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Herz – elektromechanisches Organ
Das Herz ist ein elektromechanisches Organ. Dabei erfolgt zunächst der elektrische Impuls und die elektrische Erregung wird daraufhin im Herzen weitergeleitet. Anschliessend folgt der elektrischen Erregung die Mechanik: das Erschlaffen und die Füllung, sowie anschließend das Zusammenziehen des Herzmuskels und Auswurf des Blutes in den Kreislauf. Der Begriff elektromechanische Kopplung bezeichnet, dass nach dem elektrischen Impuls die mechanische Herzarbeit kommt.
Herz – Elektrophysiologie
Unser Taktgeber ist der Sinusknoten im physiologischen Sinusrhythmus. Nach Ausbreitung der Erregung über die Vorhöfe kommt es nach einer kurzen Verzögerung im AV-Knoten, dem Filter zwischen Vorhof und Kammer, zu einer Weiterleitung der elektrischen Erregung auf die rechte und auf die linke Hauptkammer. Diese Weiterleitung passiert über spezialisierte Herzfasern, den sogenannten Tawara-Schenkeln. Folglich erregt der rechte Tawara-Schenkel schließlich die rechte Herzhauptkammer, währende der linken Tawara-Schenkel die linke Herzhauptkammer erregt. Ist die Weiterleitung des rechten Tawara-Schenkels verzögert, kommt es zum Rechtsschenkelblock. Dabei geht man davon aus, dass etwa 0,15% der Bevölkerung einen Rechtsschenkelblock haben. Mit steigendem Lebensalter kommt er häufiger vor.
Rechtsschenkelblock – Die Diagnose
Die Verzögerung der Erregungsleitung im rechten Tawara-Schenkel sehen wir im EKG. Folglich ist die Diagnose Rechtsschenkelblock nur mithilfe des EKGs zu stellen. Dabei ist vor allem in den sogenannten rechtspräkordialen Ableitungen, diese sind V1 bis V3, die Diagnose zu stellen. Definitionsgemäß ist beim Rechtsschenkelblock die endgültige Negativitätsbewegung des QRS-Komplex später als 0,03 sec. Wir unterscheiden im EKG einen inkompletten von einem kompletten Rechtsschenkelblock:
- QRS-Komplex >120 ms = kompletter Rechtsschenkelblock
- QRS-Komplex >110 ms und <120 ms = inkompletter Rechtsschenkelblock
Rechtsschenkelblock – Die Ursachen
Im Wesentlichen kann jede strukturelle Erkrankung, welche zu einer Druck- oder Volumenbelastung des rechten Herzens führt, zu einem Rechtsschenkelblock führen. Hierzu gehören beispielsweise:
– Herzklappenfehler
– Kurzschlussverbindungen (= Shunt)
– Durchblutungsstörungen
– Entzündungen
– Lungengerüsterkrankungen (zum Beispiel COPD)
– Lungengefäßerkrankungen (z.B. Lungenembolie)
Andere Ursachen sind sehr hohe Kaliumspiegel oder Vergiftungen. Zudem können Medikamente die Erregungsleitung verzögern und zu einem Rechtsschenkelblock führen, zum Beispiel Antiarrhythmika oder Psychopharmaka. Zudem kommen auch angeborene Formen des Rechtsschenkelblock vor.
Wichtig ist, dass der Rechtsschenkelblock auch bei strukturell herzgesunden Menschen vorkommen kann.
Rechtsschenkelblock – Die Therapie
Die Therapie des Rechtsschenkelblocks richtet sich nach der vorhandenen Grunderkrankung. Folglich kann eine Optimierung dieser Erkrankung zu einer Entlastung führen. Anders als beim Linksschenkelblock ist die sogenannte Resynchronisationstherapie, das heißt ein CRT System, hier in der Regel keine etablierte Therapieoption. Zudem sind Medikamente, welche die Erregungsleitung im rechten Tawara-Schenkel dauerhaft beschleunigen, nicht verfügbar. Insbesondere ist aber zu erwähnen, dass bei Fehlen einer Ursache einer strukturellen Erkrankung eine Therapie nicht erforderlich ist. Ein Rechtsschenkelblock kommt auch bei Herzgesunden vor.
Rechtsschenkelblock – Fazit
Einen Rechtsschenkelblock müssen wir uns individuell immer genau anschauen. Sind das Herz und die Lunge strukturell gesund, so ist die Prognose bei einem Rechtsschenkelblock uneingeschränkt. Zum Beispiel kann der Rechtsschenkelblock bei jungen auch sportlichen erwachsenen Menschen vorkommen. Verbunden mit einer strukturellen Herzerkrankung kann er mit einer eingeschränkten Prognose einhergehen, insbesondere je beiter der QRS-Komplex ist. Insgesamt ist die Prognose günstiger als der Linksschenkelblock. Der Linksschenkelblock ist häufiger Ausdruck einer strukturellen Herzerkrankung. Nichtsdestotrotz empfehlen wir bei Auftreten und insbesondere Neuauftreten eines Rechtsschenkelblocks eine kardiologische Kontrolle.
Literatur:
Cardiopraxis – Kardiologen in Düsseldorf & Meerbusch