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Dr. Frank-Chris Schoebel
Dr. Frank-Chris Schoebel arbeitet seit 25 Jahren als Kardiologe in Düsseldorf und war über 16 Jahre Mitarbeiter in der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, davon 6 Jahre als Oberarzt. Zum Profil.

Symptome der Histaminfreisetzung

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Zahlreiche Faktoren beeinflussen Überschuss an Histamin

Die Symptome einer Histaminfreisetzung werden durch folgende Faktoren beeinflusst

  • Zahl der Mastzellen
  • Aktivierbarkeit der Mastzellen
  • Vorhandensein eines Auslösers
  • Potenzial von Histamin, sich selbstverstärkend über Mastzellen freizusetzen
  • Status des Hormonhaushaltes
  • Funktionstüchtigkeit der Abbauwege von Histamin

Aufgrund der Vielzahl von Einflussgrößen, die die Konzentration von Histamin im Gewebe bestimmen, liegt bei den Symptomen von Histamin keine einfache Dosis-Wirkungs-Beziehung vor. Wir können also z.B. nicht sagen: je mehr Auslöser, desto mehr Histamin im Gewebe und desto mehr Symptome.

Schon alleine die Nahrung mit dem Gehalt an Histamin, Histamin-freisetzenden Stoffen (Histaminliberatoren) und den Faktoren, die den Abbau blockieren (Diaminooxidasehemmer) kann bewirken, dass die Symptome sehr variabel ausgeprägt sind. Das erklärt auch, warum derselbe Mensch an einem Tag z.B. Tomatenmark gut verträgt und an einem anderen Tag schwere Symptome des Histaminüberschusses hat.

Das Spektrum reicht von Symptomlosigkeit über leichte Symptome wie Müdigkeit bis hin zum Kreislaufschock, dem anaphylaktischen bzw. anaphylaktoiden Schock. Nachfolgend finden Sie einige Symptome.

Histamin – allgemeine Symptome

  • Müdigkeit
  • Erschöpfungszustände und allgemeines Krankheitsgefühl
  • Wärmeintoleranz

Gerade Müdigkeit oder häufige Erschöpfung sind Symptome, die zunächst nicht an eine Histaminerkrankung denken lassen. Das gilt vor allen Dingen nicht, wenn keine weiteren Symptome wie Juckreiz oder Hautschwellung vorliegen.

Die Müdigkeit kommt fast anfallsartig ca. 20 Minuten nach einer Mahlzeit. Sie haben das Gefühl der bleiernen Schwere und das unbedingte Bedürfnis zu schlafen. Das lässt sich von der üblichen Müdigkeit nach einer Mahlzeit manchmal nicht sicher abgrenzen. Kommen dann aber später Blähungen bzw. ein weicher Stuhlgang am Folgetag hinzu, dann können Sie davon ausgehen, dass die Müdigkeit durch einen Überschuss an Histamin vermittelt war. Im Gegensatz zu einem normalen Power-Nap wachen Sie von einer Histamin-verursachten Müdigkeit nicht erholt auf. Manchmal kann es den ganzen Tag dauern, bis Sie sich wieder langsam erholen.

Ein hochinteressantes Symptom ist die Wärmeintoleranz, die wahrscheinlich beim Mastzellaktivitätssyndrom eine entscheidende Rolle spielt. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen ist bekannt, dass Mastzellen mit Zunahme der Temperatur aktiver werden und mehr Histamin freisetzen. Beim Menschen kann ein Anstieg der Körpertemperatur indirekt durch die klimatische Außentemperatur oder direkt durch körperliche Aktivität verursacht werden.

Wir erleben immer wieder Menschen, die in Verbindung mit einer histaminlastigen Mahlzeit während sie essen und noch am Tisch sitzen keine Symptome haben. Diese treten erst dann zu Tage, wenn sie sich körperlich bewegen, z.B. eine mittlere Strecke zu Fuß gehen. Die Hauptursache ist hochwahrscheinlich, dass Mastzellen mit steigender Körperwärme zunehmend aktiviert werden und somit vermehrt selber Histamin freisetzen. Hinzu kommt, dass Histamin vom Ort der Aufnahme bzw. der Freisetzung, dem Darm, durch einen gesteigerten Kreislauf schneller an andere Orte im Körper gebracht wird.

Histamin – Symptome an der Haut

  • blasse bzw. auch rote Haut (je nach Aktivierungszustand des vegetativen Nervensystems)
  • Ausschläge
  • Neigung zu Blutergüssen
  • Hautschwellung bis hin zur Quaddelbildung (sog. Nesseln)
  • Juckreiz (Ohren, Augen, ganzer Körper)
  • Missempfindungen (Brennen)

Besonders der Juckreiz und die Hautschwellung lenken die Aufmerksamkeit auf die Diagnose einer Histaminerkrankung. Interessanterweise hängen beide Symptome in ihrer Lokalisation vor allen Dingen in der Anfangsphase von der Struktur des Unterhautgewebes ab.

Der Juckreiz tritt häufig dort zuerst auf, wo die Oberflächenhaut relativ fest mit darunter liegenden Strukturen, z.B. Knorpel oder Sehnen, verbunden ist. Viele Menschen berichten daher, dass sie den Juckreiz zuerst im äußeren Gehörgang oder auch an Hand- und/oder Fußsohlen merken. Das liegt unter anderem auch daran, dass eine durch Histamin verursachte Flüssigkeitsansammlung hier wenig Platz hat, um sich auszubreiten.

Ganz anders ist es bei der Hautschwellung. Diese sehen Sie vor allem dort als erstes, wo das Unterhautgewebe besonders locker ist, im Gesicht und vor allen Dingen unter den Augen. Hier bleibt die sichtbare Schwellung dann bis zu 48 Stunden bestehen.

Histamin – Emotionen, geistige Leistungsfähigkeit

  • Benommenheit unabhängig von Körperposition („brain fog“)
  • Gedächtnis- und Wortfindungsstörungen
  • Kopfschmerzen, Migräne, Trigeminusneuralgie
  • Angst mit Risiko für Panikattacken
  • Stimmungsschwankungen
  • Depressionen

Ein deutlicher Überschuss an Histamin ist immer auch mit Stress, d.h. mit einer Adrenalin-vermittelten Aktivierung, verbunden. Diese erklärt zu einem großen Teil die oben genannten Symptome, wobei die Begünstigung von Depressionen gerade der sog. Post-Adrenalinerschöpfung zuzuschreiben ist.
Dass Histaminerkrankungen Auslöser bzw. Co-Faktor von psychischen Auffälligkeiten sein können, unterschätzen Ärztinnen und Ärzte häufig. Vor allem bei latenten Angststörungen oder Stimmungsschwankungen müssen wir an eine Histaminerkrankung denken. Anstatt auch nach körperlichen Ursachen zu suchen, wird häufig ein rein psycho-somatischer Ansatz gewählt, der sich ausschließlich auf eine vermeintlich psychische Ursache verengt. Dem betroffenen Menschen hilft das nicht wirklich und kann es auch nicht helfen, solange der somatische Co-Faktor Histamin nicht beachtet und die zugrundeliegende somatische Störung nicht behandelt wird.

Histamin – Symptome von Herz und Kreislauf

Ein Teil der Herz-Kreislaufsymptome erklärt sich durch die Wirkung von Histamin selbst. So werden Herzrhythmusstörungen über den Histamin H2 Rezeptor und eine Blutgefäßerweiterung bis hin zum Blutdruckabfall über den Histamin H1 Rezeptor vermittelt. Hinzu kommen noch die mehr oder weniger starken Flüssigkeitsverschiebungen aus dem Blutgefäßraum in das Gewebe.

Der Blutdruckabfall bewirkt eine Adrenalin-vermittelte Gegenreaktion. Die kann dann neben den genannten psychischen Reaktionen auch Blutdruckschwankungen zu Folge haben. Gerade in Verbindung mit Histamin begünstigt auch Adrenalin die Entstehung von Herzrhythmusstörungen. Hier handelt es sich meistens um einzelne Extrasystolen aus Vor- und Hauptkammer. Allerdings kann auch Vorhofflimmern entstehen.

Der kritische Kreislaufschock tritt eher selten auf und geht meistens mit einer echten immunologisch vermittelten Allergie einher. Allerdings kann auch eine massive Zufuhr von Histaminliberatoren, z.B. in Form von Kontrastmittel (z.B. CT, MRT), einen Schock zur Folge haben.

Histamin – Luftnot als lebensgefährliches Symptom

  • Niesen, verstopfte Nase
  • Schwierigkeiten beim Einatmen (Kehlkopf)
  • Schwierigkeiten beim Ausatmen (Bronchien) mit Spannungsgefühl in der Brust
  • Luftnot

Die Luftnot mit Atemversagen ist neben dem Kreislaufschock das gefährlichste Symptom der überschießenden Wirkung von Histamin.

Zunächst kommt es zu enggestellten Bronchien. Das erkennen Sie daran, dass pfeifende Geräusche beim Ausatmen zu hören sind, wie bei einem schweren Asthmaanfall. Schnell überbläht sich dann die Lunge, weil Luft nur noch unvollständig ausgeatmet wird. Schließlich ist eine ausreichende Hin-und-Her Bewegung von Luft kaum noch möglich. Hier sollten Sie im Ernstfall die Ruhe bewahren (so schwer das auch ist) und auf ruhiges und möglichst langes Ausatmen achten. So verhindern Sie eine Überblähung.

Besonders gefürchtet wird, wenn der Kehlkopf zuschwillt, so dass Luft kaum noch oder auch gar nicht eingeatmet werden kann. Hören Sie bei einem betroffenen Menschen ein pfeifendes Geräusch beim Einatmen, dann müssen Sie auf das Schlimmste gefasst sein. Verständigen Sie sofort das Rettungsteam unter 112!

Histamin – Symptome im Magen-Darmbereich häufig

  • Übelkeit, Erbrechen
  • Schluckbeschwerden, Engegefühl im Hals
  • Durchfall bzw. Verstopfung
  • Krämpfe, Unwohlsein im Bauch
  • Blasenentzündung, Brennen beim Wasserlassen

Bei Histaminerkrankungen sind häufig Störungen des Verdauungstrakts symptomatisch. Das ist auch plausibel, weil der Kontakt zwischen der großen Zahl der dort lagernden Mastzellen und der Nahrung hier am intensivsten ist. Die Nahrung enthält zudem neben Histamin selbst noch Histaminfreisetzer und Histaminabbaublocker.

Gerade der weiche Stuhlgang nach Stunden bzw. nach einem Tag weist darauf hin, dass mit einer vorangegangenen Mahlzeit etwas nicht gestimmt hat. Eine Nebenwirkung von Histamin ist die Tendenz zu weichem Stuhl, Verstopfung ist eher als Folge von Histamin-vermittelten Darmkrämpfen zu verstehen.
Sollten Sie ein Engegefühl im Hals merken, dann ist das der Ausdruck einer mittelschweren bis schweren Reaktion auf Histamin. Hier sollten Sie unbedingt auf Störungen der Atmung achten und frühzeitig weitere Maßnahmen einleiten.

Bewertung von Symptomen durch Histamin

Sollten Sie oder einer Ihrer Angehörigen an einer Histaminerkrankung leiden, dann ist es sinnvoll, wenn Sie die Symptome kennen. Das gilt vor allen Dingen für die Zeichen der akuten Lebensbedrohung: schwere Luftnot und Blutdruckabfall mit drohender oder bestehender Ohnmacht. Dann müssen Sie immer den Rettungsdienst unter 112 verständigen.

Mit Ihrem Hausarzt sollten Sie die Maßnahmen besprechen, um Nahrungsmittel mit hohem Histamingehalt bzw. mit Histamin-freisetzenden oder Histaminabbau-blockierenden Substanzen zu vermeiden. Hierzu können Sie sich auch sinnvoll im Internet erkundigen.

Symptome, wie z.B. eine Augenschwellung können bis zu 3 Tage anhalten. Darüber hinaus können Symptome, wie z.B. Angina pectoris oder weicher Stuhlgang erst am Folgetag auftreten. Hier fällt die Zuordnung zwischen Ursache und Wirkung manchmal schwer. Sie sollten aber daran denken, dass a) Symptome zeitversetzt vorkommen können und b) in der Zeit nach einem Ereignis Ihre System zum Abbau von Histamin geschwächt sind. Letzteres bedeutet, dass eine erneute Histaminbelastung schon bei geringeren Mengen Symptome auslösen kann.

Der Hausarzt sollte Ihnen auf jeden Fall klare Handlungsanweisungen für den Fall von Symptomen geben. Sie sollten gemeinsam den Einsatz von Antihistaminika, Bronchdilatatorsprays und Kortison besprechen. Ebenso schwere Fälle, bei denen auch die Notfallkette aktiviert werden muss.

Joghurt bei Histaminintoleranz-Syndrom

Fallbericht: Verdacht auf Histaminintoleranz – Brustdruck und Herzrhythmusstörungen

Fallbericht: Mastzellaktivitätssyndrom – Juckreiz beim Gehen

 

 

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