Den Begriff Ödem kennen Sie. Was steckt dahinter, wenn ein Bein oder sogar beide Beine geschwollen sind?
Was ist ein Ödem an den Beinen?
Beinödeme sind Schwellungen in den Beinen, weil sich dort Flüssigkeit ansammelt. Häufig spricht man auch von „Wasser in den Beinen“. Beinödeme können einseitig oder beidseitig auftreten und sind sichtbar.
Wie bemerke ich Beinödeme?
Bei geringer Ausprägung vor Beinödemen ist oft ein erstes Anzeichen, dass das Bündchen vom Strumpf einen Abdruck hinterlässt. In fortgeschrittenen Stadien kann die Kontur des Fußknöchels verstrichen seien. Am Abend passen die Schuhe nicht mehr. Begleitet werden kann die Schwellung der Füße und Beine von einem Gefühl der Schwere in den Beinen. Außerdem können Bewegungen anstrengend sein. Unter länger bestehender Beinödemen können Hautverfärbung und Hautjucken hinzukommen. Je nach Ursache der Beinödeme, insbesondere beidseitig auftretende Ödeme, können Symptome der Herzschwäche hinzukommen. Hierzu gehören zum Beispiel eine verminderte Belastbarkeit, Luftnot, Gewichtszunahme und nächtliches Wasserlassen.
Was sind die Ursachen für geschwollene Beine?
Zu Beinödemen kommt es immer dann, wenn in dem Gefäßsystem der Mikrozirkulation eine Störung auftritt. Unter Mikrozirkulation versteht man die haarfeinen Blutgefäße, die von außen nicht sichtbar sind. Hierzu gehören die Kapillaren, die das Bindeglied zwischen dem arteriellen und venösen Gefäßsystem darstellen und in dem der Stoffaustausch mit den Organen stattfindet. Störungen in diesem System führen zu Beinödemen. Beispiele sind ein erhöhter Druck im venösen System z.B. durch eine Herzschwäche mit Übertritt von Wasser aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe. Ebenso kann es durch einen Eiweißmangel zu Beinödemen kommen. Eiweiße im Blut binden Wasser. Ist dieser sogenannte onkotische Druck durch die Eiweiße vermindert kann Wasser ins Gewebe austreten. Erkrankung mit erniedrigtem Eiweiß im Blut können zum Beispiel fortgeschrittene Leber- oder Nierenerkrankung sein. Zudem können durch allergische oder entzündliche Erkrankungen die Membranen der Gefäße durchlässig werden, sodass das Wasser nicht in der Blutbahn verbleibt und ins Gewebe austritt.
Lymphödem und Lipödem als Sonderform
Sonderformen der Schwellung in den Beinen sind das Lymphödeme und das Lipödem. Beim Lymphödem wird Lymphflüssigkeit eingeschränkt abtransportiert und tritt so in das Gewebe aus. Lymphödeme entstehen, wenn die Lymphbahnen und/oder Lymphknoten erkrankt sind. Dies kann z.B. auch hinweisend sein für eine Tumorerkrankung.
Beim Lipödem werden Fettpolster eingelagert. Ein Lymphödem und Lipödem lässt sich anhand klinischer Untersuchungen von den Beinödemen bei z.B. bei Herzschwäche unterscheiden.
Einseitige oder beidseitige Beinschwellung?
Eine ganz wichtige Frage ist, ob die Schwellung in einem oder in beiden Beinen auftritt. Rückschließend können wir daraus erkennen, ob es sich eher um ein lokales oder ein systemisches, das heißt den ganzen Körper betreffendes Problem handelt. Lokale Probleme führen zu einer einseitigen Beinschwellung. Veränderungen, die den ganzen Körper betreffen, wie z.B. die Herzschwäche, Leber- oder Nierenerkrankungen, führen typischerweise zu Schwellung an beiden Beinen.
Ursache für einseitige Beinschwellungen
Einseitigen Beinschwellungen werden durch ein begrenztes lokales Problem verursacht. Der Abfluss aus den Venen oder Lymphgefäßen ist gestört. Krampfadern, eine Entzündung der Oberflächenvenen oder eine Thrombose in den tiefen Beinvenen sind Ursachen für eine akute einseitige Schwellung. Eine chronische Schwellung wird z.B. ausgelöst durch ein sogenanntes postthrombotisches Syndrom.
Dies bedeutet eine tiefe Beinvenenthrombose, zerstört die Venenklappen und der Rückfluss zum Herzen ist gestört. Die Venenklappen funktionieren wie Ventile und verhindern normalerweise, dass das Blut der Schwerkraft folgend wieder nach unten fließt und ermöglichen somit den Rückstrom des Blutes zum Herzen.
Ursachen für beidseitige Beinschwellung
Beidseitige Beinschwellungen lassen an eine systemische Ursache denken:
- Herzschwäche
- Nierenerkrankungen
- Lebererkrankungen
- Medikamente: z.B. Kalziumantagonisten, nicht-steroidale Antirheumatika oder Cortisonpräparate
- Schwangerschaft oder phasenweise bedingt durch den Menstruationszyklus
- Mechanische Ursachen, z.B. nach langem Sitzen beim Langstreckenflug.
Warum verursachen schwache Venen geschwollene Beine?
Venen führen das Blut zurück zum Herzen. Wichtig für ein intaktes venöses System sind zum einen die frei durchgängigen Venen und auch intakte Venenklappen. Darüber hinaus spielt eine intakte Becken-Beinmuskulatur auch hier eine wichtige Rolle. Kommt es zu einer Fehlfunktion, wie beispielsweise durch Thrombosen oder Entzündungen kann es zu einer sogenannten venösen Insuffizienz kommen. Venöse Insuffizienz bedeutet, dass das venöse Gefäßsystem seine Funktion nicht erfüllen kann. Es kommt dann der Schwerkraft folgend zu einer Blutansammlung und Druckerhöhung in den Venen, z.B. am Unterschenkel und in den Füßen. Als Folge tritt Flüssigkeit in das Gewebe aus und es kommt zu einer Schwellung der Beine.
Ist das venöse System an einem Bein beschädigt, kommt es zu einer einseitigen Beinschwellung. Liegen an beiden Beinen Schäden am venösen System vor kann es zur beidseitigen Beinschwellung führen. Bei lange bestehenden Beinödemen durch Störung des venösen Systems kann es in den Spätphasen zu typischen bräunlichen Hautverfärbungen oder zum Aufplatzen der Haut kommen.
Beinschwellung bei Herzschwäche?
Beinödeme bei Herzschwäche entstehen dadurch, dass das Herz nicht in der Lage ist, das Blut effektiv weiterzutransportieren. Das Blut staut sich vor dem rechten Herzen. Folglich nimmt der Druck in den Venen zu und Flüssigkeit tritt in das Gewebe aus. Die Ursachen können ganz unterschiedlich sein. Es kann sich um eine Schwäche des Herzmuskels handeln oder aber auch um Probleme der Herzklappen. Auch Einschränkungen der Lungendurchblutung können Beinödeme verursachen. Beispielsweise können ausgedehnte wiederholte Lungenembolien durch Verstopfungen der Lungengefäße zu einem Blutdruckanstieg in der Lungenstrombahn führen. Dies führt dazu, dass das rechte Herz es nicht ausreichend schafft, gegen den erhöhten Blutdruck zu pumpen. Das Blut staut sich dann vor dem rechten Herzen in die Venen zurück, es kommt zu Beinödemen.
Beinödeme durch Herzschwäche gehen fast immer mit weiteren Symptomen einher. Typisch sind eine geringe Belastbarkeit, Luftnot, oder auch nächtliches vermehrtes Wasserlassen. Auch Herzrhythmusstörung, Müdigkeit und Unfähigkeit nachts flach zu liegen gehören dazu. Neben den Schwellungen in den Beinen lässt sich auch beobachten, dass die Halsvenen prall gefüllt sind. Hier spricht man von einem Jugularvenenstau. Im Liegen mit leicht erhöhtem Oberkörper sind die prominenten Halsvenen dann gut sichtbar.
Beinödeme: Wann sollten Sie zum Kardiologen?
Wichtig ist, bei beidseitiger Wasseransammlung in den Beinen einen Kardiologen aufzusuchen. Häufig Ursache ist das Herz-Kreislaufsystem. Fortgeschrittene Nieren- oder Lebererkrankungen sind als Ursache im Vergleich zu den Herzkreislauferkrankungen eher selten. Es erfolgt zunächst eine gründliche Diagnostik. Je nach Ursache kann dann spezifisch eingegriffen werden und begleitend auch medikamentös das Herz-Kreislaufsystem unterstützt und entlastet werden.