Schlafapnoe: Schnarchen, Atemaussetzer & Tagesmüdigkeit
Schlafapnoe: Unangenehme Atmungsstörung im Schlaf
Das Schlafapnoesyndrom bezeichnet eine Atmungsstörung im Schlaf. Es kommt dabei periodisch zu Atemstillständen, sogenannten Apnoen, oder zu einer minderbelüfteten Lunge, sogenannten Hypopnoen. Eine Apnoe ist definiert als ein Atemstillstand, der länger als zehn Sekunden dauert. Eine Hypopnoe als eine Abnahme des Atemflusses, während gleichzeitig die Sauerstoffsättigung im Blut abnimmt.
Schlafapnoen: Darum stören sie den erholsamen Schlaf
Die periodisch auftretende Apnoe oder Hypopnoe führt zu einem verringerten Sauerstoffgehalt des Blutes. Gleichzeitig nimmt sein Kohlendioxidgehalt zu. Da physiologisch nicht der Sauerstoffmangel, sondern der Anstieg des Kohlendioxids unser Atemantrieb ist, führt dies zu wiederholten Aufwachreaktionen im Schlaf. Dadurch macht ein betroffener Mensch wieder tiefe effektive Atemzüge, wodurch er den Sauerstoffgehalt wieder anhebt und den Kohlendioxidgehalt senkt. Die Aufwachreaktionen bleiben unbewusst, der Betroffene wird also nicht wach. Diese innere Alarmreaktion unterbricht aber die eigene Schlafarchitektur und führt zur Ausschüttung von Stresshormonen. In der Nacht können so Blutdruck und Puls ansteigen und die Erholungs- und Regenerationsfunktion des Schlafes erheblich beeinflussen. Die Folge: chronische Belastung des Organismus durch einen nicht erholsamen Schlaf.
Schlafapnoe: Das sind typische Symptome
Ein unbehandeltes Schlafapnoesyndrom macht sich zum Beispiel bemerkbar durch stärkere Müdigkeit mit Kopfschmerzen und Benommenheit sowie Schlafdrang tagsüber, vermehrtes nächtliches Schwitzen und depressive Verstimmung sowie auch Störungen der Sexualität.
Kardiologisch ist das Schlafapnoesyndrom wichtig, weil es Bluthochdruck auslösen und verstärken kann. Vor allem kann es in Verbindung mit Vorhofflimmern stehen.
Obstruktive oder zentrale Schlafapnoen:
Das ist der Unterschied
Beim Schlafapnoesyndrom unterscheiden wir im Wesentlichen das weitaus häufigere obstruktive Schlafapnoesyndrom von dem seltenen zentralen Schlafapnoesyndrom.
Obstruktives Schlafapnoesyndrom:
Beim obstruktiven Schlafapnoesyndrom kommt es im Schlaf durch Abnahme des Muskeltonus zu einer Verlegung der oberen Atemwege. Der Unterdruck in den Bronchien und in der Lunge hat eine Sogwirkung, die diesen verlegenden Prozess verstärkt: Die Luft kann so nicht in die Lunge gelangen. Die innere Aufwachreaktion führt dann zu einer angespannten Muskulatur, sodass vorübergehend wieder Atemgas fließt. Häufig finden wir beim obstruktiven Schlafapnoesyndrom einen periodischen Wechsel von Apnoen und Hypopnoen mit tiefen Atemzügen in der sogenannten Arousalphase (= innere Aufwachreaktion).
Zentrales Schlafapnoesyndrom:
Beim zentralen Schlafapnoesyndrom ist das Atemzentrum gestört: Die Atemmuskulatur wird nicht ausreichend gesteuert und der Atemantrieb fehlt, d.h. es finden keine sichtbaren Atembewegungen des Brust- und Bauchraumes statt. Das zentrale Schlafapnoesyndrom ist häufiger bei Menschen mit fortgeschrittener Herzschwäche zu finden.

Diagnose von Schlafapnoen: Diese Methoden gibt es
Polygrafische Untersuchung:
Diagnostizieren können wir das Schlafapnoesyndrom zunächst mit einer polygrafischen Screeninguntersuchung. Das bedeutet, dass ein betroffener Mensch zu Hause mit einem Gerät schläft, welches Brust- und Bauchbewegungen, Sauerstoffsättigung, Schnarchgeräusche über ein Mikrofon sowie den Atemfluss misst. Das Gerät bestimmt den sogenannten Apnoe-Hypopnoe-Index (=AHI), d.h. die durchschnittliche Anzahl aller Apnoe- oder Hypopnoe-Phasen pro Stunde Schlaf. Zudem analysiert ein Lagesensor die Schlafposition: Rechts- oder Linksseitenlage oder Rückenlage. Dies ist wichtig, da ausschliesslich in Rückenlage auftretende Atmungsstörungen alternativ behandelt werden können. So kommen Rückenlageverhinderungswesten zum Einsatz, die im Schlaf getragen, eine Rückenlage unmöglich machen.
Polysomnografische Untersuchung:
Bei auffälligem Befund in der häuslichen polygrafischen Untersuchung ist eine weiterführende, tiefer greifende Diagnostik sinnvoll. Im Schlaflabor werden zusätzliche Parameter erhoben. So zum Beispiel über ein EEG die Bestimmung der Schlafstadien, auch als Schlaftiefe zu verstehen. Zudem wird befundabhängig die Therapie eingeleitet.
Schweregradeinteilung:
Den Schweregrad eines Schlafapnoesyndroms können wir mit Hilfe des AHI beurteilen. Es gibt hierzu unterschiedliche Einteilungen, eine mögliche ist die amerikanische:
- Leichtgradig: AHI 5-15 pro h
- Mittelgradig: AHI 15-30 pro h
- Schwergradig: AHI >30 pro h
Schlafapnoen: Das sind Risikofaktoren
Risikofaktoren für ein obstruktives Schlafapnoesyndrom sind vor allem Übergewicht, aber auch anatomische Besonderheiten: Die oberen Luftwege können etwa behindert werden durch große Nasenpolypen, vergrößerte Rachenmandeln oder eine Fehlstellung des Unterkiefers.
Schlafmittel und abendlicher Alkoholgenuss können dafür sorgen, dass Muskeln stärker erschlaffen – und damit das Schlafapnoesyndrom verstärken. An ein Schlafapnoesyndrom ist vor allem zu denken, wenn Sie Symptome von Tagesmüdigkeit aufweisen und vermehrt schnarchen.
Ein wichtiger diagnostischer Hinweis ist, wenn der eigene Partner bzw. die eigene Partnerin neben dem Schnarchen typische tiefe, seufzerartige Atemzüge der Arousalfunktionen wahrnimmt.


Therapie bei Schlafapnoen: Gewichtsreduktion, Atemmaske, Kieferschiene
Wir Kardiologen denken an das obstruktive Schlafapnoesyndrom insbesondere, wenn nächtliche Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern ohne erkennbare Ursache, ein schwierig zu behandelnder Bluthochdruck und Herzschwäche bei einer Person vorliegen.
Die Therapie besteht vor allen Dingen aus einer Gewichtsreduktion. Eine Faustregel besagt: Eine Gewichtsreduktion von 10 kg kann den Apnoe-Hypopnoe-Index halbieren. Therapeutisch relevant sind auch eine Reduktion bzw. Verzicht auf Alkohol und Nikotin und nach Möglichkeit auch auf Schlafmittel, weil diese muskelentspannende Wirkung haben (z. B. Benzodiazepine). Wer regelmäßig mit einem Blasinstrument musiziert, stärkt seine Muskulatur der oberen Atemwege: Insbesondere für das Didgeridoo, dem Blasinstrument der australischen Ureinwohner, gibt es Studien, die einen positiven Effekt zeigen.
Die häufigste Therapie ist die sogenannte CPAP-Maskentherapie. Hierbei schläft der oder die Betroffene mit einer Maske, welche einen kontinuierlichen positiven Druck in den oberen Luftwegen aufbaut. Dadurch wird verhindert, dass die Rachenmuskulatur nachts erschlafft. Da diese Maske bei jedem dritten Betroffenen zum Beispiel Engegefühl, Platzangst, trockene Schleimhäute oder Druckstellen hervorruft, kommen alternativ Unterkiefer-Protrusionsschienen infrage. Diese ziehen den Unterkiefer nach vorne und halten so die oberen Luftwege frei. Sehr selten sind HNO-ärztliche Operationen notwendig. Eine elegante Methode bei Problemen, die ausschließlich in Rückenlage auftreten: professionelle Rückenlageverhinderungswesten bzw. Seitenschläferkissen, die die Rückenlage im Schlaf verhindern. Es ist aber auch eine Idee, sich einfach Tennisbälle in den Schlafanzug einzunähen – auf dem Rücken schlafen ist damit unmöglich.
Von alternativen Maßnahmen, wie Magnetfeldmatten, ätherischen Ölen oder anderen elektrischen Geräten möchten wir zunächst abzuraten.