfung in etwa halbieren (41-63%). Dagegen gehen wir bei Jüngeren von einem 80%igen Schutz aus. Zudem konnte man in zahlreichen Studien zeigen, dass eine Grippeerkrankung bei geimpften Personen milder, also mit weniger Komplikationen, verläuft als bei Ungeimpften.
Wer gehört zu den Risikopersonen für die Grippe?
Bemerkenswerterweise sind die Risikogruppen bei der Influenza und COVID-19 fast identisch. Ziel ist daher für die kommende Influenzasaison 2020/21 eine hohe Impfquote in den Risikogruppen, um neben dem individuellen Schutz auch das Gesundheitssystem zu entlasten. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen grundsätzlich die Kosten bei den unten aufgeführten Risikogruppen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Influenzaimpfung unverändert auch in Zeiten der COVID-19 Pandemie:
- für alle Personen ab 60 Jahre
- für alle Schwangeren ab dem 2. Trimenon, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab dem 1. Trimenon
- für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit chronischer Erkrankung (wie z.B. chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten, chronische neurologische Grundkrankheiten wie z.B. Multiple Sklerose, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV)
- für Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen
- für Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen (siehe oben) gefährden können.
- Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr
- Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln (die Impfung schützt zwar nicht vor der Vogelgrippe, aber es werden damit problematische Doppelinfektionen vermieden)
- medizinisches Personal
Diskussion um generelle Impfung für Kinder
Auch wenn Kinderärzte angesichts der COVID-19-Pandemie für eine generelle Grippeschutzimpfung für Kinder, die eine mögliche Infektionsquelle für Nicht-Geschützte und Risikopersonen sein können, plädieren: Die STIKO weicht von ihrer bisherigen Empfehlung für Kinder nicht ab. Das bedeutet, dass nur Kinder mit einem Grundleiden ab einem Alter von 6 Monaten geimpft werden sollen. Gleiches gilt für Kinder, die im selben Haushalt mit Risikopersonen leben.
Große Impfmüdigkeit bei den Risikopersonen
Jedoch beobachten wir gerade bei den Risikogruppen eine Impfmüdigkeit. In der Saison 2018/19 betrug die Impfquote bei älteren Menschen (ab 60 Jahren) nur 35% und nur ca. 20-50% bei Personen mit chronischen Grundleiden. Diese geringen Impfquoten zeigen, dass hier dringend eine Verbesserung notwendig ist. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen COVID-19-Pandemie, die zusammen mit einer starken Influenzawelle das Gesundheitssystem vor besondere Herausforderungen stellen könnte. Zumal noch kein Impfstoff gegen das Coronavirus vorhanden ist.
Bester Impfzeitpunkt: Oktober und November
Nach der Impfung dauert es 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist. Die jährliche Influenzawelle hat in Deutschland in den vergangenen Jahren meist nach der Jahreswende begonnen. Um rechtzeitig geschützt zu sein, lassen Sie sich am besten im Oktober oder November impfen. Aber auch eine versäumte Impfung können Sie ohne Probleme auch später nachholen. Selbst zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle ist eine nachgeholte Impfung besser als keine!
Influenza-Impfstoff: jedes Jahr was Neues
Für die Impfstoff-Entwicklung untersuchen Referenzlabors auf der ganzen Welt, in Deutschland das am Robert Koch-Institut angesiedelte Nationale Referenzzentrum für Influenza, kontinuierlich die zirkulierenden Influenzaviren und übermitteln ihre Ergebnisse an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auf Grundlage dieser Daten legt die WHO die Zusammensetzung für den Impfstoff jedes Jahr aufs Neue fest. Das ist auch notwendig, da das Influenzavirus sehr wandlungsfähig ist und daher die Impfstoffe nur für die jeweils aktuelle Saison den bestmöglichen Schutz bieten. Seit 2018 übernehmen auch die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für den Vierfach-Impfstoff, der die Antigene von insgesamt vier Virusstämmen enthält, und so besser vor einer Grippe schützt.
Bei Erwachsenen verwendet man grundsätzlich sogenannte Totimpfstoffe. Darunter können Sie sich abgetötete Krankheitserreger vorstellen, die von unserem Körper als fremd erkannt werden und so unser Abwehrsystem aktivieren, ohne dass die Krankheit ausbricht. Hingegen erhalten Kinder und Jugendliche (im Alter von 2-17 Jahren) einen sogenannten Lebendimpfstoff über ein Nasenspray, das abgeschwächte Viren enthält, ohne dass sie die Krankheit auslösen können.
Gute Verträglichkeit der Impfung
Der Influenzaimpfstoff ist in der Regel gut verträglich. Leichte Schmerzen oder eine Rötung und Schwellung an der Impfstelle sollten Sie nicht beunruhigen. Dies ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf den Impfstoff. Der Lebendimpfstoff aus abgeschwächten Influenzaviren kann eine verstopfte oder laufende Nase auslösen. Unabhängig vom Impfstoff treten gelegentlich vorübergehend Allgemeinsymptome wie bei einer Erkältung auf: Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen. In der Regel klingen diese Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Tagen folgenlos wieder ab. Wenn Sie an einer fieberhaften Erkrankung (Temperatur > 38,5°C) oder an einem akuten Infekt erkrankt sind, sollten Sie sich natürlich zu diesem Zeitpunkt nicht impfen lassen.
Keine Impfung kann einen hundertprozentigen Schutz bieten, deshalb kann es auch nach einer Grippeschutzimpfung zu einer Influenza-Erkrankung kommen. Genauso kann es zu einer Erkrankung kommen, wenn die Infektion kurz vor der Impfung stattgefunden hat oder wenn eine Infektion in den ersten 10 bis 14 Tagen nach der Impfung erfolgte, bevor der Impfschutz vollständig ausgebildet werden konnte.
Fazit
Risikopersonen für eine schweren Verlauf einer COVID19-Infektion und Grippe sind nahezu identisch. Sie können sich durch eine Impfung wirksam vor einer Grippeerkrankung schützen, so dass Ihr Immunsystem im Fall einer COVID 19-Infektion bessere Ressourcen hat. So hat nicht nur Ihr Immunsystem mehr Kapazitäten für die Abwehr, sondern auch unser Gesundheitssystem hat mehr Kapazitäten für die Behandlung von Corona-Erkrankten. Eine hohe Impfquote in den Risikogruppen ist hierfür essenziell.