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Dr. Natalie Fleissner
Dr. med. Natalie Fleissner studierte Humanmedizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zu ihren Behandlungsschwerpunkten gehört die Bildgebende Diagnostik. Besonders große Expertise hat sie zudem bei der Kontrolle und Nachsorge von Schrittmachersystemen wie dem Implantierbaren Defibrillator (ICD) und hochkomplexen Dreikammerschrittmachern. Zum Profil.

Bluthochdruck und Schwangerschaft

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Bluthochdruck – häufig in der Schwangerschaft

Zu den häufigsten kardiovaskulären Erkrankungen in der Schwangerschaft zählt Bluthochdruck: Etwa 5-10 % der Schwangeren in Europa sind betroffen und der Bluthochdruck ist zudem eine der häufigsten mütterlichen Todesursachen. In Zahlen ausgedrückt sprechen wir von einer Blutdruckerhöhung in der Schwangerschaft bei Werten von > 140/90 mmHg, wobei leichte Formen (140-159/90-109 mmHg) von schweren Formen (>160/110 mmHg) unterschieden werden.

Bluthochdruck bei Schwangerschaft – präexistente Hypertonie versus Schwangerschaftshypertonie

Wir sprechen bei einer vorbekannten Hypertonie oder einem Auftreten vor der 20. Schwangerschaftswoche von einer präexistenten Hypertonie. Im Vergleich dazu tritt die sogenannte Schwangerschaftshypertonie (Gestationshypertonie) erst nach der 20. Schwangerschaftswoche auf, sie erkennt man an einem normalisierten Blutdruck nach der Geburt (binnen 42 Tagen). Und bei einer Schwangerschaftshypertonie können wir kein Eiweiß im Urin nachweisen (Proteinurie), was wiederum bei der gefährlichen Präeklampsie der Fall ist.

Präeklampsie – Bluthochdruck mit schweren Komplikationen in der Schwangerschaft 

Von einer Präeklampsie sprechen wir, wenn bei der Schwangerschaftshypertonie oder auch einer vorbestehenden Hypertonie Organkomplikationen auftreten. Nur dieses Krankheitsbild allein führt zu weltweit 70.000 mütterlichen Todesfällen pro Jahr, in Europa etwa beobachtet man bei 2-5% aller Schwangerschaften diese besonders schwere Hypertonieform.

Dabei können wichtige Organsysteme in der Funktion gestört sein, zum Beispiel kann eine Nierenschädigung (Proteinurie) vorliegen oder auch eine Leberzellschädigung mit Oberbauchbeschwerden, häufig das erste Symptom. Besonders gravierend sind ein auftretendes Lungenödem sowie eine vorzeitige Plazentalösung. Und häufig kann zudem das zentrale Nervensystem von Schlaganfällen, Hirnblutungen durch Gerinnungsstörungen oder auch Krampfanfällen betroffen sein.

Durch ein Multiorganversagen mit schweren Gerinnungsstörungen kann es ebenso zu einer lebensbedrohlichen Situation für die Mutter kommen. Außerdem sind die Folgen für das ungeborene Kind oft gravierend, sie reichen von Entwicklungsverzögerung über Frühgeburtlichkeit bis hin zur Fehlgeburt.

Noch nicht eindeutig geklärt sind die Ursachen für die Präeklampsie. So nehmen Experten zum Beispiel eine gestörte Entwicklung des plazentaren Gefäßsystems mit einer gestörten Durchblutung der Plazenta an, auch wird eine gestörte Gefäßpermeabilität mit einer endothelialen Dysfunktion diskutiert. Außerdem scheinen ein Überwiegen sogenannter vasoaktiver Substanzen (Endothelin) und eine gesteigerte Aktivität des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems eine wichtige Rolle zu spielen.

Risikofaktoren für Präeklampsie

Hinzu kommt, dass Patiententinnen mit ganz verschiedenen Erkrankungen zu einem hohen Risiko für eine Präeklampsie neigen. Neben einem vorher bestehenden Bluthochdruck oder einer Präeklampsie in der vorherigen Schwangerschaft zählt dazu eine chronische Nierenerkrankung. Ebenso Autoimmunerkrankungen (Antiphospholipid-Syndrom bei Lupus erythematodes) und Diabetes Typ I und II.

Dagegen liegt ein mittleres Risiko vor, wenn mehr als einer der folgenden Faktoren auftritt. Dazu gehören etwa die erste Schwangerschaft, ein Alter über 40 Jahre und ein BMI von 35 kg/m2. Auch Mehrlingsschwangerschaften oder eine Familienanamnese für Präeklampsie sind in diesem Zusammenhang zu nennen.

Mithilfe einer Urinanalyse auf Proteine, einer Blutdruckkontrolle und einer Dopplersonografie der Arteriae uterinae wird jede Schwangere im 2. und 3. Trimenon auf Präeklampsie untersucht. Stellen wir ein individuell höheres Präeklampsie-Risiko fest, empfehlen wir eine Medikation mit Aspirin 100 mg/Tag ab der 12. bis zur 36. bzw. 37. Schwangerschaftswoche.

Wenn leichte Formen der Präeklampsie vorliegen, dann ist die Entbindung nach 37 Wochen die einzige kausale Therapie. Wenn dagegen eine schwere Präeklampsie besteht, dann muss in dieser Notfallsituation eine Entbindung so schnell wie möglich erfolgen. Mit besonders schweren Komplikationen der Präeklampsie verbunden ist das HELLP-Syndrom, das wiederum in 0,1- 0,2% aller Schwangerschaften und bei 10 -20 % aller Frauen mit Präeklampsie auftritt. Dabei kommt es zu einer Hämolyse, erhöhten Leberwerten und auch zu einem Abfall der Thrombozyten.

Bluthochdruck-Therapie in der Schwangerschaft

Prinzipiell beginnt man eine medikamentöse Therapie bei einem Blutdruck von über 150/95 mmHg. Folglich behandeln wir einen Blutdruck schon ab > 140/90 mmHg nur in Einzelfällen, wie zum Beispiel bei einer Proteinurie oder Symptomen.

Mittel der ersten Wahl in der Blutdrucktherapie ist das altbekannte Alpha-Methyldopa, zudem ist eine Medikation mit einem Kalziumantagonisten wie dem retardierten Nifedipin sicher. Dagegen sind β1-selektive-Rezeptorblocker, hier bevorzugt das Metoprolol, nur eingeschränkt geeignet. Und vollkommen ungeeignet sind die oft in der Blutdrucktherapie eingesetzten entwässernden Medikamente (Diuretika), weil sie das Plasmavolumen reduzieren. Sogar nierenschädigend für das Neugeborene können die ACE-Hemmer, AT-Blocker sowie der direkte Renin-Inhibitor Aliskiren sein. Deswegen sind gerade diese Medikamente in der Schwangerschaft und auch in der Stillzeit streng kontraindiziert.

Zusammengefasst kann man sagen, dass Frauen mit Bluthochdruck oder Präeklampsie insgesamt ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen auch nach der Geburt haben. Zudem tritt die peripartale Kardiomyopathie (Herzinsuffizienz im Wochenbett) häufiger auf. Außerdem haben Frauen auch ein erhöhtes Risiko dafür, eine Hypertonie, einen Schlaganfall oder eine koronare Herzerkrankung im späteren Erwachsenenalter zu entwickeln.

 

 

 

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