Herzrasen bedeutet, dass das Herz zu schnell schlägt. Der Ruhepuls liegt individuell unterschiedlich zwischen 50-100 Schlägen/min. Beim Puls von mehr als 100/min sprechen Mediziner von Herzrasen oder vom Fachbegriff „Tachykardie“. Herzrasen ist ein subjektives Empfinden. Zum Beispiel kann ein Mensch bei einem gewöhnlichen Ruhepuls von 60/min auch eine Puls von 90/min schon als Herzrasen empfinden. Eine häufige Beschreibung der Betroffenen für das Phänomen Herzrasen ist: „Das Herz klopft mir bis in den Hals“, „es geht wie eine Nähmaschine“ oder „ich konnte meinen Puls gar nicht mehr fühlen“.
Ursachen von Herzrasen
Herzrasen kann unterschiedliche Ursachen haben. Herzrasen ist zunächst als ein Oberbegriff zu verstehen. Ganz unterschiedliche Formen von Herzrhythmusstörungen können sich als Herzrasen äußern. Zudem unterscheiden wir, ob das Herzrasen seinen Ursprung in der Herzvorkammer oder in der Herzhauptkammer hat.
Ursachen des Herzrasens in der Herzvorkammer
Ganz häufig ist das Herzrasen aus der Vorkammer kommend. Beim typischen, anfallsartigen Herzrasen besteht im Herzen eine zusätzliche elektrische Leitung. Diese zusätzliche elektrische Leitung führt dazu, dass unter gewissen Umständen das Herz plötzlich, wie ein Lichtschalter angeknipst, anfängt zu rasen. Dieses anfallsartige Herzrasen kommt häufig auch schon bei jungen Menschen erstmalig vor, zum Beispiel in der zweiten oder dritten Lebensdekade.
Viel häufiger und vor allen Dingen bei älteren Menschen ist die Ursache des Herzasens das sogenannte Vorhofflimmern oder Vorhofflattern. Auch bei dieser Herzrhythmusstörung kann das Herz rasen. Der Unterschied ist aber, dass der Puls beim Vorhofflimmern unregelmäßig ist.
Ursache des Herzrasens in der Hauptkammer
Herzrasen aus der Hauptkammer ist grundsätzlich als gefährlich einzustufen und betrifft ganz überwiegend Menschen mit einer zugrunde liegenden Herzerkrankung. Hierzu gehören vor allem ein abgelaufener Herzinfarkt oder eine ausgeprägte Herzschwäche.
Symptome des Herzrasens
Herzrasen kann assoziiert sein mit Begleitsymptomen. Hierzu gehören Luftnot, Angina Pectoris (Brustenge), Leistungsschwäche oder auch Schwindel. Bei sehr schnellem Herzrasen und Einschränkung der Herzkraft kann es auch zu Ohnmachtsanfällen führen. Selbstverständlich führt Herzrasen auch zu Nervosität und Angstgefühlen.
Diagnose des Herzrasens
Herzrasen lässt sich feststellen durch fühlen des Pulses am Handgelenk. Ist der Puls schneller als 100 Schläge/min können wir von Herzrasen sprechen. Eine genaue Diagnose gelingt uns mit dem EKG. Dies ist enorm wichtig, da die unterschiedlichen Formen des Herzrasens auch unterschiedliche Behandlungen nach sich ziehen.
Da Herzrasen auch nur gelegentlich vorkommen kann, ist es oft schwierig zum Zeitpunkt des Herzrasens ein EKG schreiben zu können. Besonders hilfreich sind hier die sogenannten 1-Kanal-EKGs. Mit diesem App-basierten EKG-Verfahren können die Betroffenen im Anfall selbst ihr EKG aufzeichnen und mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt das weitere Vorgehen besprechen.
Wichtige Informationen zum Herzrasen
Bei der Diagnosestellung sind Ihre Angaben sehr wichtig. Wichtige Informationen sind:
- Wie schnell ist der Puls?
- Ist der Puls regelmäßig/unregelmäßig?
- Tritt das Herzrasen in Ruhe oder bei Belastung auf?
- Sind der Beginn/das Ende plötzlich (wie ein „Lichtschalter an/aus“)?
- Wie lange dauert das Herzrasen?
- Was bringt Linderung?
- Besteht eine zugrunde liegende Herzerkrankung?
Herzrasen und Genussmittel und Medikamente
Der Sinusknoten ist unser natürlicher Taktgeber des Herzens. Er bestimmt die Pulsfrequenz, also wie schnell unser Herz schlägt. Wir sprechen daher von einem „Sinusrhythmus“. Ist dieser Taktgeber situativ zu schnell, sprechen wir von einer „Sinustachykardie“. Solch eine Sinustachykardie oder eine Erhöhung der üblichen, individuellen Pulsfrequenz kann zum Beispiel durch Medikamente bedingt sein.
Typische Medikamente sind sogenannte Betamimetika. Dies sind inhalative Medikamente, die bei Asthma oder bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) in Form eines Sprays verabreicht werden. Darüber hinaus führen Schilddrüsenhormone zu einer Anhebung der Pulsfrequenz, aber auch Herzkreislaufmedikamente, wie Nitrate, oder Kalziumantagonisten vom Nifedipin-Typ (zum Beispiel Amlodipin oder Lercanidipin).
Auch Genussmittel, wie Alkohol oder Nikotin, haben Einfluss auf das Herz und führen zu einer Pulsbeschleunigung.
Herzrasen nach dem Essen
Herzrasen kann zeitlich auch mit dem Essen zusammenhängen. Die Ursachen sind unterschiedlich. Zum Beispiel bei Magen- und Darm-operierten Patienten oder nach Magenverkleinerungen ist die Passage der Nahrung verändert und kann zu sogenannten „Dumping-Syndromen“ (Sturzentleerung der Nahrung vom Magen in den Dünndarm) mit Herzrasen führen.
Bei sehr voluminösen Mahlzeiten oder hastigem Essen kann es auch zu einer vermehrten Gasansammlung in der natürlich bestehenden Magenblase kommen. Drückt diese nun vergrößerte Magenblase auf das Herz, zum Beispiel auch begünstigt durch eine krankhafte Ausstülpung des Magens (Hernie) durch das Zwerchfell, führt dies nicht nur zu Unannehmlichkeiten sondern auch zu Herzrasen.
In der Frühform der Zuckererkrankung (Diabetes) oder bei Aufnahme großer Mengen zuckerhaltiger (kohlenhydrathaltiger) Nahrung kann es zu einer Überproduktion von Insulin führen. Das Hormon Insulin steuert die Zuckeraufnahme im Körper. Krankhaft überschüssiges Insulin begünstigt dann das Auftreten von Herzrasen.
Was tun bei Herzrasen?
Für die richtige Therapie ist die richtige Diagnose entscheidend. Tritt ein Anfall von Herzrasen auf, können sogenannte vagale Manöver das Herzrasen beenden. Vagale Manöver können die Betroffenen selbst durchführen und es ist eine effektive Maßnahme, um das Herzrasen zu beenden.
So funktionieren vagale Manöver:
- tauchen Sie Ihr Gesicht in kaltes Wasser
- trinken sie kaltes Wasser
- führen Sie einen Pressversuch durch: forciertes Ausatmen gegen den geschlossenen Mund und zugehaltener Nase
- legen Sie anschließend die Beine um 45° hochgelagert hoch: so erhöhen Sie die Effektivität dieser Maßnahme
Langfristige Therapie des Herzrasens
Zunächst einmal ist die Diagnose wichtig. Anfallsartiges Herzrasen durch eine zusätzliche, elektrische Leitung im Herzen kann durch eine Katheter-gestützte Verödung geheilt werden. Dazu wird im Herzkatheterlabor diese zusätzliche elektrische Leitung aufgesucht und über Wärme- oder Kälteapplikation verödet. Diese Verödung führt dazu, dass die krankhafte elektrische Leitung nicht mehr aktiv ist und die Betroffenen so geheilt sind.
Bei Herzrasen durch Vorhofflimmern ist die Therapie komplexer. Zum einen ist das Risiko eines Schlaganfalls beim Vorhofflimmern potentiell erhöht. Es bedarf daher fast immer einer blutverdünnenden Therapie. Zum anderen kommen spezifische Herzmedikamente oder auch komplexe Herzkatheter-Verfahren zum Einsatz, um das Auftreten von Vorhofflimmern zu vermeiden..