Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel arbeitet seit 25 Jahren als Kardiologe in Düsseldorf und war über 16 Jahre Mitarbeiter in der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, davon 6 Jahre als Oberarzt. Zum Profil.

Herzinfarkt bei Frauen – Brustdruck häufiges Symptom

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Symptome des Herzinfarktes bei Frauen und Männern – mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede

Im Jahr 2015 wurden in Deutschland fast 220.000 Menschen mit Herzinfarkt stationär behandelt, 32,8 % davon waren Frauen. In zahlreichen Studien ist postuliert worden, dass Frauen häufig andere Symptome haben als Männer, wenn Sie sich mit einem Herzinfarkt auf einer Notaufnahmestation vorstellen. Nach neuesten wissenschaftlich hochwertigeren Untersuchungen ist diese Aussage kaum noch haltbar.

Das Problem der meisten älteren Untersuchungen zum Thema „Symptome des Herzinfarktes bei Frauen“ ist, dass die Daten retrospektiv, d.h. im Nachhinein aus den Akten erhoben wurden. Allerdings haben retrospektive Studien haben den Nachteil, dass Sie methodisch zu einer selektiven Datenerfassung führen können, die nicht immer den Tatsachen entsprechen muss. Kurzum, die Untersucher finden manchmal das, was Sie finden wollen. Im Gegensatz dazu ist bei prospektiven Studien ist Datenerhebung, z.B. bei der Definition von Symptomen von vorneherein streng festgelegt, so dass das Risiko einer selektiven Wahrnehmung deutlich verringert ist.

Inzwischen sind in jüngerer Zeit prospektive Untersuchungen zum Thema „Symptome des Herzinfarktes bei Männern und Frauen“ publiziert worden, die aufzeigen, dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wenn Sie sich mit einem Herzinfarkt auf einer Notaufnahmestation vorstellen, gar nicht so groß sind.

Eine große prospektive Studie mit 1.941 Menschen, die sich mit einem Verdacht auf einen akuten Herzinfarkt auf Notaufnamestationen vorgestellt haben, verdient hier besondere Beachtung.

Lokalisation und Charakteristik von Symptomen des Herzinfarktes – typisch und untypisch

Bevor wir auf die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Männern und Frauen eingehen, müssen einige Begriffe definiert sein, so dass Klarheit herrschen kann. Bei den Symptomen des Herzinfarktes unterscheiden wir typische und untypische Beschwerden in Bezug auf die Lokalisation und die Charakteristik.

Typische Hauptlokalisation

  • Brust
  • Schulter
  • Arm
  • Kiefer

Untypische Hauptlokalisation

  • Rücken
  • Magen

Ausstrahlung von der Hauptlokalisation

  • rechter Arm
  • linker Arm
  • Nacken
  • Kiefer
  • Rücken

Neben der Lokalisation muss zusätzlich auch die Charakteristik der Beschwerden bewertet werden.

Typische Charakteristik

  • dumpf
  • schwer
  • beengend
  • beklemmend
  • fesselnd
  • drückend
  • vernichtend

Nicht-typische Charakteristik

  • stechend
  • brennend
  • oder andere als nicht-typische Charakteristik

Neben Lokalisation und Charakteristik kommen noch Begleitsymptome hinzu, welche das Vorliegen eines Herzinfarktes wahrscheinlicher machen.

Begleitsymptome

  • Luftnot
  • Schwitzen
  • Herzstolpern
  • Kraftlosigkeit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Benommenheitsgefühl
  • Verdauungsstörungen

Herzinfarkt – Ort der Symptome bei Männern und Frauen vergleichbar

Bei Verdacht auf das Vorliegen eines Herzinfarktes geben Männer und Frauen in jeweils über 90% als häufigsten Symptom Schmerzen im Brustbereich in irgendeiner Form, d.h. typisch oder atypisch an. Wird der Herzinfarkt dann mit einem Troponin-Test bestätigt, dann blieb diese prozentuale Verteilung gleich.

Werden nur die Symptome mit typischer Lokalisation bewertet, dann weisen sowohl Männer als auch Frauen bei einem Herzinfarkt zu jeweils ca. 90% mindestens eine typische Hauptlokalisation der Beschwerden (Brust, Schulter, Arm, Kiefer) auf. Die Beschwerden machen sich dabei je nach Studie ein 60-90% der Fälle am häufigsten hinter dem Brustbein bemerkbar.

Herzinfarkt – Charakteristik der Beschwerden bei Frauen häufig typischer, mehr Ausstrahlung, mehr Zusatzsymptome

Frauen haben bei einem Herzinfarkt häufiger eine typische Charakteristik der Beschwerden mit 81,1% gegenüber 63,6% bei Männern. Im Vergleich zu Männern geben Sie häufiger die Charakteristiken „Schmerz“, „dumpf“ und „drückend“ an.

In der Tendenz stellen sich Frauen auch häufiger mit einer Ausstrahlung der Symptome (72,2% vs. 64,7%) und mit mehr Zusatzsymptomen (60,3% vs. 55,4%) als Männer vor. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass eine Ausstrahlung bei Männern eher auf einen Herzinfarkt hinweist als bei Frauen.

Herzinfarkt bei Frauen – je mehr typische Symptome, desto wahrscheinlicher der Herzinfarkt

Folglich stellen wir uns natürlich die Frage, wie sich nun die Zusammenfassung der typischen symptomatischen Eigenschaften eines Herzinfarktes – Lokalisation, Charakteristik, Ausstrahlung, Zusatzsymptome – auf die Vorhersagekraft eines Herzinfarktes auswirkt.

Während bei Männern die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Herzinfarktes bei 2 bzw. 4 typischen Infarkteigenschaften vom 1,1-fachen lediglich auf das 1,8-fache ansteigt, ist das bei Frauen wesentlich deutlicher. Zum Beispiel, hat eine Frau 2 typische Symptomeigenschaften, dann ist die Wahrscheinlichkeit gegenüber einer Frau mit nur 1 Symptomeigenschaft bereits um das 4,0-fache erhöht. Demgemäß steigt die Wahrscheinlichkeit bei 4 Symptomeigenschaften sogar auf das 6,9-fache an.

Perspektive Notaufnahmestation – Herzinfarkt Symptome bei Männern und Frauen ernst nehmen

Stellen Sie sich vor, Sie werden als Ärztin oder Arzt auf der Notaufnahmestation in 1 Stunde mit 2-10 neuen Menschen mit jeweils ganz unterschiedlichen Symptomen und ganz unterschiedlich dringlichen Krankheitsbildern konfrontiert. Da müssen Sie mitunter schnell handeln, so dass Sie keine Fehler machen und Menschen gefährden.

Ein zweiter Aspekt ist, dass Sie in Ihrem beruflichen Alltag wesentlich häufiger Männer mit einem Herzinfarkt betreut haben als Frauen, das Verhältnis beträgt 2:1. Infolgedessen erwarten Sie statistisch betrachtet einen Herzinfarkt bei einem Mann als bei einer Frau.

Folglich können Sie einen Herzinfarkt bei einer Frau übersehen, da Sie sich unter Zeitdruck eher auf Ihre „Instinkte“ verlassen müssen. Das gilt vor allen Dingen dann, wenn das EKG unauffällig ist. Der Troponin-Test läuft zwar im Labor, aber wenn Sie selber keine Dringlichkeit merken, dann werden Sie möglicherweise vergessen immer wieder nach dem Ergebnis des Tests zu fragen.

Als Arzt auf einer Notaufnahmestation stellen Sie fast bei jedem Patienten proaktiv de Frage „haben Sie Brustdruck“. Wird diese Frage unabhängig vom Geschlecht mit „ja“ beantwortet, dann müssen Sie immer an einen Herzinfarkt denken und zügig handeln. Bei Frauen steigt mit zusätzlichen typischen Symptomeigenschaften die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes erheblich, Sie müssen noch besser aufpassen.

Perspektive Frau – alle Symptome des Herzinfarktes schildern, Brustdruck hervorheben 

Falls Sie selber der Überzeugung sind, dass Sie einen akuten Herzinfarkt haben, dann sagen Sie das der Ärztin oder dem Arzt klar und deutlich. Aufgrund der oben gemachten Ausführungen können Sie diese Aussage vertreten und begründen. Falls vorhanden, dann stellen Sie den Brustdruck in den Vordergrund.

Eine typische Sequenz, die Ihnen Gehör und damit Hilfe verschaffen sollte, ist: „Ich glaube, ich habe einen Herzinfarkt. Seit 30 Minuten habe ich einen dumpfen Druck hinter dem Brustbein, die Beschwerden strahlen in die linke Schulter aus und das Atmen fällt mir schwer.“ Jede Ärztin bzw. jeder Arzt sollte darauf adäquat reagieren.

Natürlich gelten diese Kriterien auch für Sie zu Hause, bevor Sie einen Arzt kontaktieren. Überprüfen Sie Ihre Symptome. Im Zweifel rufen Sie bei einem Verdacht auf einen Herzinfarkt das Rettungsteam unter 112, denn so kann Ihnen gut geholfen werden: je schneller, desto besser.

 

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Cardiopraxis – Kardiologen in Düsseldorf & Meerbusch

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